Luftbildaufnahme von Creuzburg
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Wartburgkreis Creuzburg an der Werra

Das Städtchen Creuzburg liegt nur zehn Kilometer von der Wartburgstadt Eisenach entfernt. Hier befindet sich der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Hainich-Werratal.

Creuzburg blickt auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück und gehört zu den ältesten Städten Thüringens. Hügelgräber auf dem Gebiet der Stadt weisen auf eine frühzeitliche Besiedlung, mindestens seit der Bronzezeit hin. Schon von Weitem ist die mittelalterliche Burganlage der "Creuzburg" zu sehen. Sie wurde um 1170 erbaut und zählt zu den größeren romanischen Burganlagen Deutschlands. Neben der Wartburg war sie die Residenz der Thüringer Landgrafen und zeitweiliger Wohnort der Heiligen Elisabeth von Thüringen.

Wahrscheinlich hießen Ort und Burg ursprünglich nicht Creuzburg, sondern Milinga (Vergleich: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands - Thüringen, Stuttgart 1989, S. 70ff.). Erwähnt werden auch noch West- und Ostmillingen, man sucht sie am Iftebach bzw. drei Kilometer östlich von Creuzburg bei einem Gehöft, sie sind offenbar mit dem heutigen Creuzburg verschmolzen.

Historische Belege für den Ortsnamen:

  • 775 hoc est illa decima de terraturio et silva ex fisco nostro qui vocatur Milinga (Urkunde Karls d. Großen, MGH DKdGr Nr. 103)
  • 968/973 Ostmilinge et Cruciburg totamque Uuestmilingero marcam
  • 973 Ostmilinge, Uuestmilinge
  • 1182-1189 in Cruciburch
  • 1189 Cruceburg
  • 1216 Cruziberg
  • 1349/1350 Cruzceburg
  • 1367 Cruczburg (H. Walther)
  • 1378 Cruczeburg (H. Walther)
  • 1392 Cruceburg (Reg. Erzb. Mainz I)
  • ca. 1400 vo[g]tey Krewczberg, stadt Crewczberg
  • 1418 Cruczeburch
  • 1481 Johannes Kröußberg (Grünert, S. 144)

Es handelt sich ursprünglich um eine diesen Namen tragende Burg, die sich zur Stadt und zum Amt entwickelte. Loga schreibt zu dem Ortsnamen Creuburg: Zusammengesetzt ist der Siedlungsname aus dem Bestimmungswort althochdeutsch krūzi, was sich über mittelhochdeutsch kriuz(e) bzw. kriuce fortsetzt und uns in der neuhochdeutschen Form Kreuz bekannt ist, und dem Grundwort -burg, zu althochdeutsch burg, mittelhochdeutsch burc "Burg, Schloß, Feste". Im Früh- und Hochmittelalter wurde -burg in Ortsnamen vor allem in der Bedeutung "Stadt" verwandt. Interessant ist noch, dass im Falle Creuzburgs bereits früh ein Namenersatz stattfand: Creuzburg ist vermutlich eine Namenneuschöpfung der Hersfelder oder Fuldaer Mönche, die hier im 9. oder 10. Jh. den Klosterhof einrichteten und damit den ursprünglichen Namen Milinga verdrängten.

Zu Milinga, Ost- und Westmillingen

Hierher gehört auch Mihla,das nur wenige km östlich von Creuzburg liegt. Der Zusammenhang zwischen Milinga, Ost-, Westmillingen und Mihla ist dadurch zu erklären, dass man von einem sogenannten Teilabschnittsnamen der Werra ausgeht. Längere Flüsse trugen keineswegs von Anhang an nur einen Namen, sondern Flussabschnitte erhielten durchaus unterschiedliche Namen. Erst allmählich setzte sich im Laufe der Zeit ein Name für den gesamten Fluss durch.

Daher ist anzunehmen, dass die Werra zumindestens von Creuzburg bis Mihla zunächst nicht Werra hieß (übrigens entstanden aus Wesera, das zu Werera und dann zu Werra wurde), sondern Mila. Von diesem Gewässernamen aus erhielten Mihla, West- und Ostmillingen, als Milinga (= Creuzburg) ihren Namen.

Für die Annahme, dass ein Flussname zugrunde liegt, sprechen auch die alten Belege für den Ort Mihla (nach E. Förstemann):

  • 9. Jh. Milaha, Milahe, Milahen, Melach
  • 1152 Miela

Diese enthalten althochdeutsch -aha "Wasser, Fluss". Und somit haben die folgenden Namen vor uns: Mil-aha in Mihla, und Mil-ing- in Milinga, Ost-, Westmillingen

Auszugehen ist von einem Flussabschnittsnamen Mila, an den zum einen das Element -ing- angetreten ist. Dieses bedeutet ähnlich wie -ung- in den zahlreichen thüringischen Ortsnamen "Ort, Stelle an einer geographischen Gegebenheit", in diesem Fall "Ort an der Mila". Der Zusatz -aha in Mihla wurde hinzugefügt zur Unterscheidung vom Fluss, der damals Mila hieß. Das ist bekannt aus einigen Ortsnamen, z.B. auch aus Fulda: der Fluss erscheint gelegentlich als Fuldaha, die Stadt Fulda aber kaum.

Der ursprüngliche Flussname Mila gehört als recht alte Bildung, wahrscheinlich noch aus vordeutscher, das heißt germanischer Zeit, zu einer alten Wortwurzel *mel- "mahlen, zerreiben", etwa bezogen auf eine starke Strömung des Wassers, die die Ufer "zermahlt".

Literatur-Angabe: E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 288f.

K. Loga, in: Südthüringer Zeitung, Lokalseite Bad Salzungen vom 09.03.2015

H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 250.