Zahlreiche Körbchen aus Papier mit dicken, roten Erdbeeren darin stehen neben- und hintereinander auf einem Verkaufsstand
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Landkreis Sömmerda Gebesee

Gebesee liegt nicht etwa an einem See, wie der Name vermuten lassen könnte. Jürgen Udolph denkt daher an eine andere Erklärung des Ortsnamens. Ein Hinweis: Gebesee befindet sich in einer Senke, im fruchtbaren Thüringer Becken.

Historische Belege:

  • 802-815 (Abschrift 12.Jh.) Gebise (Breviarium Sancti Lulli)
  • 1004 Geuise (Monumenta Germaniae Historica DH II, Nr. 66)
  • 1167 de Gebese (Henneberg. UB I Nr. 16)
  • 1560 Gebesze (Werneburg S. 87)

Gebesee liegt an keinem See. Daher darf bei der Deutung nicht von einem Grundwort -see ausgegangen werden. Man muss einen anderen Weg einschlagen.

In altgermanischen Ortsnamen gibt es ein Element (Suffix) -s-, das an alte Wortwurzeln angehängt wird. Es findet sich z.B. auch in den folgenden Namen (ausführlich behandelt von Udolph, Germanenproblem S. 199-218): Wüstungsname Blekisi, 826-876 in Blekisi; Wüstungsnamen Degese, 1196 Degese; Devese; Hünxe, 1092 Hungese; Ilvese, 1096 Hilvise; Klings bei Bad Salzungen, 869 Clingison; Leisa an der Eder, 8.Jh. Lehesi, Lihesi; ON. Linse bei Bodenwerder, 1.H. 9.Jh. Linesi; Meensen bei Göttingen, 990 Manisi; Resse bei Recklinghausen, 10.Jh. Redese; Reese bei Stolzenau, 11.Jh. Raedese; Schlipps bei Freising, zwischen 851 und 1130 Slipfes, Slipphes, Sliphes, Schlipfs; Seelze bei Hannover, 1160 Selessen, 1187 Selesse; Vielshof bei Salzkotten, Vita Meinwerci Vilisi, u.a.m.

Das Element -s- bedeutet: Das, was im ersten Teil steht, ist hier zu finden, ist auffällig vertreten. Es gibt ein weiteres Bildungselement, das in ähnlicher Funktion zu finden ist und dass bei Gebesee hilft: es ist -r-, denn mit Gebesee können die Ortsnamen Obergebra, Niedergebra verbunden werden. Diese liegen deutlich in einer Senke, einem Pass. Und somit kann für die Lösung des schwierigen Namens Gebesee eine ursprüngliche Bildung *Gebisa, *Gebesa angenommen werden, in dessen erstem Teil althochdeutsch gewōn, gewēn "gähnen", mundartlich geben, mittelhochdeutsch gewe "Schlund" vermutet werden kann.

Also letztlich würde der Ortsname etwa bedeuten: "Der Ort in einer Senke". Nach meiner Interpretation einer Karte könnte das für Gebesee zutreffen, bei Ober-, Niedergebra ist es sehr deutlich.

Literatur-Hinweise "Namenkundliche Studien zum Germanenproblem"
Jürgen Udolph
Berlin/New York 1994
Seite 206
ISBN-10: 3110141388
ISBN-13: 978-3110141382

"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts"
H. Walther
Berlin 1971
Seite 243

"Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens"
A. Werneburg
Nachdruck Köln/Wien 1983
Seite 87, 162ff