Hinter den Kulissen Neue CD des MDR-Kinderchors: Wiegenlieder singen, ohne einzuschlafen
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Der MDR-Kinderchor hatte in den vergangenen Wochen viel zu tun, denn das MDR-Ensemble mit den jüngsten Mitgliedern begann mit der Produktion einer neuen CD. Auf dem Programm stehen Wiegenlieder aus ganz unterschiedlichen Epochen und Stilen.

Die Inspiration für diese Produktion enstand mitten im Familienleben des Kinderchorleiters. Die Suche nach guten Musik-CDs für seine eigenen Kinder empfand Alexander Schmitt oft als frustrierend: Die Begleitung erschien ihm uninspiriert, die Aufnahmen eilig produziert und die Arrangements zu tief für die Kinderstimmen.
Abwechslungsreiches Programm
Als Leiter des MDR-Kinderchors hatte Alexander Schmitt jedoch einen entscheidenen Vorteil bei dieser Suche: Er könnte etwas Eigenes produzieren und es besser machen. Und genau das hat er jetzt getan. "Das Wichtige war mir bei dieser Produktion, dass sie musikalisch vielfältig ist, dass für jeden etwas dabei ist, dass sie vom Tonumfang für die Kinder angemessen ist, dass die Erwachsenen mitsingen können – und zwar möglichst jeder und jede." Es soll eine CD "für alle" sein.
Der Plan scheint aufgegangen zu sein: Wenn man die jungen Sängerinnen und Sänger wie Audrey, Edgar, Viktoria und Lina fragt, was ihr Lieblingsstück ist, dann kommen ganz unterschiedliche Antworten. Edgar beispielsweise singt am liebsten "Kein schöner Land", weil er eine wichtige Botschaft in dem Lied erkennt: "Ich finde es ganz schön, wenn man dann singen kann, wie der Gott über die Menschen wacht."
Lieder weitertragen
Er selbst singt die Lieder abends seinem kleinen Bruder vor. Auch bei Viktoria gehören Wiegenlieder fest zum Alltag: "Mein Vater hat mir immer vorgesungen, als ich kleiner war, und ich singe es teilweise noch meinem kleinen Cousin vor und der freut sich immer darüber." Auch Alexander Schmitt beobachtet, dass junge Familien ihren Kindern gerne etwas vorsingen und sich viel informieren, was die Kleinsten beruhigt.
Diese Lieder von Kinderstimmen singen zu lassen war eine ganz bewusste Entscheidung. Denn Alexander Schmitt hat lange überlegt, mit welchen Kindern er dieses Programm umsetzen will und sich im Vorfeld intensiv mit der Fachliteratur auseinandergesetzt: "In der Baby- und Kinderforschung hat man gemerkt, dass für Kinder gleichaltrige Stimmen ganz tolle Klang-Vorbilder sind. Die mögen die sehr gerne."
Herausforderungen vor dem Mikrofon
Aber es ist auch eine größere Herausforderung, mit jüngeren Kindern aufzunehmen. Edgar beispielsweise hatte einen kleinen Frustmoment: "Man denkt dann immer, man hat es geschafft. Aber dann sagt der Tonmeister 'Nicht atmen, nicht atmen!' Und wenn er das gefühlt tausendmal gesagt hat, dann reicht es." Aber er betont dennoch, dass es ihm Spaß gemacht hat. "Wenn man das schon hunderttausend Mal gemacht hat", erklärt Viktoria, "dann ist die Erleichterung größer, wenn man es dann geschafft hat."
Alexander Schmitt betont, wie wichtig es sei, dass die Kinder sich das Projekt zu eigen machen und den Willen haben, es zu schaffen. "Irgendwann mit der Zeit und auch mit der Erfahrung schafft man es, dass die Kinder sich gegenseitig und sich selbst anspornen, einen Ehrgeiz entwickeln, dass sie das beim nächsten Take wirklich im Kasten haben wollen und 100 Prozent geben."
Raum für Fehler
Dass das Programm ausschließlich aus Wiegenliedern besteht, macht das jedoch nicht leichter – immerhin sollen sie einschläfern. Darum hat Alexander Schmitt seinen Chor in kleine Gruppen eingeteilt, die immer nur kurze Zeit aufnehmen – mit Erfolg, berichten die Kinder.
Und dass der Spaß nicht zu kurz kommt, dafür sorgt Alexander Schmitt auch ganz nebenbei: Als der Tonmeister anmerkt, dass die Kinder zu oft in einer Phrase atmen, parodiert der Chorleiter das Problem. Für Lina ist es prägende Erfahrung, "dass Herr Schmitt dann einen Spaß daraus gemacht hat und dass es dann eigentlich lustig war." Für die junge Sängerin bedeutet das nämlich auch, dass es in Ordnung geht, mal einen Fehler zu machen.
Auch sonst lieben die Kinder das Singen im Chor – weil es ihren Alltag bereichert. Doch auch wenn Audrey die Wiegenlieder gefallen, "jetzt habe ich genug von den Liedern, die wir schon so oft gesungen haben. Aber wenn ich die dann später höre, werde ich mich immer an diese Zeit erinnern – und das finde ich schön."
Anhören kann man sich das Ergebnis dann im Herbst.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 02. Juli 2022 | 07:10 Uhr