MDR-Rundfunkrat | 18.06.2018 MDR-Rundfunkrat will mehr bundesweite Berichterstattung über gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt der Regionen

20. Juni 2018, 16:27 Uhr

Horst Saage, Mitglied des MDR-Rundfunkrates
Horst Saage, Mitglied des MDR-Rundfunkrates Bildrechte: MDR/Axel Berger

Die regionale Verankerung der Berichterstattung stand im Mittelpunkt einer Klausurtagung des MDR-Rundfunkrates am Sonntag, 17. Juni, in Magdeburg. Die Präsenz in den Regionen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die über Jahre aufgebaute Kenntnis von Land und Leuten seien untrennbar mit dem Anspruch an die Inhalteangebote des Mitteldeutschen Rundfunks verbunden, unterstrich Rundfunkratsvorsitzender Horst Saage. Die Nähe zu den Menschen, gesellschaftlichen Institutionen, Kulturangeboten, dem regionalen Sport und heimatlichen Brauchtum seien Voraussetzungen für die Legitimation einer Landesrundfunkanstalt. An die regionale Berichterstattung einer Mehrländeranstalt wie dem MDR seien deshalb besonders hohe Ansprüche geknüpft, unterstrich Saage.

In der Klausur des Rundfunkrates berichteten die Direktoren der MDR-Landesfunkhäuser in Magdeburg, Erfurt und Dresden sowie Chefredakteur Torsten Peuker über aktuellen Stand, laufende Entwicklungen und Perspektiven der Regionalberichterstattung aus den drei Ländern auf allen Verbreitungsplattformen. Dazu gehörte auch die Darstellung, wie die Redaktionen über die Funkhauszentralen hinaus in Regionalstudios und Redaktionsbüros in Mittel- und Kleinstädten - insgesamt an 23 Orten - so nah wie möglich an die Geschehnisse abseits der Metropolen heranrücken und so in der Lage seien, auch über die Geschehnisse aus den entlegensten Gegenden schnell und kenntnisreich zu berichten. Wichtig sei, dass die Journalistinnen und Journalisten selbst in den Regionen leben und auf diese Weise mit dem Alltag der Menschen vertraut seien, über deren Lebenswirklichkeit sie berichten.

Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei aber auch ein gesamtdeutscher Blick auf die Regionen von Bedeutung. Zu diesem Thema diskutierte das Aufsichtsgremium auch mit Kai Gniffke, dem Chefredakteur von ARD-Aktuell, der in Hamburg Sendungen wie die Tagesschau und die Tagesthemen verantwortet. Von ihm wünschten sich die Rundfunkräte noch mehr Präsenz der drei östlichen Bundesländer im gesamtdeutschen ARD-Programm. „Auch über ein Vierteljahrhundert nach Vollendung der Deutschen Einheit ist es für den Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig, dass über die Vielfalt der Regionen berichtet wird und die Menschen in allen Teilen Deutschlands mehr über einander erfahren“ erläuterte der Rundfunkratsvorsitzende. Außerdem richtete der MDR-Rundfunkrat seine Erwartung an die ARD, dass die drei mitteldeutschen Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen künftig bei der Standortfestlegung für Gemeinschaftseinrichtungen der ARD angemessen berücksichtigt werden.

Kai Gniffke zeigte auch angesichts eines ausgeprägten Stadt-Land-Gefälles Verständnis für die Wünsche nach mehr Regionalität: „Wir haben uns vorgenommen, künftig über die Alltagssorgen der Menschen häufiger aus den Regionen und damit auch aus Ostdeutschland zu berichten“.

Zu Beginn der Klausurtagung hatte der MDR-Rundfunkrat auch die Telemedienangebote zur regionalen Berichterstattung einer kritischen Überprüfung unterzogen. Angesichts der sich immer noch stark verändernden Mediennutzung und einer stärkeren Hinwendung vor allem jüngerer Menschen zu mobilen Angeboten und Inhalten im Internet komme diesen Angeboten eine wachsende identitätsstiftende Bedeutung zu, befand der Rundfunkrat. Um seine Verantwortung als unabhängiger freier und gemeinsamer Rundfunk in der geforderten Vielfalt und Qualität wahrnehmen zu können, brauche der öffentliche Rundfunk auch eine für diesen Bedarf ausreichende Finanzierung, unterstrich der Rundfunkratsvorsitzende.