Landkreis Hildburghausen Reurieth

13. März 2017, 13:18 Uhr

Im fränkisch geprägten Süden Thüringens liegt Reurieth. Die Gemeinde im Landkreis Hildburghausen hat rund 830 Einwohner und besteht bereits seit dem Mittelalter.

Historische Belege:

  • 1177: Rugerit (Dobenecker II Nr. 531 S. 101; Henneburg. UB I Nr. 21 S. 15)
  • 1212: Rugerit (Dobenecker II Nr. 1530 S. 283; Gruner, Opuscula II S. 301)
  • 1261: Ruryet(Dobenecker III Nr. 2892 S. 455; Wölfing, Kloster Veßra Nr. 82))
  • 1276: Rugerit(Dobenecker IV Nr. 1326 S. 191)
  • 1299: Henricus de Rugeriet (Hist. Henneberg I Nr. 9 S. 185)
  • 1301: Ruderid(Jacob S. 99)
  • 1307: Ortolfi … de Rugeriet (Hist. Henneberg I UB Nr. 10 S. 186)
  • 1309: Ortolf de Rugerieth (Henneburg. UB V Nr. 412 S. 247)
  • 1315: Ortolfo de Rugerit (Neue Beiträge 29 S. 38)
  • 1317: Rugeriet, Rurit (Jacob S. 99)
  • 1335-1340: Ruerit, Rurith, Rugerit (Jacob S. 99)
  • 1350: Ruerrit (H UB II; S.89, CXLIII.)
  • 1360-1366: [R]urit (Mötsch, Urbare S. 110)
  • 1361: Ruricht (HUB III; S.27, XL VI.)
  • 1361 Ruryt (Hl; S. 151, CXXIV.)
  • 1365: Rurit (Hl; S.156, CXXVIII.)
  • 1379: Ruryt (Jacob S. 99)
  • um 1383 bis 1400 Ruerit (Mötsch; Teil B, Nr. 213)
  • 1425: Rorit (H UB VI; S.173, CCXXV.)
  • 1465: Reüridt (Hl; S.288, CCXV.)
  • 1554: Reurieth (H3; S.491, LI1X)

Früher gab es noch einen weiteren Ort, der den Namen trug. Er wird einmal im Jahr 1186 als Windiskin Rugerit erwähnt. In einer Aufschrift der Urkunde heißt es De Slavico Rugerit (Henneburg. UB I Nr. 23 S. 17; Dobenecker II Nr. 735 S. 139). Damit ist klar, dass es sich um eine von Slawen besiedelte Ortschaft gehandelt hat, die wie so oft in Ortsnamen als Wenden oder Winden bezeichnet wurden. Heute ist diese Siedlung in Reurieth aufgegangen (den Versuch, den Ort innerhalb von Reurieth zu erkennen, hat G. Jacob unternommen).

Die Überlieferung gibt deutlich zu erkennen, dass man für den Ortsnamen von einer Grundform Rugerit ausgehen muss. Das zwischen Vokalen stehende -g- schwindet im Verlauf der Sprachgeschichte, es entsteht zunächst Ruri(e)t und durch die hochdeutsche Veränderung eines -u- (bzw. bei diesem Ortsnamen -ü-) ein -au- bzw. -eu-. Der zweite Teil des Namens wird in den bisherigen Deutungen mit Ried "Sumpfgras, Sumpfwiese; feuchte Stelle, auf der Schilf wächst" verbunden. Umstritten ist allerdings der erste Teil. Zumeist denkt man an einen Personennamen, etwa Rogo oder Ruogo (G. Jacob, Y. Merkenelioglu). Das ist aber nicht überzeugend, denn in der Fuge des Namens stehen vor -riet keine erkennbaren Hinweise auf einen Personennamen, etwa -(e)s- oder -(e)n. Daher ist H. Walther zu folgen, der im ersten Teil althochdeutsch rūh,mittelniederdeutsch rūge, rūwe "rauh, grob, haarig, unbereitet, ungezähmt" sieht.

Was ist damit bei einem Ortsnamen gemeint? Auch wir sprechen heute noch von einer rauhen Gegend. Damit meinen wir im Allgemeinen einen unzugänglichen Ort. Genau das dürfte hier gemeint sein, denn der Blick auf die Karte zeigt, dass der Ort in einer großen Biegung der Werra liegt, zum Teil eingeklemmt zwischen dem Fluss und den Wäldern rings herum: also eine unzugängliche, "rauhe" Stelle, an der Schilf wächst.

Literaturangaben: "Die Ortsnamen des Herzogthums Meiningen" von G. Jacob, Nachdruck Meiningen 2004, S. 99
"Ortsnamen des Landkreises Hildburghausen auf der Grundlage gedruckter Überlieferung" von Y. Merkenelioglu, Magisterarbeit Bayreuth 1997, S. 26, 51
"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts" von H. Walther, Berlin 1971, S. 309