Der Innenraum der Kloster Kirche Sankt Wigbert
Täglich um 6:20 und 9:20 Uhr gibt es bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wort zum Tag Augenblick mal

19. April 2024, 05:00 Uhr

Täglich 6:20 und 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio das Wort zum Tag. In dieser Woche spricht es Pfarrer Markus Fischer von der Selbstständigen Evangelische-Lutherischen Kirche Erfurt.

Freitag, 19. April: Der Schwur von Buchenwald

Heute jährt er sich wieder: der Tag, an dem auf dem Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald ein hölzerner Obelisk aufgestellt wurde. Das Lager war kurz vorher befreit worden. Der Obelisk trug als Inschrift: 51.000. Das war die geschätzte Zahl derer, die hier ermordet wurden. Die Häftlinge, die überlebt hatten, kamen zu einem Totengedenken zusammen. Am Ende hoben sie die Hand zum Schwur von Buchenwald:

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Fr 19.04.2024 06:20Uhr 01:58 min

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"Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel", heißt es da. "Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig."

Lange her, oder? Nun ja: Es gibt Leute, die meinen, die Nazizeit sei ein Fliegenschiss gewesen, die wieder anknüpfen an den braunen Ungeist, gegen Ausländer hetzen, Deutschland über alles setzen – auch über die Menschenwürde. Das sind Leute, die wollen aus Thüringen, dem grünen Herzen, wieder einen braunen Arsch machen.

Eine Gruppe von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht, was es bedeutet, wenn eine autoritär-populistische Partei mit der Thüringer Landtagswahl an die Macht käme. Kurz gesagt: Schluss mit lustig. Gut, wenn wir aufgeklärt werden, was uns erwartet. Dieses Thüringen-Projekt, so der Name, bekommt morgen in Stuttgart die Theodor-Heuss-Medaille verliehen.

Da kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch an die jungen Leute. Macht weiter, der Schwur von Buchenwald ist noch nicht erfüllt.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Donnerstag 18. April: Der Hoffnungszähler

Es war der wärmste Aprilanfang in Mitteldeutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Klimakrise sorgt für Schlagzeilen, schon wieder. Aber wen juckt und bewegt das schon. Dabei ist das 1,5 Grad-Ziel schon nicht mehr zu erreichen. Und bei drei bis vier Grad Erderwärmung ist es vorbei mit der Zivilisation.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 18.04.2024 06:20Uhr 02:01 min

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Ich sitze im Zug und lese diese Nachrichten. Dann schaue ich auf die Internetseite der mitteldeutschen Landeskirche. Dort finde ich einen Stromzähler: rote Ziffern auf schwarzem Grund. Gezählt werden dauernd Kilowattstunden und Tonnen Kohlendioxid. Es sind die Kilowattstunden, die von den eigenen Windenergieanlagen der Kirche produziert werden. Und es sind die Tonnen Kohlendioxid, die dadurch eingespart werden. Nach einer Stunde Zugfahrt sind es fast 7.000 Kilowattstunden mehr, so viel wie drei Haushalte in einem Jahr verbrauchen.

Meine Kirche hat ein Gelübde abgelegt: Aller Strom, den Kirche und Diakonie verbrauchen, soll aus eigenen Windenergie- und Solaranlagen kommen. Die Kirche will Teil der Lösung, nicht Teil des Problems sein. Und, wie stehts? Es steht nicht, es läuft. Und zwar gut. Es wird bereits mehr Strom produziert, als die Kirche verbraucht. Und es soll noch mehr werden, mehr Windenergieanlagen und Solaranlagen auf etliche der 4.000 Kirchendächer.

Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesem Zähler. Während die Krisen-Uhr immer schneller zu ticken scheint, gibt er die Hoffnungsrichtung an. Ich schaue gern auf diese roten Zahlen, die nie stillstehen. Wir sollten nicht stillstehen, wenn es ums Klima geht,

findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Mittwoch, 17. April: Verfassung

Jahrelang wurde im Landtag an Verfassungsänderungen gearbeitet. Am Ende sollten zehn Punkte geändert oder neu aufgenommen werden. Und dann … nichts dann, vor zwei Jahren kam die Sache ins Stocken und ins Bocken: Nee, mit denen stimmen wir nicht; und wenn die nicht machen, was wir wollen, dann machen wir nicht mit, was die wollen. Und so weiter und so kleinkariert, wie Thüringen … es nicht verdient hat.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 17.04.2024 08:45Uhr 01:46 min

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In der Bibel wird von Petrus, dem berühmten Jünger, erzählt, der von einem römischen Hauptmann eingeladen wird. Nur ist Petrus Jude und mit so einem Heiden treffen, das geht nicht. Petrus bockt, die Sache stockt. Da hat Petrus eine Erscheinung und hört eine göttliche Stimme, die sagt: Mäkel hier nicht rum, der Hauptmann ist auch nur ein Mensch, hab dich nicht so. Petrus kapiert, dass er alte Glaubensgrundsätze über Bord werfen muss. Er besucht den Hauptmann.

Den Fraktionen im Landtag sind auch ein paar Engel erschienen: Umwelt- und Sozialverbände, der Feuerwehrverband, der Kinderschutz- und der Beamtenbund. 21 Organisationen fordern gemeinsam: Bockt hier nicht rum, springt über eure parteipolitischen Schatten. Und kapiert, dass diese Verfassung nicht euch gehört, sondern allen.

Es scheint Bewegung in der Sache. Vielleicht wird vor den Landtagswahlen die Verfassung doch noch geändert, Nachhaltigkeit und die Förderung des Ehrenamtes festgeschrieben, die Bürgerrechte gestärkt, das hofft Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Dienstag, 16. April: Gaza

Nie waren an einem Tag so viele Flugzeuge nach Berlin gekommen wie heute vor 75 Jahren. Im 3-Minuten-Takt landeten die Rosinenbomber, wie sie von der Bevölkerung genannt wurden. Die Sowjets hatten Westberlin abgeriegelt. Daraufhin versorgten die Alliierten die Berliner über eine Luftbrücke mit Lebensmitteln, Brennstoffen, Medikamenten aus der Luft.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 16.04.2024 06:20Uhr 02:07 min

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In Westberlin lebten damals 2,2 Millionen Menschen. So viele wie heute in Gaza. In den Nachrichten sehen wir, wie Flugzeuge ein paar Paletten Lebensmittel abwerfen. Auch Deutschland hilft hier. Mal sind es 20 Tonnen pro Flug … In Berlin waren es 1948/49 meist so um die 4.000 Tonnen am Tag. Und heute vor 75 Jahren sogar mal 12.000 Tonnen. Nun können in Gaza keine Flugzeuge landen. Die Versorgung ist abhängig davon, ob sich die israelische Regierung bewegen lässt, Hilfskonvois durchzulassen.

Ich bin diplomatisch nicht gebildet, ich habe keine Ahnung von den politischen Verwicklungen. Aber ich kann das Elend sehen. In Berlin damals haben die Alliierten das Unmögliche möglich gemacht. Was mir nicht einleuchtet, nie und nimmer: Dass die Welt zuschaut, wie die Menschen in Gaza im Elend versinken. Das darf um Gottes und der Menschen Willen nicht sein.

Ernst Reuter, der damalige Bürgermeister von Berlin hat sich damals an die Welt gewandt und gesagt: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt, und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt."

Ich denke an Gaza und habe dem nichts hinzuzufügen. Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Montag, 15. April: Herr Wissing und die Leute

"Das wollen die Leute nicht", meint Herr Wissing. Also, die Leute, das sind wir, Sie und ich. Und Herr Wissing, das ist der Bundesverkehrsminister. Und der wurde interviewt – zum Tempolimit auf Autobahnen. Der Journalist fragte ihn nach einer Studie des Umweltbundesamtes, wonach mit einem Tempolimit fast sieben Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden könnten. Darauf der Herr Wissing: "Da geistern so viele Zahlen rum." Und äh, das Tempolimit: "Das wollen die Leute nicht."

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 15.04.2024 06:20Uhr 01:54 min

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Nun, beides ist falsch. Die Zahlen einer offiziellen Behörde geistern nicht, sondern sind ernst zu nehmen, zuallererst von denen, die einen Eid geschworen haben, Gefahr vom Volk abzuwenden. Und was "die Leute" von einem Tempolimit halten, ist in x Umfragen ermittelt worden: Ungefähr 60 Prozent sind dafür.

Jesus hat einmal gesagt: Er rede in Bildern, weil viele Menschen sehen mit offenen Augen und erkennen nichts und hören mit offenen Ohren und verstehen nichts. Was ist hier so schwer zu verstehen? Es geht um Kohlendioxid, Verkehrstote, Lärmbelastung.

Aber gut, malen wir uns das aus … wir kämen aus Frankreich, Dänemark, Tschechien oder Österreich aus dem Urlaub zurück und es würde nicht gleich hinter der Grenze wieder Vollgas gegeben. Ich sehe entspannte Gesichter, Rücksichtnahme und keine Drängeleien. Ich sehe Ältere, die sich wieder auf die Autobahn trauen. Und Natur und Klima, die aufatmen.

Einen Verkehrsminister mit einer Vision von besserem Leben wünscht sich Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Sonntag 14. April: 100 Jahre Glaub und Heimat

Nehmen wir an, jemand wäre heute so verrückt, eine Zeitung zu gründen, die über kirchliche Themen berichten soll, eine Kirchenzeitung also: Nie und nimmer würde man sie "Glaube und Heimat" nennen. Biederer geht’s ja kaum. Man würde sie vielleicht nennen "kreuz und quer" oder "Tempel und Teufel", aber doch nicht "Glaube und Heimat". Aber so heißt sie nun mal. Unsere Thüringer Kirchenzeitung. Heute feiert sie ihren 100. Geburtstag - mit einem Leserfest in Weimar erst im und am Nachmittag vor dem Nationaltheater.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio So 14.04.2024 06:20Uhr 01:55 min

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Und hier finden wir dann auch des Pudels Kern. Im Theater. Der Name "Glaube und Heimat" stammt nämlich von einem Theaterstück, uraufgeführt 1910. Darin geht es um die Vertreibung von protestantischen Christen aus dem Tiroler Zillertal ein paar Jahrzehnte vorher. Um ihres Glaubens wegen mussten sie ihre Heimat verlassen, wurden vertrieben, da sie nicht katholisch werden wollten.

Wer auch immer vor hundert Jahren auf die Idee kam, den Titel des Theaterstücks über die Zeitung zu schreiben, wollte kein Wohlfühlblatt, wollte nicht Friede, Freude, Eierpampe drucken, sondern wollte die Welt im Licht der christlichen Botschaft sichtbar machen.

"Glaube und Heimat" heute heißt eben zu verstehen, dass diese Welt die Heimat aller Menschen ist, dass der Glaube der anderen zu respektieren ist. Das flattert den Abonnenten jede Woche in den Briefkasten.

Es ist nicht meine Fete heute in Weimar, aber fühlen Sie sich ruhig eingeladen zu dem Leserfest am Nachmittag – Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Ralf-Uwe Beck - geb. 1962
- Traktorist und Theologe
- arbeitet als Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM)
- politisch engagiert bei Mehr Demokratie e.V.
- verheiratet, drei Kinder, wohnt in Eisenach

MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 19. April 2024 | 06:20 Uhr