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Fließt das Wasser auch ohne Strom aus der Leitung? Diese Frage beantworten wir im Text. Bildrechte: imago/photothek

Der Redakteur | 10.11.2022Stromausfall: Was funktioniert dann noch - und was ist im Notfall zu tun?

von Thomas Becker, MDR THÜRINGEN

Stand: 11. November 2022, 11:47 Uhr

Was funktioniert, wenn für einige Tage der Strom ausfällt? Telefonnetz, Handynetz, Wasserversorgung - was funktioniert dann noch und welche Notfallpläne gibt es in diesen Bereichen?

Ohne Strom ist unsere moderne Gesellschaft ziemlich verloren. Das mögliche Zusammenbrechen der Stromversorgung ist auch Teil der sehr emotional geführten Diskussion über die erneuerbaren Energien.

Während die Netzbetreiber wie die TEN in Thüringen betonen, dass sich Ausbau und Umbau im Gleichklang verwirklichen lassen, befürchten viele Bürger, dass das nicht gelingt. Dazu gibt es weitere Ausfallszenarien. Dazu gehören digitale Angriffe auf Server genauso wie Störungen durch Unwetter. Wie lange funktionieren dann Telefon- und Handynetz? Fließt dann noch Wasser? Haben die Supermärkte geöffnet?

Neues Warnsystem funktioniert auch ohne App

An diesem Donnerstag hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Vollzug gemeldet beim sogenannten Cell Broadcast. Zumindest für eine erste Testphase. Das System soll anbieterunabhängig eine Warnmeldung an jedes in einer Funkzelle angemeldete Handy senden können. Dafür ist keine App erforderlich wie NINA oder Katwarn, die Meldungen kommen direkt auf die Handys und sind auch sehr lokal steuerbar. Also bei einem Brand mit Freisetzung gefährlicher Stoffe kann die Aufforderung, die Fenster zu schließen, sehr zielgerichtet verbreitet werden.

Das Warnsystem "Cell Broadcast" soll Warnmeldungen an alle Handys in einer oder mehrerer Funkzellen senden. Bildrechte: IMAGO / Wassilis Aswestopoulos

Nicht alle Handys geeignet

Das Problem ist allerdings, dass niemand genau sagen kann, welche Handys am Ende funktionieren, zu vielfältig sind die Systeme. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sind es bei den Mobiltelefonen zum Beispiel iPhones mit den Betriebssystem-Versionen iOS 16, 15.7.1 und 15.6.1 und beim Google-Betriebssystem Android alle Geräte ab Version 11. Nach der in den kommenden Tagen geplanten Versendung erster Testmeldungen werden wir mehr wissen.

Kein Strom - keine Warnung

Voraussetzung für eine solche Informationsmöglichkeit ist aber natürlich wieder Strom. Laut Deutscher Telekom können kurzzeitige und lokal begrenzte Ausfälle bei einigen Anlagen durch interne Speicher kompensiert werden. Es gibt in zentralen Knotenpunkten Batteriepuffer und ortsfeste Netzersatzanlagen, schreibt die Telekom. Der Konzern muss aber ab einem bestimmten Punkt auch erst Notstromanlagen dorthin bringen, wo sie gebraucht werden.

Dezentrale Betriebsstellen werden temporär über Batteriepuffer abgesichert und müssen bei längeren regionalen Stromausfällen über mobile Netzersatzanlagen versorgt werden.

Mitteilung der Deutschen Telekom

Im Mobilfunknetz sind die Antennenstandorte in der Regel zur kurzzeitigen Überbrückung von Stromausfällen mit Batterien ausgestattet, schreibt die Telekom. Auch hier wird bei längeren lokalen Ausfällen auf mobile Netzersatzanlagen gesetzt, die aber auch erst dorthin gebracht werden müssen. Die detaillierten Notfallplanungen wollte die Telekom aus verständlichen Gründen nicht verraten, wies aber darauf hin, dass auch heimische Router und Smartphones Strom brauchen. Da sind wir wieder beim Thema Eigenvorsorge und der Frage, welche Möglichkeit kann ich mir persönlich schaffen, um zumindest ein bisschen Ladestrom fürs Handy zur Verfügung zu haben.

Mobilfunkmasten können kurzzeitige Stromausfälle überbrücken. Bildrechte: dpa

Fließt Wasser auch ohne Strom aus der Leitung?

Die gute Nachricht lautet: Um unser Wasser müssen wir uns in Thüringen die wenigsten Sorgen machen. Auch wenn eine pauschale Entwarnung für alle und jeden Verbraucher natürlich nicht gegeben werden kann. Wer an einer Pumpe eines Brunnens hängt, der ist eben davon abhängig, ob der Wasserversorger hier eine Notstromversorgung betreibt oder nicht. Und wer auf dem Berg wohnt, kann auch Schwierigkeiten bekommen.

Etwa 50 Prozent der Einwohner werden mehr oder weniger mit Fernwasser versorgt. Und das Fernwasser hat die angenehme Eigenschaft, den Gesetzen der Physik zu folgen. Der Druck unserer Talsperren sorgt quasi dafür, dass das Wasser zunächst ohne Strom bis zu den Zweckverbänden strömt. Hinzu kommt, dass auch die Aufbereitungsanlagen alle autark laufen, teilweise sogar mit Wasserkraft, also nicht auf externen Strom angewiesen sind. Zum Beispiel wird die Stadt Erfurt keine Probleme haben und auch andere Städte, die sozusagen auf direkten Weg an den Talsperren hängen.

In Mittelthüringen ist es eigentlich nicht begrenzt, weil wir das Wasser im freien Gefälle liefern können. In Ostthüringen hängt es an der Nachlieferung von Treibstoffen für die Notstromaggregate.

Dieter Linz, Leiter Betrieb bei der Thüringer Fernwasserversorgung

Woher kommt der Sprit für Notstromaggregate?

Dass der Treibstoff wegen stromloser Tankstellen zum Problem werden kann, das hat die Thüringer Fernwasserversorgung auf dem Zettel und Verträge beziehungsweise Absichtserklärungen mit Technischem Hilfswerk und der Bundeswehr abgeschlossen, in der Hoffnung, dass die dann den Sprit für die Notstromaggregate und Meldekettenfahrzeuge liefern können. Telefontechnisch setzt man an den neuralgischen Punkten auf Satellitentelefone.

Funktioniert der Supermarkt ohne Strom?

Die Frage ist ziemlich banal, aber können wir eigentlich noch einkaufen gehen ohne Strom? Im Tante-Emma-Laden ging das noch. Leider sind die Supermarktketten auch nicht so kommunikativ wie es Tante Emma oft noch war.

Kühlregale und Supermarktkassen benötigen ebenfalls Strom. Bildrechte: dpa

Wir haben bei Edeka, Rewe und Kaufland nachgefragt, ob normal geöffnet werden kann oder im Ernstfall vielleicht nur noch bestimmte Waren des Grundbedarfs angeboten werden können. Immerhin müssen die Waren ja auch nachgeliefert werden können und die Kühlketten funktionieren ohne Strom auch nicht. Leider haben wir nicht wirklich erhellende Antworten erhalten.

Keine Auskünfte von EDEKA und REWE

Edeka verwies darauf, dass "aufgrund unserer genossenschaftlichen Struktur" keine pauschale Antwort möglich sei. Die rund 3.500 selbstständigen Kaufleute würden eigenständig über ihre Märkte und deren Sortimentsgestaltung entscheiden. Die Nachfrage, ob das auch für Notstromaggregate gilt, wurde nicht mehr beantwortet.

REWE wollte zu "sicherheitsrelevanten Themen wie Krisen- und Notfallplänen" keine detaillierten Auskünfte geben und verwies auf die Behörden.

Kaufland kann weiter verkaufen

Einzig Kaufland ließ einen kleinen Blick hinter die Ladentheke zu und schrieb, dass die Kühllager so konzipiert sind, dass die Waren einen mehrstündigen Stromausfall unbeschadet überstehen und dass die Netzersatzaggregate den Verkauf weitgehend sicherstellen können. Auch seien in den Logistikzentren ausreichend Lagerbestände vorhanden.

Sollten andere Ketten bzw. die örtlichen Kaufleute ebenso aufgestellt sein, ist zumindest etwas Nachschub gesichert. Trotzdem sollten wir uns ernsthaft mit der empfohlenen Bevorratung auseinandersetzen, ohne in den Hamstermodus zu verfallen. Die Tipps dazu kommen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

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Quelle: MDR THÜRINGEN (nis)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 10. November 2022 | 16:40 Uhr

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