Servicestunde | 28.10.2020 Thrombose - die unterschätzte Gefahr für Frauen
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Thrombosen können jeden treffen. Frauen sind wegen der Pille und Hormon-Präparaten während der Wechseljahre besonders gefährdet. In der Servicestunde sprechen wir über Anzeichen, Risikofaktoren und Behandlung der gefährlichen Blutgerinnsel.

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (ein Thrombus) in einem Blutgefäß. Die Pille, Rauchen und Übergewicht begünstigen diese Blutgerinnsel, die den Blutstrom behindern.
Venen sorgen im Körper dafür, dass Blut zurück zum Herzen transportiert wird. Dabei werden die Venen, die unterhalb des Herzens liegen, besonders beansprucht, denn sie müssen das Blut entgegen der Schwerkraft nach oben pumpen.
Klappen in den Beinvenen sollen verhindern, dass das Blut wieder zurückfließt. Gelingt das nicht oder nicht ausreichend, staut sich Blut in den Beinen. Daher bilden sich oft Thrombosen in den Beinvenen.
Leichter Verlauf: Krampfadern
Die Auswirkungen geweiteter Beinvenen sind an der Hautoberfläche durch sogenannte Besenreißer, bei größeren Venen durch Krampfadern sichtbar.
Diagnostiziert der Arzt ein Venenleiden, verschreibt er meist einen Gerinnungshemmer und Kompressionsstrümpfe. Diese werden individuell angepasst und üben je nach Schweregrad der Erkrankung einen unterschiedlichen Druck auf die Venen aus. Das führt zu einem kräftigeren Blutfluss.
Kompressionsstrümpfe gibt es mittlerweile in modernen Farben und hautfreundlichen Geweben. Sie werden üblicherweise über Sanitätshäuser bezogen.
Anzeichen einer Thrombose:
- Schwellung am Bein/Knöchel
- Schmerzen, die denen eines Muskelkaters oder Muskelkrampfes ähneln. Druck auf den Venenverlauf erhöht das Schmerzempfinden
- Die Haut des einen Beins ist wärmer als am anderen Bein
- Die Haut spannt und/oder ist gerötet oder bläulich gefärbt
- Der Puls ist erhöht. Gelegentlich tritt Fieber auf
Lebensgefahr: Lungenembolie
Auch Venen im Gehirn, im Bein, im Becken oder im Arm können verstopfen. Im schlimmsten Fall kommt es dann zu einer Lungenembolie. Die ist lebensbedrohlich.
Teile des Thrombus reißen plötzlich von der Venenwand ab und werden als sogenannter Emoblus mit dem Blutstrom in ein Gefäß in der Lunge gespült. Atemnot, Brustschmerzen, Herzklopfen und sogar Ohnmacht sind wichtige Hinweise einer Lungenembolie.
Besteht Verdacht darauf, sollte man umgehend ins Krankenhaus. Bis der Rettungswagen eintrifft, sollte der Betroffene - sofern ansprechbar und mit funktionierender Atmung - mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden.
Im Krankenhaus gibt der Arzt gerinnungshemmende Medikamente, damit sich das Blut verdünnt und keine weiteren Gerinnsel entstehen. Den Embolus in der Lunge baut der Körper von selbst ab. In lebensbedrohlichen Fällen wird das Lungengerinnsel mit Spezialmedikamenten oder sogar mechanisch zerkleinert.
Neue Anti-Baby-Pillen erhöhen Thrombose-Risiko
Die Verhütungspille ist angereichert mit Östrogenen und Gestagenen. Sie lindern ebenfalls Wechseljahrsbeschwerden. Diese Hormone beeinflussen aber auch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes und können unter Umständen zu einer Thrombose oder einer Lungenembolie führen.
Besonders die neueren Pillen der dritten und vierten Generation mit dem Wirkstoff Dienogest stehen in Verdacht, Thrombosen zu begünstigen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat bereits 2018 eine entsprechende Warnung herausgegeben.
Ob für Sie die Einnahme von hormonhaltigen Medikamenten geeignet ist, sollten Sie im Gespräch mit Ihrem Arzt klären. Alternativ zur neuesten Pillen-Generation eignen sich die älteren Präparate.
Schutz vor Reise-Thrombose
Urlaubsreisen bedeuten oft auch stundenlanges Sitzen in Flugzeug, Bahn oder Auto. Die Blutbahnen von den Füßen aufwärts zum Herzen sind dabei im Kniebereich und in der Hüfte geknickt. Das erschwert den Blutfluss.
Dazu kommt, dass die Wadenmuskelpumpe ohne Gehen über lange Zeit lahmgelegt ist. Im ungünstigsten Fall kann es dann zu einer Thrombose kommen. Mit einigen Tricks kann man dem entgegenwirken.
Richtig sitzen: Ein 90-Grad-Winkel im Knie sollte kein Dauerzustand sein. Am besten Beine unter den Sitz des Vordermanns ausstrecken. Auf keinen Fall die Beine übereinanderschlagen.
Aufstehen: Soweit es geht, im Flugzeug, Zug oder Bus einmal pro Stunde aufstehen und sich die Beine vertreten.
Venengymnastik: Den Blutfluss durch Auf-und-ab-Wippen mit den Füßen in Gang halten.
Reichlich trinken: Die Luft an Bord ist so trocken, dass der Körper vermehrt Flüssigkeit verliert. Die Folge: Das Blut verdickt, fließt langsamer und staut sich. Deshalb pro Stunde mindestens einen Viertelliter Wasser trinken.
Kompressionsstrümpfe tragen: Vor allem Menschen mit einem erhöhten Thrombose-Risiko sollten sich daran halten. Empfohlen werden die Strümpfe unter anderem auch Reisenden mit Herzleiden, Krampfadern und starkem Übergewicht sowie Rauchern.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 28. Oktober 2020 | 11:10 Uhr