Ein Hammerflügel steht im historischen Prinzenhau
Hammerflügel im historischen Prinzenhaus im Schloss Köthen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Schloss Köthen Neue "Musicalien-Kammer" mit historischen Schätzen

17. Mai 2021, 17:13 Uhr

In Köthen verbrachte Johann Sebastian Bach nach eigener Aussage die glücklichste Zeit seines Lebens. An seinem ehemaligen Wirkungsort, im Köthener Schloss, finden alle zwei Jahre die Bachfesttage statt. Seit DDR-Zeiten gibt es dort eine Gedenkstätte. Nun kommt eine neue „Musicalien-Kammer“ dazu.

Zwei Räume von jeweils etwa vierzig Quadratmetern bilden den ehemaligen Empfangsbereich des Fürsten von Anhalt-Köthen. Bis vor wenigen Tagen waren sie leer, nur einige Stühle standen verstreut herum. Doch nun ziehen hier zehn historische Tasteninstrumente ein. Das wertvollste hat Georg Ott bereits aufgebaut:

Es ist das Clavecin Royal. Es gibt praktisch nur eine Handvoll weltweit, die erhalten sind. Das ist so ein ganz spezielles Instrument, wo man eigentlich davon ausgehen kann, dass Bach sowas in der Art schon kannte.

Georg Ott Musikinstrumentenbauer und Restaurator

Georg Ott ist Musikinstrumentenbauer und Restaurator. Seit vielen Jahren arbeitet er in der Musikinstrumentenabteilung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Da bei ihm Beruf und Hobby zusammenkommen, hat er privat in den letzten zwanzig Jahren eine äußerst wertvolle Sammlung historischer Tasteninstrumente aufgebaut. Im September letzten Jahres präsentierte Ott seinen Bestand erstmals öffentlich im Rahmen der Köthener Bachfesttage.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich durch diese Sammlung von Georg Ott nochmal so viel dazugelernt habe, was es eigentlich an klanglichen Möglichkeiten gegeben hat. Wie unglaublich differenziert diese unterschiedlichen Instrumente waren, wie toll es ist, wenn man wirklich genau das richtige Instrument für die richtige Musik hat.

Folkert Uhde, Intendant Köthener Bachfesttage

Zum „Clavecin Royale“ kommt noch ein zweites Instrument aus der Zeit Johann Sebastian Bachs, ein Fortepiano vom Regensburger Klavierbauer Franz Jakob Spath.

Es sind nur zwei weltweit erhalten und eins davon ist spielbar, das wird hier platziert, also auch ein Bach-Instrument. Hier kommen also in den ersten Raum die Instrumente aus dem 18. Jahrhundert rein – und in dem zweiten Raum wird dann Wiener Klassik, frühes 19. Jahrhundert, platziert.

Nicht nur die Hardware vermittelt den möglichst authentischen Klangeindruck, sondern auch das Umfeld, in dem das jeweilige Instrument gespielt wird. Die beiden Räume im Köthener Schloss sind perfekt für intime historische Konzerte geeignet, sagt Georg Ott:

Die Kammermusik wurde eigentlich in der Kammer gemacht. Das heißt, man hatte Kabinette mit Instrumenten – und eine erlesene Schar von Zuhörern. Und genauso historisch korrekt wird das hier auch wieder platziert.

Ein Klanglaboratorium für Musikerinnen und Musiker

Die Tasteninstrumente, die bereits in der „Neuen Musicalien-Kammer“ im Köthener Schloss stehen und die in dieser Woche noch dazukommen, sind – das ist die Besonderheit – alle spielbar. Prominente Interpreten wie die Cembalistin Christine Schornsheim oder die Pianistin Ragna Schirmer haben sich bereits angesagt, um im historischen Klanglaboratorium zu arbeiten.

Wir haben jetzt auch zu den nächsten Bachfesttagen zeitgenössische Komponisten eingeladen, sich auch mit diesem historischen Instrumentarium zu befassen und Musik dafür zu schreiben.

Folkert Uhde, Intendant Bachfesttage Köthen
Außenansicht von Schloss Köthen 5 min
Bildrechte: Christian Ratzel
5 min

Am Internationalen Museumstag wurde im Schloss Köthen eine "Musicalien-Kammer" mit historischen Tasteninstrumenten eröffnet. Die Stücke sind Leihgaben des aus Halle stammenden Sammlers und Restaurators Georg Ott.

MDR KLASSIK Mo 17.05.2021 07:13Uhr 04:34 min

https://www.mdr.de/mdr-klassik-radio/klassikthemen/neue-musicalienkammer-schloss-koethen-100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 17. Mai 2021 | 07:13 Uhr