Landkreis Greiz Niederböhmersdorf - ein Ortsteil von Zeulenroda-Triebes

23. März 2017, 11:00 Uhr

"Aus Böhmen kommt die Musik" - und aus Böhmen kommt auch der Name von "Niederböhmersdorf". Professor Jürgen Udolph hat nachgeschlagen, wie sich der Name entwickelt hat.

Historische Belege:

  • 1399 Behemstorf (Nördl. Vogtland S. 218)
  • 1489 Behemsdorf (Brückner 649)
  • 1462 Behmsdorf (Dorfchronik, Jb. Mus. Reichenfels 1935)
  • 1489 Behemstorf(Rosenkranz S. 34)
  • 1497 Bhemestorff (Jb. 76/77, Hlb. 13)
  • 1513 Bemerßdorff (UB Zeulenroda 26)
  • 1593 Nider Bemsdorff (HA Schleiz P 10,113)
  • 1594 Nieder Behmsdorf (LA Greiz KA IV 3d Nr. 9)
  • 1603 Bemersdorf (UB Zeulenroda 466)
  • 1796 Nieder Böhmsdorf (Bube 58)
  • 1868 Niederböhmsdorf (Rudolph 383)
  • 1911 Niederböhmersdorf (Petzold 810)

In der Deutung kann man einem Vorschlag von T. Hecklau folgen, der eine Erklärung für den Ortsnamen Oberböhmsdorf südsüdöstlich von Schleiz vorgebracht hat. Er schreibt unter anderem:

Die Überlieferung des Namens zeigt Schwankungen zwischen Bems-, Behe(i)ms- bis hin zu Behmers-/ Bohmers-. Die unbetonte zweite Silbe dieses Wortelements ist in der Mundart früh ausgefallen, so dass die verschiedenen Formen parallel existieren. Nach 1600 hat sich allmählich die Form Behmers-/Bohmers-/Bö(h)mers- durchgesetzt. Durch den Einfluss der Hoch­sprache wurde das ostmitteldeutsche Be(h)m- in frühneuhochdeutscher Zeit zu Bö(h)m- verändert (erstmals 1796). Gelegentlich tritt eine Veränderung von -dorf zu -torf auf. Der Zusatz Nieder- trat später hinzu, der zur Unterscheidung des circa 20 Kilometer entfernten Oberböhmsdorf hinzugefügt wurde. Beide Orte befanden sich im Fürstentum Reuß jüngere Linie und bedurften daher einer Unterscheidung.

Neben -dorf enthält der Ortsname einen Beinamen oder Familiennamen (Herkunftsnamen) *Be(h)m bzw. *Behe(i)m zu mittelhochdeutsch beheim, böheim "der aus Böhmen Stammende". Es kann daher von einer Grundform *Be(h)mes­dorf/Behe(i)mesdorf "Dorf eines Be(h)m/Be­he(i)m" angesetzt werden.

Nach A. Bach sind Familiennamen im Bestimmungswort von Ortsnamen im Gebiet der deutschen Ostsiedlung besonders verbreitet. Es handelt es sich um die Namen von Grundstücksverteilern, Verpächtern oder Grundbesitzern.

Literatur: