Thüringer Ortsnamen
Prof Jürgen Udolph war wieder namen auf der Spur. Bildrechte: bing.com

Ortsteil von Erfurt Möbisburg | Teil von Möbisburg-Rhoda

21. September 2017, 12:32 Uhr

Möbisburg ist ein Teil von Möbisburg-Rhoda, einem Ortsteil der Stadt Erfurt. Die Ortschaft liegt vor dem Steigerwald, einer Anhöhe mit Nordhang im Süden von Erfurt. Möbisburg ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Prof. Udolph geht davon aus, dass der Name eines Vasallen von Karl III. den Namen geprägt hat.

Historische Belege des Ortsnamenss

  • 1137 (Kopie) de Megenwardesburc, Variante: Mengewardesrode (UB. Erfurt I Nr. 616 S. 536)
  • 1176 Meinwardisbork (Schultes, Directorium II Nr. 386 S. 246)
  • 1210 Meinwarterburc(UB. Erfurt I Nr. 69 S. 33)
  • 1217 Meinwartsburc(UB. Erfurt I Nr. 77 S. 39)
  • 1259 Mewarsberc(Historia Gleichen S. 85)
  • 1266 Meiwarsburg(UB. Erfurt I Nr. 205 S. 127)
  • 1288 Monwarsburg(Historia Gleichen S. 75)
  • 1291 von Mewersberg (Historia Gleichen S. 77)
  • 1301 Meinwartsburg(Historia Gleichen S. 89)
  • 1305 Meinwardsburg (Rein, Thuringia Sacra I Nr. 130 S. 111)
  • 1325 Meinwartisburg(MVGAE, Bd. 13, 1887, S. 239)
  • 1334 de Meywarsburg (Festschrift Harz-Verein 1870 S. 5)
  • 1796 Möbisburg (Bube 126)

Die Überlieferung des Namens zeigt sehr schön, wie die Veränderung verlaufen ist: auszugehen ist im ersten Teil des Namens von einer Form Megenward. Wir wissen, dass sich dahinter ein alter Vorname Maginwardoder Maganward verbirgt, der seit dem 8. Jh. überliefert ist. Oft schwindet im Verlauf der Geschichte das -g- und es entsteht Meinward, der z.B. den Vornamen Meinwardneben sich hat. Die Kürzung geht im Fall von Möbisburg aber noch weiter: Meiwarsburg entsteht, dann Mewersburg, woraus durch eine Umdeutung Möbisburg gewonnen wird.

Maginward enthält german. magan "Kraft, Stärke" und -ward "Wächter, wachen".

In der Fuge vor -burg (gelegentlich auch -berg,das wechselt stark in Ortsnamen) ist deutlich ein Genitiv Singular am -is-, -s- zu erkennen, so dass man "die Burg eines Meinward" zugrunde legen kann.

Nach H. Walther darf man annehmen, dass die Burg wohl nach einem Vasall von Karl III. benannt worden ist (s. O. Dobenecker, Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, Jena 1896, Bd. I, S. 268 und K. Peschel, Der Kirchberg Möbisburg bei Erfurt, in: Siedlung, Burg und Stadt, 1969, S. 390-403).

Literatur-Angabe: * E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen, Bonn 1900, Sp. 1080f.

* H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 318.

* A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 77f.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 20. September 2017 | 10:10 Uhr