Luftbildaufnahme von Großengottern
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Unstrut-Hainich-Kreis Großengottern

Großengottern (in den Urkunden auch z.T. Bischofsgottern genannt) ist nicht zu trennen von Altengottern; auch in den alten Belegen ist nicht immer sicher, zu welchem der beiden Ortsteile sie gehören. Ich biete sie im Folgenden daher in einer Auflistung.

Historische Belege:

  • (um 810) (K. 14. Jh.) in Geturne (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 192)
  • 997 (Kopie 15. Jh.) in Aldengubereno (!) (MGH DO III Nr. 251, S. 668)
  • 1017 Gvterena (MGH DH II 375/376; Gockel, Königspfalzen)
  • 1114 (Fälschung) Ekkehard de Gůth[i]ron (http://www.mgh.de/ddhv/dhv_294.htm)
  • 1130 Leupold von Gutern (Schultes, Directorium Diplomaticum I, S. 296)
  • 1184 Gudren (Werneburg nach Stumpf, Acta Moguntina)
  • 1185 (von) Gottere (Schules, Directorium Diplomaticum II, S. 512)
  • 1193 Gotturnen (Werneburg nach Stumpf, Acta Moguntina)
  • 1224 Antiquum Gůteren (UB Deutschordensballei Thür. 1, Nr.27)
  • 1253 Conradus de Guttern (Grasshoff, Mühlhausen, S. 184)
  • 1268 Bischofisguttern (UB Mühlhausen 1874, Nr. 184)
  • 1336 Byschofesguttern (UB Kloster Kaufungen Nr. 192 S. 183)
  • 1336 Bischovesgvttern (Nova Alamanniae Nr. 423 S. 265)
  • 1337 Bisch[o]vesguttern (Nova Alamanniae Nr. 430 S. 269)
  • 1338 in Bischofsguttern (Nova Alamanniae Nr. 558 S. 378)
  • 15. Jh. Bischofisgottern (in einer Lücke ergänzt; Chronicon Moguntinum in: MGH SS rer. Germ. in usum scholarum 20, S. 37)
  • 1833 Alten-Gottern (König 2,8)
  • 1833 Großen-Gottern (König 2,8)

Es ist ein schwieriger Ortsname, aber auf jeden Fall von beträchtlichem Alter. H. Walther sieht darin einen sogenannten Bewohnernamen mit dem Suffix -are-, ‑(e)r(e) und vermutet in ihm gote, gute (evtl. verwandt mit lateinisch guta „Tropfen“) oder zu Gosse, niederdeutsch gôte.

Nicht überzeugend ist Werneburgs Vorschlag: Siedlung am Gedörn (am Dornenbusch).

Man wird am ehesten an eine Grundform *Gutirun denken dürfen, worin zum einen ein Dativ Plural auf -un, später abgeschwächt zu -on, -en, -n zu erkennen ist. Davor dürfte ein Suffix -ira- anzunehmen sein, denn entsprechende Bildungen (dazu ausführlich Udolph, Germanenproblem S. 169-199) sind, auch in Thüringen, gut bekannt: hierher gehören z.B. Heldra, Netra, Badra, Fahner, Fehmarn, Höxter, Linder, Mehler, Schlutter, Stemmern, Welver, Wetter u.a.

Das -ira-Suffix ist altgermanischen Ursprungs und tritt an einfache Grundwörter und -wurzeln an. Bei Alten-, Großgottern dürfte es sich um hochdeutsch Gosse, niederdeutsch Gote, germanisch *guta - "Wasserlauf", handeln. Das -ira-Suffix besagt dann so viel wie: "das, was im ersten Teil steht, ist hier vorhanden".

Dass es sich um ein feuchtes Gebiet handelt, macht u.a. das Großengotternsche Ried sehr deutlich. Ortsnamen, die das Wort Gosse, Gote "Wasserlauf" enthalten, sind - wenn auch anders gebildet - Göttingen und Gotha.

Literatur * M. Gockel, Die Deutschen Königspfalzen, Bd. 2 - Thüringen, Göttingen 1984, S. 168ff.

* J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin - New York 1994, S. 176

* H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 264.

* A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 30.