Wartburgkreis Motzlar - Ortsteil von Schleid

04. Juli 2019, 13:17 Uhr

In der Grundbedeutung des Namens ist klar der "Wald" in der lar-Endung zu erkennen. "Motz" bezieht sich entweder auf eine sumpfige Stelle oder einen veralteten Abschnittsnamen der Ulster.

Historische Belege:

  • 1186 de Muzzelere (Henn. UB I Nr. 23 S. 17)
  • 1191 in Muzlere (Hist. Fuldensis II S. 197)
  • 1361 Mutzeler (HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 448)
  • 1398 Mutzler (Schannat, LehnhofS. 333)
  • 1401 Mutzler (HStAM Urk. 75 Nr. 671)
  • 1422 Eyn gud zu Mutzler … Geysa und Mutzler (UB Vacha II Nr. 94)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Der Ortsname enthält im zweiten Teil zweifellos das Element -lar, das auch als -ler erscheint. In Thüringen sind sie recht selten, wie Motzlar liegen auch Geblar und Weilar im Wartburgkreis. In Hessen, Niedersachsen und vor allem in Westfalen sind sie aber recht häufig, wie die Untersuchung von H. Dittmaier gezeigt hat.

Die weitere Diskussion hat gezeigt, dass man als Grundbedeutung wohl vor allem „"Wald" ansetzen muss. So gibt es zahlreiche Baumbezeichnungen in Namen wie Lintlar, Beukelare (Buche), Birklar, Elsler (Else "Erle"), Nuttlar (Nuss) u.a.

Wichtig ist, dass Personennamen im ersten Teil fast kaum zu finden sind, einige umstrittene ‑lar-Namen hat H. Dittmaier (S. 68ff.) aufgelistet.Dennoch bevorzugt man heute zumeist einen Zusammenhang mit einem Personennamen zum Stamm Mod-.

Personennamen können ausgeschlossen werden

Dagegen spricht die eben erwähnte Tatsache, dass Personennamen bei den -lar-Namen kaum sicher nachgewiesen werden können. Dagegen spricht auch, dass es eine Wüstung bei Wolfhagen (Nordhessen) gegeben hat, die schon 1074 in der Form Moteslare erwähnt wurde, und dagegen spricht auch der Ortsname Motzfeld Kr. Hersfeld, 8. Jh. Muotesfelt,1394 Mutzfelt, denn -feld-Namen besitzen im ersten Teil fast nie einen Personennamen. Es bleibt daher nur die Suche nach einer anderen Basis für die ältesten Formen.

Es bietet sich ein Wort an, dass im Hochdeutschen in der Form Modder aus dem Niederdeutschen entlehnt worden ist. Es gehört zu mittelniederdeutsch mōde, modde, mudde "faulender Schlamm, Modder, in stehendem Wasser abgesetzter Dreck", niederdeutsch mode, mude "der aus Flüssigkeiten erfolgende Niederschlag, der Schlamm". An die Grundlage mod- ist, klar erkennbar bei den hessischen Namen Motes-lar-und Muotes-feld ein -s-hinzugetreten, so dass von einem Ansatz Modes-, Modas- augegangen werden kann.

Fluss-Namen gehören zu den ältesten Namen

Ableitungen mit einem -s-gehören im Germanischen zu den ältesten Namen, die z.B. für Niedersachsen R. Möller gesammelt hat. Nicht selten bildeten sie Flussnamen. Daraus ergeben sich für Motzlar zwei Möglichkeiten: es ist ein "Wald" (= -lar) an einer Modesa o.ä. genannten sumpfigen Stelle oder aber Modesa, Modasa war ein alter Name der Ulster, ein sogenannter Teilabschnittsname. Längere Flüsse haben ursprünglich nicht nur einen Namen besessen, sondern manchmal mehrere, bis sich im Laufe der Geschichte ein Name durchsetzte. Das ist relativ häufig geschehen. Die alten Namen der Flüssen blieben dann in den Ortsnamen am Ufer des Flusses erhalten.

In Anbetracht dessen, dass es in Hessen zwei weitere Orte gibt bzw. gab, die ebenfalls Modesa, Modasa enthalten haben dürften, ist aber wohl eher von einer alten Bezeichnung für eine feuchte, sumpfige Stelle an der Ulster auszugehen. Das Zweitelement -lar wird sich wohl auf das ausgedehnte Waldgebiet um den Rockenstuhl bezogen haben.

Literatur-Angaben: H. Dittmaier, Die (h)lar-Namen. Sichtung und Deutung, Köln-Graz 1963, S. 68.

E. Förstemann, Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 2, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 303.

A. Fuchs, Einige namenkundliehe Anmerkungen zur "Verfrankung" Südthüringens, in: Jahrbuch Nr. 17 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, 2002, S. 57-68.

R. Möller, Niedersächsische Siedlungsnamen und Flurnamen mit k-Suffix und s-Suffix in Zeugnissen vor dem Jahr 1200, Heidelberg 2000.

J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin-New York 1994, S. 473-497.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Vormittag mit Haase und Waage | 04. Juli 2019 | 11:10 Uhr