Saale-Holzland-Kreis Burg Camburg

20. Oktober 2015, 15:03 Uhr

Die Burg Camburg hat ihren Namen vom Ort Camburg. Und der wiederum liegt in einer Flusskrümmung. Professor Udolph erklärt Entwicklung und Bedeutung des Namens.

Historische Belege:

Eine ausführliche Auflistung historischer Belege findet sich bei Eichler/Walther, Mittlere Saale:

  • 1149 Kamborch
  • 1185 Kamburch
  • 1320 Camburg
  • 1382 Kamburg
  • 1483 Camburgk
  • 1510 Camburg

Man kann sich zunächst an dem ausführlich gefassten Versuch einer Deutung bei Eichler/Walther, Mittl. Saale orientieren. Andere Autoren sind diesem Vorschlag im Wesentlichen gefolgt. Dabei dürfte klar sein, dass der Ort seinen Namen vom Berg erhalten hat. Es geht bei der Klärung also um einen Kamberg.

Im Wesentlichen geht es um drei Erklärungsmöglichkeiten:

Kombination

aus dt. Kamm, althochdeutsch kamb, "Kamm, Bergkamm" + -burg.

Vorslawische Herkunft

Aufgrund von alten Bodenfunden kann auch vorgermanische, vorslawische Herkunft erwogen werden. Ein Anschluss wäre möglich an indogermanisch, vor allem auch keltisch *kam(b)- "Krümmung, Flussbogen", wofür dann der Saalebogen, an dem Camburg liegt, sprechen würde. Aber dann wäre ein großes Problem zu lösen: indogermanisch oder keltisch k- muss aufgrund der germanischen Lautverschiebung zu h- werden. Und das ist hier nicht geschehen.

Slawisch

Auch das Slawische kann herangezogen werden, nämlich mit kamen "Stein", zu finden auch in Chemnitz aus altem Kamenica. Eichler/Walther lehnen die erste Möglichkeit ab; zum einen deshalb, weil der Ortsname mit langem -a- gesprochen wird, also nicht kurz wie in Deutsch Kamm. Man darf noch hinzu fügen, dass dt. Kamm in alten Ortsnamen nicht zu finden ist. Sie weisen ferner darauf hin, dass die Bedeutung des altbesiedelten Platzes an Älteres denken lässt, das man nicht mehr verstanden hat und an bekannte Wörter anglich.

Die Sorben könnten allerdings auch einen noch älteren Namen vorgefunden haben, der zu kelt. cambos "krumm" zu stellen wäre [...] Da unser Camburg in einem großen Flussbogen der Saale liegt, hat eine solche Interpretation viel für sich: "Ort der Burg in der Flusskrümmung

Eichler/Walther

Das Problem, dass ein vorgermanisches *K- eigentlich zu *H- hätte werden müssen, kann aus heutiger Sicht erklärt werden. Wir wissen, dass es in der indogermanischen Zeit alte Wortwurzeln gab, die mit einem sogenannten beweglichen *s- begannen (man nennt das s mobile). Genauso eine Wurzel wird angenommen: indogermanisch *(s)kamb-, auch *(s)kemb, *(s)kambo- "krümmen, biegen, krumm" (Pokorny, Indogerman. Wörterbuch). Im Griechischen hat es ein s- (skambos „krumm“), im Keltischen keines (altirisch camb "krumm", steckt auch in Kempten aus Kambodunum und anderen Namen).

Seit einiger Zeit weiß man nun, dass sich ein *(s)k- im Germanischen unterschiedlich entwickeln kann (Guth, Sonderfälle). In bestimmten Fällen unterbleibt dann die Entwicklung von *k- > h- in den germanischen Sprachen

Somit spricht alles für einen alten indogermanischen (nicht keltischen!) Namen mit der Bedeutung "Berg an der Flussbiegung".

Literatur-Angabe: * E. Eichler, H. Walther, Städtenamenbuch der DDR, Leipzig 1986, S. 68f.
* E. Eichler, H. Walther, Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und Weisser Elster, Berlin 1984, S.173f.
* E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 1633f.
* W. Guth, Sonderfälle bei germanischem p-, t-, k-Anlaut als Folge von s-mobile-Wirksamkeit, in: Namenkundliche Informationen 91/92 (2007), S. 15-39.
* J. Pokorny, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1, Bern-Frankfurt 1959, S. 918.
* H. Rosenkranz, Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982, S. 23.
* H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 315.