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Der Redakteur | 08.06.2023Heizkosten berechnen: Wie funktionieren die Messgeräte an den Heizkörpern?

08. Juni 2023, 19:20 Uhr

Rolf Bartsch aus Mühlhausen fragt sich, warum die Heizkosten bei den Stadtwerken für jedes Zimmer unterschiedlich berechnet werden. Wie funktionieren die weißen Kästchen?

Wie funktionieren die kleinen weißen Kästchen an den Heizkörpern?

Die kleinen unscheinbaren weißen Kästchen an den Heizkörpern unserer Mietwohnungen sind die Heizkostenverteiler. Damit werden die in einem Gebäude angefallenen Heizkosten auf die einzelnen Heizkörper und damit auf die Mieter verteilt. Das Gerät ist zwar aus Kunststoff, aber der Rücken ist aus Metall, das wärmeleitend mit dem Heizkörper verbunden ist. Wird der Heizkörper warm, bekommt der Heizkostenverteiler einen warmen Rücken.

Diese Erwärmung wird quasi registriert, bei elektronischen Zweifühlergeräten spielt hier auch noch die Temperaturdifferenz zur Raumtemperatur eine Rolle. Am Ende ist klar, welchen Anteil an der gesamten Wärmesumme eines Gebäudes jeder Heizkörper hat.

Welche Rolle spielen die Umrechnungsfaktoren?

Der Heizkostenverteiler "spürt" die Wärme quasi nur an einer Stelle, nämlich dort, wo er am Heizkörper anliegt. Ob der Heizkörper aber nur ein Miniexemplar oder zwei Meter lang ist, das weiß das Gerät nicht. Es ist aber gewollt und logisch, dass große Heizkörper mehr Wärme abgeben als kleine. Die Raumgröße bestimmt ja darüber, wie groß die Heizkörper dimensioniert werden müssen, es soll ja auch warm werden.

Das Gerät kann schließlich nicht wissen, wie groß der Heizkörper ist.

Joachim Klein | Produktentwickler, Techem GmbH in Hessen

Die Heizkörpergröße (= der Leistungswert) wird in den Faktoren abgebildet. Ein weiterer Faktor beschreibt die Wärmeankopplung. Bedeutet: Unterschiedliche Materialien und Bauarten sowie Beschichtungen führen natürlich zu einer unterschiedlichen Erwärmung des Heizkörpers. Zwei 1-KW-Heizkörper unterschiedlicher Firmen sind nicht baugleich.

Vielleicht wird einer der beiden außen gar nicht so richtig warm. Denn der eigentliche Sinn dieser sogenannten Konvektor-Heizungen ist ja nicht, dass unterm Fenster ein "glühendes Etwas" hängt, sondern dass kühlere Luft unten angesaugt wird, dann durch die Lamellen strömt und oben wieder austritt. Deswegen muss sich auch niemand wundern, dass es nicht richtig warm wird, wenn der Heizkörper zugestellt oder mit einem schicken Tüchlein abgedeckt ist.

Wohin gehen die Daten?

Als die Heizkostenverteiler noch Verdunstungsröhrchen waren, kam einmal jährlich der Ableser und hat jeden Raum betreten, in dem ein Heizkörper hing. Dort, wo schon moderne Geräte eingebaut sind, die funken können, geht es ohne Wohnungsbesuch. Vielleicht aber nicht ohne Hausbesuch. Denn die Sendeleistung der kleinen Teile ist nicht sonderlich hoch. Das kann man schon daran erkennen, dass die kleine Knopfzelle mehrere Jahre durchhält.

Früher musste der Heizungsableser kommen. Bildrechte: Colourbox.de

Es wird auch nicht "dauergefunkt", sondern nur punktuell. Für die Auswertung kommt es darauf an, wie der Stand der installierten Technik ist. In größeren Wohnhäusern können auf den Fluren - manchmal auch nur alle paar Etagen - kleine Empfangsgeräte installiert sein, die ausgelesen werden, indem der "Ableser" seinen Rechner anstöpselt.

Alternativ liest er auch über Funk aus - und das mittlerweile vor dem Gebäude. Der Goldstandard ist natürlich, es kommt gar niemand mehr vorbei, die Daten werden direkt anonymisiert und verschlüsselt ins Datenzentrum der Abrechnungsstelle gesendet.

Der Standard hierfür ist einheitlich, mit dem "Datensalat" kann auch niemand etwas anfangen. Das heißt: Es werden da nicht etwa Name und Adresse der Mieter umhergefunkt. Die zur Identifizierung nötigen Kennungen werden erst bei der Abrechnung den Mietern zugeordnet. Und am Ende können die kleinen Teile auch den berühmten Smart-Meter-Gateway nutzen, der quasi die "Außentür" unserer intelligenten Zähler sein wird, egal ob Strom, Solar, Gas oder Wasser.

Ist das nicht ein Datenschatz, der uns bei der Energiewende hilft?

Da die Kommunen demnächst beauftragt werden sollen, Heizpläne zu erstellen, könnten die Daten aus den Mietshäusern eine wertvolle Grundlage sein. Die Idee aus dem Bundesbauministerium, dass alle Bürger ihre Daten "gebäudescharf" melden sollen, hat bundesweit zu Schnappatmung geführt. Selbst die Experten, die sich mit solchen Planungen beschäftigen, wollen es so genau gar nicht wissen, wie man hört.

Es gab auch schon die eine oder andere Nachfrage in diese Richtung.

Joachim Klein | Produktentwickler, Techem GmbH in Hessen

Vieles ist schlicht schon da. Auch mit der Frage, ob sich das eine oder andere Gebäude für eine Wärmepumpe eignet, hat sich das zur Techem GmbH gehörende Forschungsinstitut schon befasst.  Man kennt Gebäude und deren Sanierungsgrad, man kennt die Heizkörper und die Verbräuche. Warum hier jemand auf die Idee kommt, die Bürger zu befragen, erschließt sich den Fachleuten nicht sofort. Und machen wir uns nichts vor, ein Fernwärmenetz wird umso sinnvoller, je dichter die Bebauung ist.

Damit sind wir weniger in einer ländlichen Einfamilienhaussiedlung unterwegs, aber schon eher in der Innenstadt oder in Satellitenstädten, wo Menschen gewöhnlich zur Miete wohnen. Jetzt müssen die bereits erfassten digitalen Daten nur noch unsere oft noch analogen Verwaltungen erreichen.

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MDR

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 08. Juni 2023 | 16:40 Uhr

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