Flussname und Namensgeber Zur Bedeutung von Vippach

Schloßvippach, Markvippach, Vippachedelhausen - sie alle haben das "Vippach" im Namen. Doch die Vippach ist auch ein Nebenfluss der Gramme im Thüringer Becken. Sie ist 17 Kilometer lang. Die Vippach entspringt östlich der Stadt Neumark im Kreis Weimarer Land und mündet bei Alperstedt in die Gramme. Woher der Name stammt, erklären wir hier.

Historische Belege

  • 874 Bitbach
  • 874 Bitbahc
  • (11. Jh.) Bitebach
  • 1052 Pipecha
  • 1079/89 Wipeche
  • 1128 Vibeche
  • 1140 Vigbeche
  • 1143 Vipeche
  • (um 1160) in Bitenbêche, in Bitbeche, Bitenbah (Variante Bitenbach), Bitbah 
  • (um 1160) in villa Bitebechen
  • 1193 de Uicbeche
  • 1196 Vipeche
  • 1197 Vipeche
  • 1215 Wippeche
  • um 1215 de Vigbike
  • 1219 Vibeche
  • 1234 Vichbeke
  • 1257 Vichbeche
  • 1267 Vippeche
  • 1325 Vipech
  • 1327 Vicpeche
  • 1346 Vypech
  • 1347 Wippache
  • 1391 Vypeche
  • 1394 Vipech
  • 1418 Vypech

Zur Bedeutung des Namens

Die Deutung dieses Namens reibt sich an dem Problem, wie die ältesten Belege Bitbach, Bitebach mit den folgenden Wipeche, Vibeche, Uicbeche und so weiter vereinigt werden können. Einig ist man sich nur darin, dass im zweiten Teil des Namens ursprünglich niederdeutsch bek(e) "Bach"beziehungsweise hochdeutsch -bach gestanden hat. Später verschmolz das anlautende b- mit dem Ende des ersten Namenteils und es blieb nur noch -ach übrig. Einig ist man sich auch, dass die Ortsnamen Vippach vom Flussnamen Vippach übernommen worden sind. Dabei dürfte der Name zunächst nach Markvippach übertragen worden sein, da dieses unmittelbar am Bach liegt. Im Grundwort liegt niederdeutsch -beke "Bach" vor.

Und was stand nun ursprünglich im ersten Teil? Man schwankt zwischen

  1. althochdeutsch fihu, fehu "Vieh" (Förstemann, Weisser), dann hätten wir einen Viehbach vor uns.
  2. mittelniederdeutsch wī(g), wīke "Sumpfwald" (Walther), womit er A. Bach, Deutsche Namenkunde folgt, der das Wort als vy, vyg, vike notiert; das wäre dann ein Sumpfwaldbach.

Eine Entscheidung, was man vorziehen sollte. hängt davon ab, ob man die älteren Belege mit -t- wie Bitbach, Bitbeche und ähnliches ernst nehmen soll oder nicht. Man hat sich generell dazu entschieden, in ihnen eine fehlerhafte Lesung von -t- für -c- zu sehen; ähnliches kennt man von anderen Lesungen - in der Tat, sind in Urkunden dieser Zeit c und t nur schwer auseinanderzuhalten, weil das -t- damals noch nicht so groß geschrieben wurde wie heute, sondern genau so groß wie das -c-. Man liest also die Bitbach als Bicbach. Und noch etwas muss man beachten: niederdeutsches -v- oder -w- wird nicht selten zu -b- verhochdeutscht. Das erkennen wir noch heute: niederdeutsch lev - hochdeutsch lieb, niederdeutsch seven - hochdeutsch sieben, niederdeutsch sülv - hochdeutsch selb(er).

Wenn man diese beiden Dinge beachtet, ergibt das eine völlig neue Überlieferungsreiche: Vicbach, Vicbahc, Vikebach, Pipecha, Wipeche, Vibeche, Vigbeke, Vipeche, Vicenbeche, Vicbeche, Vicenbah, Vicbah, Vicebechen, Uicbeche, Vipeche, Vipeche, Wippeche, Vigbike, Vibeche und so weiter. Und damit hat man eine relativ sichere Grundlage für die Deutung.

Aber auch darum wird noch gestritten, die Frage ist: soll man die -g-, -c- und -k-Schreibungen ernst nehmen oder nicht? Förstemann und Weisser erklären sie als dialektale Varianten und denken an althochdeutsch fihu, fehu. H. Walther und A. Bach belasten die -k-Schreibungen (auch -c- steht für -k-) und stellen den Namen zu mittelniederdeutsch wī(g), wīke "Sumpfwald".

Die Klärung kommt von Namenparalleln. So weist H. Walther auf einen 1103 erwähnten Wicbach, einen Nebenfluss der Hörsel hin. Bei Adelebsen in Südniedersachsen gibt es den Ort Wibbecke, um 1008 erwähnt als Wikbeke, Wicbeke; im Kreis Hameln liegt Weibeck, 1015-1046 Wicbeke; im Kreis Celle liegt Wittbeck, 1235 Wicbeke.

Und diese Ortsnamen kann man gut erklären: im ersten Teil liegt niederdeutsch wiecke "Ulme, Rüster" vor, auch bezeugt im Altenglischen als wice (K. Casemir u.a., Ortsnamen Göttingen, S. 424 f.).

Und somit erklären sich die thüringischen Vippach-Namen bestens als "Ulmenbach"-Namen.

Literatur-Angaben: K. Casemir, U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, Bielefeld 2003.
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 878.
W. Fuhrmann, Die Ortsnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, Diss. Leipzig 1962, S. 79.
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 146.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 263.
F. Weisser, Die Ortsnamen des Land- und Stadtkreises Erfurt, Diss. Leipzig 1974, S. 177-181.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 70.