Kyffhäuserkreis Groß- und Kleinbrüchter, Ortsteile von Helbedündorf

Historische Belege:

  • 876 Borahtride  (MGH DLudw d. Dt. Nr. 170)
  • 9. Jh. (Kopie 12. Jh.) Burihride (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 61)
  • 9. Jh. (Kopie 12. Jh.) in Borahtride, Variante: Borachtride (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 99)
  • 12. Jh. (K. um 1160) In Borahtride (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I S. 310)
  • 12. Jh. (K. um 1160) Burichtridi (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 285)
  • 12. Jh. (K. um 1160) Borantride (!) (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 286)
  • 1251 in superiori Bruchteride  (UB Mühlhausen Nr. 120 S. 39)
  • 1262 Bruchtede (Dobenecker III Nr. 2984 S. 468)
  • 1303 Bruchterode minor (UB Mühlhausen Nr. 534 S. 234)
  • 1312 Jutta de Bruchterde (LibPC 84)
  • 1330 Conradus de Bruchtirde (LibPC 101)
  • 1334 zu Bruchterde (Zs. d. Harzvereins 42, S. 334)
  • 1335 Wernherus de Bruchterde (LibPC 106)
  • 1343 von Bruchterde (Päpstl. Urkunden I S. 340)
  • 1350 Hans, Dytherich u. Albrecht gebrudere von Bruchterde (Lehnbuch S. 288)
  • 1350 Theodericus et Alb. fratres de Bruchterde (Lehnbuch S. 54, 56, 68)
  • 1362 ern Burcharte von Bruchterde, Borchart von Bruchterde (UB Halberstadt IV Nr. 2625)
  • 1362 hern Burkarde von Bruchtirde, hern Burkarde von Bruchterde (UB Halberstadt IV Nr. 2626)
  • 1366 Bruchtirde (Francke, Neue Beiträge I Nr. 76 S. 134)
  • 1378 Albertus de Bruchterde (RegDomMar 16 (A, B))
  • 1411 Groszin bruchtirde ((ZVThürGA 15, S. 526)
  • 1506 Bruchtern superior (RegSubs 150)
  • 1506 Mittelbruchterde (RegSubs 150)
  • 1796 Groß Brüchter (Bube 67)
  • 1868 Großbrüchtern (Rudolph 506)
  • 1911 Großbrüchter (Petzold 366)
  • 1506 Brucherde inferior (RegSubs 150)
  • 1796 Klein Brüchter (Bube 67)
  • 1868 Kleinbrüchtern (Rudolph 506)
  • 1911 Kleinbrüchter (Petzold 366)

Der Name ist schwierig. Es hat den Anschein, als könne man den ältesten Beleg von 876 Borahtride kaum belasten, denn er weicht zu stark von der späteren Überlieferung ab. Die Belege aus den Fuldaer Traditionen haben sich offenbar auch daran orientiert. Daher ist wohl mit H. Walther und J. Udolph von einer Bildung mit einem alten Wort für "Bach, Fluss" auszugehen, das wohl aus der Eilenriede in Hannover am bekanntesten ist. Entsprechende Namen, die zu diesem Wort gehören und Näheres zu dem Wort hat Udolph, Namenproblem S. 377-394 zusammen gestellt.

Im ersten Teil des Ortsnamens vermutet H. Walther einen Zusammenhang mit althochdeutsch, mittelhochdeutsch braht (bracht) "ein durch Marken und Grenzzeichen zum Zwecke der Rodung abgestecktes Waldgelände" und mit dem in alten Quellen genannten broctholz. Hierher stellt er auch, sicher zu Recht, den schon bei Tacitus erwähnten Namen Brukterer, latein. Bructeri, griech. Brukteroi, ein germanischer Stamm zwischen Ems und Lippe (vgl. v. Polenz S. 201, 213).

Diese von H. Walther angenommene Bedeutung ist inzwischen jedoch bezweifelt und auch abgelehnt worden. Es fällt auf, dass Bracht, das häufig in Flur- und Ortsnamen vor allem in Hessen und Westfalen begegnet, oft mit der Ergänzung hoch als Hohe Bracht erscheint. Daher muss man wohl von einer ursprünglichen Bedeutung "Erhebung, Hügel" ausgehen. Zur neueren Diskussion s. H. Ramge und G. Müller.

Man muss dann noch das Verhältnis von Bracht zu Brucht (in Brüchter) erklären. Das hängt mit dem sogenannten Ablaut in den germanischen Sprachen zusammen, den man an manchen Verben erkennen kann: singen - sang - gesungen, klingen - klang - geklungen usw. Für Bracht - Brucht kann man etwa auf das Verhältnis von ich frage - ich frug verweisen.

Somit käme man bei Brüchter auf eine mutmaßliche Grundform *Brucht-ride und würde das als "Bach, Fluss am Hang, Hügel" verstehen können. Das passt durchaus zur Lage von Klein- und Groß-Brüchter links und rechts des Loosbachs, der im Tal zwischen den beiden Orten fließt.

Literatur-Angaben: E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 589f.
G. Müller, Westfälischer Flurnamenatlas, Lfg. 4, Bielefeld 2000, S. 409-411.
P.v. Polenz, Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland. I. Namentypen und Grundwortschatz, Marburg 1961.
H. Ramge, Der Hessen Bracht und der fränkische Landesausbau, in: R. Bergmann/ H. Tiefenbach/ L. Voetz (Hrsg.): Althochdeutsch, Bd. II, Heidelberg 1987, S. 1401-1432.
J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin-New York 1994, S. 380.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 308f.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 16. April 2020 | 11:50 Uhr