Ostball Alba Berlin Podcast 74 min
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74 min

Alba Berlin ist die Antithese zum knallharten Sport-Business – und trotzdem erfolgreicher Teil davon. Wodurch sich der Basketball-Klub auszeichnet.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 07.07.2022 15:00Uhr 73:31 min

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Wer im Osten lebt und hochklassigen Basketball liebt, für den gab es lange vor allem einen Sehnsuchtsort: die Heimspielstätte von Alba Berlin. Seit Jahrzehnten spielt Alba national ganz oben mit, überzeugt regelmäßig auch international.

Doch so erfolgreich wie aktuell war der Hauptstadt-Klub wohl noch nie – und zwar auf und abseits des Parketts. Der Alba-Weg ist ein besonderer.

Folge 5 von "Ostball" in der Übersicht:

Das Thema

Alba Berlin ist so etwas wie die Antithese zum knallharten Sport-Business – und trotzdem ein äußerst erfolgreicher Teil davon. Wie der Klub seiner sozialen Verantwortung gerecht wird, ist einmalig im deutschen Profisport. Seine Bildungsidee dient längst als Vorbild für andere Vereine.

Und auch in der Spitze überzeugt Alba: Fünf der letzten sechs möglichen nationalen Titel haben sich die Alba-Herren gesichert. Die Jungen und Mädchen wurden in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga ebenfalls Deutscher Meister. Und das Frauenteam stieg kürzlich in die erste Liga auf.

Dieser Verein, so fühlen es Fans und Beobachter, ist ein besonderer Basketballverein, vor allem ist er eben viel mehr als "nur" das. Woraus nährt sich dieses Gefühl? Was unterscheidet Alba von anderen Klubs? Und welche Überzeugungen stecken hinter der Kultur, die bei Alba Berlin gelebt wird, hinter der "Alba Culture"?

Die Gäste

Dietmar Wenck arbeitet seit 1986 als Sportjournalist in Berlin – erst beim Tagesspiegel, dann bei der Berliner Morgenpost. Er hat die Anfänge des Klubs miterlebt, die Serien-Meisterschaften, aber auch die schweren Zeiten. Wenck erklärt im Podcast, wie Alba tickt.

Bestimmt wird der Rhythmus von Alba seit nunmehr 32 Jahren vor allem von einem Mann: Marco Baldi. Damals bekam der Geschäftsführer einen Schuhkarton voller Rechnungen in die Hand gedrückt – und baute daraus einen internationalen Spitzenklub. Wie, das verrät Baldi im Podcast.

Und wer über den Erfolg von Alba Berlin spricht, nach Gründen sucht, der kommt an der Kultur nicht vorbei: Der spanische Sportdirektor Himar Ojeda hat diese "Alba Culture" seit seinem Amtsantritt vor sechs Jahren maßgeblich geprägt. Er erklärt, was seine Philosophie auszeichnet.

Mit Maodo Lô spricht außerdem ein Alba-Profi darüber, warum der Job als Basketballspieler in Berlin so viel Spaß macht und was Freiheit in dem System bedeutet. Und drei Fans aus dem "Block 212" erzählen, was die Beziehung zwischen Anhängerschaft und Spielern so besonders macht.  

Neben dem sportlichen Erfolg punktet Alba seit Jahren vor allem abseits des Bundesliga-Parketts: Mit dem Bildungsprogramm "Palermo" geht der Vereinen einen bemerkenswerten Weg. Vizepräsident Henning Harnisch und Kulturdirektorin Rabea Weihser sprechen im Podcast über die soziale Jugendarbeit von Alba und das Zusammenspiel zwischen Sport und Kultur.

Die spannendsten Aussagen

Geschäftsführer Marco Baldi sagt: "Ich glaube, dass wir eine tolle Balance gefunden haben aus Kontinuität, einem Bewusstsein, wo wir herkommen, einem festen Wertekanon und gleichzeitig immer der Kraft und dem Wunsch, sich zu erneuern – und das nicht für sich, um zu gewinnen."

Sportdirektor Himar Ojeda sagt: "Im Profisport ist es verbreitet, dass Spieler zu Höchstleistungen getrieben werden müssen. Es ist wie bei Früchten: Du presst sie aus, um den Saft zu bekommen, aber danach schmeißt du sie weg. Wir glauben nicht an diesen Weg. Wir glauben daran, Menschen zu überzeugen, ihr Bestes zu geben, indem wir eine großartige Atmosphäre schaffen."

Vorsänger Alexander Kürth sagt: "Wenn sich Ojeda die Lieder mit dem Handy aufnimmt und ich weiß, dass er die zu Hause übersetzt und mitsingt. Wenn man singt und Christ Koumadje nickt mit dem Kopf dazu. Oder wenn man sich die Social-Media-Beiträge anguckt und die Mannschaft singt ein Fan-Lied in der Kabine. Das ist eine krasse Wertschätzung."

Spielmacher Maodo Lô: "Du spielst auf dem höchsten europäischen Niveau, wo es normalerweise immer um Leistungsdruck geht. Jeder ist angespannt. Aber bei Alba herrscht eine andere Philosophie. Wir versuchen, diesen Wettkampf durch Spaß und Leichtigkeit anzugehen."

Kulturdirektorin Rabea Weihser sagt: "Wir handeln bei Alba nicht aus dem Überfluss, sondern aus Überzeugung. Jeder tut, was er kann. Das macht es manchmal sehr spontan, sehr unkonventionell, sehr handgemacht. Aber man darf gerade in diesem Sportgeschäft das Menschliche, das Authentische nicht vergessen. Ansonsten ist es ganz schnell einfach nur ein blankes Business. Und das ist Alba eben nicht."

Vizepräsident Henning Harnisch sagt: "Wir müssen immer kämpfen, dass die nächsten Schritte möglich sind. Und für uns ist klar: Wir brauchen einen eigenen Ort für unsere Kultur."

Sportjournalist Dietmar Wenck sagt: "Es ist eine ganz andere Kultur und Philosophie, die Alba jetzt vertritt, als vorher. Die Spieler lieben das und schätzen das."

Produziert wird der Podcast von Daniel George und Julien Bremer. Ihr erreicht Daniel George über Twitter, Instagram oder per Mail an ostball@mdr.de.

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