Der Innenraum der Kloster Kirche Sankt Wigbert
Täglich um 6:20 und 9:20 Uhr gibt es bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wort zum Tag Augenblick mal

23. April 2025, 06:20 Uhr

Täglich um 6:20 Uhr und um 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Andrea Wilke, katholisch, spricht über die große Bedeutung des Ostermontags.

Donnerstag, 24. April: Eine Krone ohne Zacken

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 24.04.2025 06:20Uhr 01:47 min

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Es war Liebe auf den ersten Blick. Sofort als ich die getöpferte Figur auf dem Verkaufstisch der Keramikwerkstatt sah, hatte ich mich in sie verliebt.  Die Figur, ungefähr 25 cm groß, stellt einen König dar. Er hat viel zu lange Arme, die in den Taschen am Saum seines bodenlangen Mantels stecken. Ein freundliches Gesicht hat er. Und natürlich eine Krone auf dem Kopf. Die Farbe der Figur ist bis auf die weinroten Taschen und den Mantelkragen die Farbe des Tons. Also ziemlich schlicht gehalten.

Zu Hause angekommen, wickle ich die Figur aus dem Papier. Und mache eine Entdeckung. Der Krone fehlt ein Zacken. Das war mir beim Kauf gar nicht aufgefallen. Ich überlege, ob dieser Zacken absichtlich fehlt. Aber die Bruchstelle ist eindeutig erkennbar. Irgendetwas muss dem König zugestoßen sein. Und dann fällt mir noch etwas auf, was ich vorher nicht gesehen hatte. Diese Bruchstelle ist mit goldener Farbe angestrichen. Mir kommt diese japanische Reparaturtechnik in den Sinn, Kintsugi. Bei dieser werden Bruchstücke wieder zusammengefügt und die entsprechende Stelle mit Gold gezeichnet.

Bei meinem König ist das anders. Der Zacken fehlt. Er wurde nicht ergänzt. Ich liebe diese Königsfigur, weil sie mich an viele Menschen erinnert, die ich sehr gern habe. Es sind nicht nur Menschen mit einer Behinderung, aber die besonders. Das Liebenswerte eines Menschen macht sich nicht an Vollkommenheit fest. Sondern an vielen anderen kleinen Merkmalen. Und wer genau hinsieht, trifft da vielleicht sogar auf Gold.

Meint Andrea Wilke, katholisch und aus Arnstadt

Mittwoch, 23. April: Zweige abknicken

In Arnstadt grünt und blüht es an vielen Ecken. Die Stadt tut einiges dafür, dass Grünflächen gepflegt werden und es an etlichen Straßenrändern oder auf Verkehrsinseln Gräser und Blumen gibt. Es ist wirklich eine Pracht. Neulich komme ich an einer dieser Grünflächen vorbei.

Rundfunkbeauftragte Andrea Wilke 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 23.04.2025 06:20Uhr 01:56 min

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Eine Frau läuft quer über den Rasen, in ihrer Hand zwei lange Zweige eines blühenden Mandelbäumchens, das dort steht. Das zarte Rosa der Blüten leuchtet mir schon von Weitem entgegen. Als die Frau an den blühenden Forsythiensträuchern vorbeikommt, höre ich nur ein kurzes Knacken. Sie hat sich auch hier Zweige abgebrochen. Ich kann sie so gut verstehen: sich den Frühling ins Zimmer holen. Wer hat nicht die Sehnsucht danach?

Doch die Sache hat eine Kehrseite. Wenn sich noch viele andere mit der gleichen Sehnsucht an den Sträuchern bedienen, dann bleiben für die Allgemeinheit nur noch ziemlich gestutzte Sträucher übrig. Eine Augenweide sind die dann nicht mehr.

Die Frau wird, im Idealfall, nicht daran gedacht haben. Ich möchte nicht glauben, dass es ihr eigentlich ziemlich schnurz ist, was ihr Zweigepflücken für die Allgemeinheit bedeutet.

Doch manchmal habe ich den Eindruck, dass bei dem, was Einzelne tun, das Große und Ganze aus dem Blick gerät. Das passiert mir auch manchmal. Deshalb habe ich mir angewöhnt, mich vorher zu fragen: Was richte ich an Gutem oder Schlechtem an mit dem, was ich tue, rede oder denke?

Einen schönen Tag! Ihre Andrea Wilke, katholisch und aus Arnstadt

Dienstag, 22. April: Zum Tod von Papst Franziskus

Ich habe geweint. Gestern. Als die erste Schockstarre vorbei war. Der Papst ist tot. Ich war so sprachlos. Denn ich mochte ihn sehr, diesen außergewöhnlichen Papst. Keiner von oben, sondern einer mitten unter den Menschen.

Als er vor einigen Wochen lebensbedrohlich krank im Krankenhaus lag und die halbe Welt für ihn betete, dachte ich: "Das kann nicht sein, dass das jetzt hier sein Ende ist". Mein Bauchgefühl und meine Hoffnung hatten mich nicht getrogen. Papst Franziskus wurde entlassen. Ja, er war schwach und musste sich schonen. Aber es ging aufwärts.

Rundfunkbeauftragte Andrea Wilke 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 22.04.2025 06:20Uhr 02:04 min

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Ich hab' mich so sehr - auch für ihn - gefreut, dass er vor zwei Tagen am Ostersonntag auf dem Petersplatz den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (also der Stadt und dem Erdkreis) spendete. Ganz eindringlich hat er daran erinnert, dass der Angelpunkt  jedes Handelns immer die Mitmenschlichkeit sein muss.

Als er dann im Papamobil noch einmal durch die Menschenmenge fuhr, war das wieder einmal typisch Franziskus: hin zu den Menschen. Das wird nun nie wieder sein. Papst Franziskus ist tot. Auch wenn er schon 88 Jahre alt war und obendrein noch krank, kam sein Tod für mich zum jetzigen Zeitpunkt überraschend.

Gestorben ist er gestern, am Ostermontag. Vielleicht würde er mir jetzt sagen: Hey, das ist die Glaubwürdigkeitsprobe. Wir haben Ostern gefeiert. Auferstehung. Also wisch die Tränen weg. Lebe, was du glaubst. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Und ich? Ich würde ihm wohl Recht geben. Trotzdem wird er mir fehlen. Und nicht nur mir allein.

Andrea Wilke, katholisch und aus Arnstadt

Ostermontag, 21. April: Danke, Papst Franziskus

Es ist abends, viertel nach Acht, an jenem 13. März vor zwölf Jahren. Der Vatikan verkündet die Nachricht, dass es zwei Wochen nach dem Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. wieder einen Papst gibt: Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires. Zum ersten Mal ein Papst mit lateinamerikanischer Herkunft.

Eine Überraschung. Als Papstnamen wählt er Franziskus, und auch damit ist er der Erste. Kein anderer vor ihm wählte sich als Papst den Namen des heiligen Franz von Assisi, dessen Leben von freiwilliger Armut und großer Liebe zu Gottes Schöpfung geprägt war.

Wieder eine Überraschung, der viele weitere folgten. Denn er macht seinem Namenspatron alle Ehre. Statt roter Papstschuhe, die seit Jahrhunderten für das Amt als Papst stehen, trägt er weiterhin seine Schuhe. Er mag es unkonventionell und bringt den Zeremonienmeister ins Schwitzen. In der Gründonnerstagsliturgie wäscht er einige Male Gefängnisinsassen die Füße. Franziskus ist lieber nah dran an den Menschen.

Papst Franziskus bei der wöchentlichen Generalaudienz in der Aula Paul VI. im Vatikan. 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 21.04.2025 06:20Uhr 02:16 min

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Deshalb zieht er auch nicht in die für einen Papst vorgesehene Wohnung im dritten Stock des Apostolischen Palastes, sondern bleibt im Gästehaus Casa Santa Marta. "Ich", so schreibt er in seiner Autobiographie, "und das ist der eigentliche Punkt- kann ohne andere Menschen nicht leben".

Franziskus ist ein Menschenfreund durch und durch, Abgehobenheit lehnt er kategorisch ab – egal, welches Amt jemand bekleidet. Die Erwartungen an ihn als Papst waren groß. Erwartungen, die er gar nicht erfüllen konnte. Er bringt die verschiedenen Lager innerhalb der Kirche bei der Weltsynode miteinander ins Gespräch. An wirklich runden Tischen, an denen die Sitzordnung keinen Platz für besondere Amtsträger vorsieht. Auch nicht für ihn.

Nun ist Papst Franziskus gestorben. Schon diese "Worte zum Tag" hätte ich in der Vergangenheit formulieren können. Aber was er in der Kirche bewegte, ist wichtig für unsere Zukunft, auch außerhalb der Kirche. Da passt die Vergangenheitsform irgendwie nicht. Danke, Papst Franziskus!

Sagt Juliane Körber, katholisch und aus Rockhausen

Sonntag, 20. April: Das Osterwort von Landesbischof Friedrich Kramer

Es ist noch dunkel. Das Licht des Ostermorgens ist nicht angebrochen, als Maria zum Grab geht. Sie geht allein und findet das Grab leer. Verzweifelt rennt sie zu den Jüngern.

Die kommen angelaufen und sehen nur: Das Grab ist leer. Mit den Augen sieht man es, das Herz begreift es nicht. Ratlos gehen sie heim. Maria aber bleibt in der Morgendämmerung am Grab und weint verzweifelt. Es ist schlimm, wenn man keinen Ort hat zum Trauern.

Friedrich Kramer 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Sa 19.04.2025 10:10Uhr 01:52 min

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Plötzlich steht einer hinter ihr. "Herr", fragt sie unter Tränen und hält ihn für den Gärtner: "Hast du ihn weggetragen? Dann sage mir, wo du ihn hingelegt hast, dann will ich ihn holen."

Mit den Augen können wir Ostern nicht sehen. Ostern können wir nicht anfassen oder gar festhalten. Wir müssen das Hören lernen, das Hören auf seine Stimme, die Stimme der Liebe, damit wir aus den Gräbern von Angst und Verzweiflung auferstehen können. Maria braucht Zeit. Und es dauert, bis sie den Auferstandenen an seiner Stimme erkennt. Er sagt: "Maria!" Da öffnen sich Augen und Herz.

Marias Weg - ein Trost für unsere Tage? Vielleicht muss es so sein, dass wir eine Zeitlang im Dunkeln sind, uns die Verzweiflung anfasst und wir tränenverschleiert keine Zukunft sehen, ehe das Osterlicht hereinbrechen kann. Und dann verstehen wir mit unseren Herzen, die Liebe bricht auf. Wir können Altes und Totes loslassen, weil der Auferstandene uns anspricht. Und so sagen wir weiter:

"Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!"

Fröhliche Ostern wünscht

Friedrich Kramer
Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Das Osterwort vom katholischen Bischof Ulrich Neymeyr

Auch an Ostern können wir die Bilder der Terroranschläge nicht vergessen, aber auch nicht die Bilder von den militärischen Angriffen in der Ukraine und in Gaza. Wie können wir da Ostern feiern?

Ulrich Neymeyr, Erfurts Bischof, predigt beim Requiem für den verstorbenen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel im Dom St. Marien. 2 min
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Wir Christen vergessen auch an Ostern den Karfreitag nicht, den Tag, an dem Jesus brutal hingerichtet wurde. Er wurde aus religiösen Motiven hingerichtet. Viele Terroranschläge sind religiös motiviert.

Ostern gibt keine vorschnellen Antworten. Ostern nimmt der mörderischen Gewalt nicht die Wucht. Ostern ist wie die Kerzen, die die Menschen an den Orten des Grauens entzünden.

Sie machen das Morden nicht ungeschehen. Sie sind leise Zeichen der Solidarität mit den Opfern, aber auch der Solidarität der Lebenden. Heute Nacht haben viele Christen in den Kirchen Ostern gefeiert.

An der Osterkerze, die das Zeichen für die Auferstehung Jesu von den Toten ist, haben die Menschen in den Kirchen eine Kerze entzündet, Zeichen der Solidarität mit Jesus, aber auch Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Gewalt heute; kleine, verletzliche Symbole dafür, dass der Tod nicht das Ende sein kann und dass die Brutalität nicht das letzte Wort haben wird.

Ostern ist das Fest, das ermutigt, Wege des Friedens und der Versöhnung zu gehen und dem Anspruch des Wortes von Martin Luther King gerecht zu werden: Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist.

Ulrich Neymeyr
Katholischer Bischof des Bistums Erfurt

Zur Biografie von Andrea Wilke * 1964 in Potsdam-Babelsberg geboren
* nach Ausbildung als Krippenerzieherin einige Jahre in dem Beruf tätig
* 1989-1995: Studium der katholischen Theologie in Erfurt
* bis 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte
* seitdem Referentin im Seelsorgeamt des Bistums Erfurt und Rundfunkbeauftragte
* Andrea Wilke lebt mit ihrem Sohn in Arnstadt

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 24. April 2025 | 06:20 Uhr