Wartburgkreis Geismar - ein Ortsteil von Geisa

Nicht störrische Geißen, sondern brodelnde Quellen haben Geismar wohl den Ortsnamen gegeben. Der Ort wird 1.200 Jahre alt und Professor Udolph erklärt, wie sich der Namen in den Jahren verändert hat.

Historische Belege nach Auflistung bei W. Kahl, Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer und anderen Quellen:

  • (um 815) (Kopie 12. Jh.) Geismare(Codex Eberhardi II S. 232)
  • (um 825) (Kopie 12. Jh.) Geysmara … Geismara … Geismara (Codex Eberhardi II S. 238, 239)
  • (um 839) (Kopie 12. Jh.) De Geismare (Codex Eberhardi II S. 282)

Mehrere Orte in Südniedersachsen, Westthüringen und Nordhessen tragen den Namen Geismar. Es sind:

  • Geismar, OT. von Göttingen, 1055 (K. 16. Jh.) in Gesmaria, Var. Geismare, Geismarhe (zu diesem Namen ausführlich: K. Casemir, U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, Bielefeld 2003, S. 149ff.
  • Geismar (Eichsfeld), 1155 deGesmare, 1269 Geismar usw. (zu diesem Namen ausführlich: E. Müller, Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt, Halle 1958, S. 33f.; E. Müller, Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt, Heiligenstadt 1989, S. 19).
  • Nordgeismar, Wüstung unbekannter Lage in Thüringen, 1125 Nortgeismare.
  • Geismar bei Frankenberg (Eder), 1238 Geismar (Histor. Ortslexikon Hessen);
  • Geismar bei Fritzlar, um 765 (Kopie 9. Jh.) Gaesmare, (nach 1150; Annalista Saxo) Geismere;
  • Geismar(Schwalm-Eder-Kreis; histor. Belege nach dem Histor. Ortslexikon Hessen), 722/23 (Kopie 9.Jh.) Gaesmare,(zum Jahr 774) (12. Jh.) Gesmari, 1209 in Geismar, 1238  in Gesmar, 1343 Geysmor, 1438 von Gyßmar, 1575/85 Geißmar
  • Gaismar, Wüstung bei Hameln;

Der zweite Teil der Namen bereitet trotz der unterschiedlichen Formen -mar(e), ‑mari(a), -marie, -mere, -mera nur wenig Probleme, es liegt ein Grundwort -mar vor, das allgemein zu german. mari "Quelle, Sumpf, Wasserteich, stehendes Gewässer" gestellt wird. Es gibt circa 60 Ortsnamen dieses Typs, darunter etwa Bettmar, Bleckmar, Görmar, Rethmar, Vellmar, Villmar, Wechmar, Weimar.

Im ersten Teil der -mar-Namen steht nur ganz selten ein Personenname, viel eher ein Wort aus dem Bereich der Wasserwörter, der geographischen Welt, aus Fauna oder Flora. Bei Geismar helfen ähnliche und verwandte Namen. Es sind unter anderem Hohegeiß im Harz, 1268 (Abschrift 1473) Hogeyz, 1444 Hoegeyss; Hohe Geis (Rhön); Geislar bei Bonn, 873 (Abschrift 16.Jh.) Geislar; Geisa, alt Geisaha; Geisbach; Geiske, Orts- und Flurnamen in Hessen, Westfalen und Thüringen.

Am wahrscheinlichsten ist eine Verbindung mit einer alten Wortwurzel *ghei-s- "antreiben, lebhaft, bewegen", auch "aufgebracht, bestürzt, erschreckt", zu finden in gotisch usgaisjan "außer sich bringen", neuhochdeutsch  Geist, ursprünglich eigentlich "das gewaltsam Bewegte oder Erregte". Da bei etlichen Geismar-Orten mineralische Brunnen nachgewiesen sind, dürfte sich die Namengebung auf diese Quellen, vielleicht auch auf die durch Gärung im Wasser entstandenen Blasen, die an die Oberfläche steigen, bezogen haben.

Literatur-Angabe: K. Andrießen, Siedlungsnamen in Hessen. Verbreitung und Entfaltung bis 1200, Marburg 1990, S. 229f.
K. Casemir, U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, Bielefeld 2003, S. 149ff.
E. Müller, Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt, Halle 1958, S. 33f.
E. Müller, Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt, Heiligenstadt 1989, S. 19.
J. Udolph, Geismar. Namenkundliches. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 10, Berlin - New York 1997, S. 584-586.
J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin - New York 1994, S. 330-364.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 253.