Mikrofone und Aufnahmegeräte werden einem Mann hingehalten
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MDR-Rundfunkrat | Leipzig, 20.06.2016 Höchster Anspruch an Qualität der eigenen Arbeit

MDR-Rundfunkrat diskutiert in Klausurtagung über Auftrag, Qualität und Glaubwürdigkeit der Medien

20. Juni 2016, 14:30 Uhr

Der höchst mögliche Anspruch an die eigene Qualität muss für Journalisten der Leitgedanke ihrer Arbeit sein, wenn sie verlorenes Vertrauen ihrer Leser, Hörer, Zuschauer und Telemediennutzer zurückgewinnen wollen. Diese Forderung erhob MDR-Intendantin Karola Wille bei einer Klausurtagung des MDR-Rundfunkrates im sächsischen Radebeul. Die Tagung des Aufsichtsgremiums stand unter dem Titel "Auftrag.Qualität.Glaubwürdigkeit".

Eine Reihe von Umfragen und Expertisen der vergangenen Wochen und Monate habe ergeben, dass das "Glaubwürdigkeitskonto der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter nach wie vor gut gefüllt ist", sagte Wille vor dem Rundfunkrat und warnte zugleich davor, den Kredit der Mediennutzer leichtfertig aufs Spiel zu setzen. "Die Menschen erwarten von uns vorurteilsfreie Aufklärung und Orientierung". Das setze eine handwerklich saubere Arbeit und Tiefe der Recherche zur Berichterstattung voraus. Redaktionen sollten sich nicht allein von der Agenda des politischen Tagesgeschäfts leiten lassen, sondern müssten die Themen, die die Menschen in ihrem Alltag bewegen, auch selbst setzen.

Journalisten als Torwächter von Relevanz und Deutung der Wirklichkeit, Ausblenden von Teilen des Meinungsspektrums, natürliche Begrenzung der Nachrichtenauswahl, fehlende Trennung von Berichterstattung und Kommentierung sowie manipulierende Emotionalisierung von Nachrichten waren Stichworte einer intensiven Diskussion der Rundfunkräte über handwerkliche und ethische Fragen des journalistischen Berufsstandes. Das Internet, so die übereinstimmende Meinung, eröffne heute wesentlich mehr Möglichkeiten zur vergleichenden Betrachtung journalistischer Berichterstattung als früher, zu mehr Kontrolle, aber auch zu lautstarker undifferenzierter Kritik. Dabei warnten Rundfunkräte auch davor, sich von solcher Kritik treiben zu lassen. Notwendig sei ein selbstbewusstes Aufrechterhalten journalistischer Standards. Rundfunkratsvorsitzender Steffen Flath wies aber auch den Rundfunkräten selbst eine aktive Rolle in der Glaubwürdigkeitsdebatte zu. Dies gelte für eine unabhängige kritische Beurteilung der Programmleistungen ebenso wie für eine offene eigene Darstellung und Berichterstattung gegenüber der Öffentlichkeit über die Arbeit der Aufsichtsgremien..

Gute Ansätze, das Vertrauen der Mediennutzer immer wieder neu zu gewinnen, sieht die MDR-Intendantin beispielsweise in Fehler- und Korrekturseiten, die viele Medien – unter anderen der MDR – bereits im Internet eingerichtet hätten. Wille: "Wir brauchen nicht nur Transparenz in unserem wirtschaftlichen Gebaren, wir brauchen Transparenz auch in unserem journalistischen Handeln. Nur, wer versteht, wie journalistische Berichterstattung funktioniert, kann auch Vertrauen zu ihr aufbauen". Einen Beitrag dazu könnten auch Medienkompetenz-Angebote der Medienhäuser leisten, in denen Arbeitsweise und Rahmenbedingungen der Medienschaffenden dargestellt und erläutert werden.

In der Klausurtagung des MDR-Rundfunkrates referierte auch der Publizist Uwe Kammann über "Die Glaubwürdigkeit der Medien". Die gleichlautende Expertise hatte Kammann im Auftrag des MDR erstellt. Sie steht im Internet unter www.mdr.de/unternehmen/die-glaubwuerdigkeit-der-medien-100.html zum Download zur Verfügung. Außerdem beschäftigte sich der Rundfunkrat im Rahmen seiner Klausur mit der internen Erfolgs- und Qualitätsmessung im MDR. Gemäß den Ergebnissen eines aktuell erhobenen MDR-Nutzermonitors ist der MDR mit seinen Angeboten für 74 Prozent der Befragten glaubwürdig, 60 Prozent der Menschen sprechen dem Medienhaus hohes Vertrauen aus und 71 Prozent der Befragten bescheinigen dem MDR eine hohe gesellschaftliche Wichtigkeit.