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VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Dr. Andreas Martin.

Dienstag, 23.04.2024: Erziehung

Gibt es Schlüsselfragen im Leben?
Ich glaube: Ja, liebe Hörerinnen und Hörer. Ein Kind ist geboren. Sollte es erzogen werden? Wird es nicht auch ohne alle Anleitung die Anlagen in sich entfalten, die genetisch, kulturell in ihm grundgelegt sind? Frühere Zeiten dachten, dass der Mensch irgendwie fertig zur Welt kommt und dann nur noch wächst. Dann wieder war man überzeugt, ihn nach irgendeiner Façon drillen zu müssen, damit er im Räderwerk von Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft "wie geölt" läuft.

Religiöse Erziehung nimmt das Kind in seiner Gottesebenbildlichkeit ernst, als "Ikone Gottes" und weiß doch, dass es im engen Verbund der Familie seinen Platz hat und finden muss, um dann in die Freiheit und Sinnhaftigkeit des Lebens entlassen zu werden. Religiöse Erziehung fragt nach einem Grund und einem Ziel. Im Heranwachsenden kommt es in dieser Lebensphase zum ersten Mal auch zur Erkenntnis, dass eigenes Versagen das Miteinander stört oder gar zerstört, dass es aber auch mir selbst schädlich ist.

Ein Kind wird automatisch durch das Vorbild der Eltern erzogen. Was sie tun, das tut es auch. Der liebende Blick der Eltern begleitet es. Sie sehen im Sohn, in der Tochter ein Geschenk, eine Gabe des Himmels, die nicht selbstverständlich ist. Und - so das christliche Verständnis - sie nehmen vom Himmel auch den Erziehungsauftrag an, dem Heranwachsenden durch Liebe aber auch durch Grenzen seinen Weg durchs und fürs Leben zu bahnen.

Langfristige Ziele sollten die Erziehungsmethode bestimmen, es aushalten, wenn im Augenblick etwas "nervt", und man versucht ist, einzulenken, nur um "seine Ruhe zu haben". Das Kind wird es uns eines Tages danken, wenn wir um seiner Entwicklung willen "fest" geblieben sind.

Der Kinderpsychologe Michael Winterhoff weist nach, dass viele Eltern es aufgegeben haben, ihre Kinder zu erziehen. Die Ursachen sind vielfältig: Überlastung durch Beruf und gesellschaftlichen Stress aller Art, ein Abgeben der Erziehung an die Schule und zuhause an die digitalen Medien (Fernsehen, Computer, Smartphone, Spielkonsole…), das Entstehen der Kleinfamilie, oft alleinerziehende Mütter, das Fehlen von Opa und Oma usw.

Ein Kind braucht Vater und Mutter, es braucht klare Vorgaben. Die Eltern, Großeltern und auch die Geschwister sollten eine Erziehungsvision für die Heranwachsenden haben und gemeinsam verfolgen. Eine Schlüsselfrage!

Montag, 22.04.2024: Geburt

Gibt es Schlüsselfragen im Leben?
Ich denke schon: Woher komme ich? Ich habe mich ja nicht selbst entschieden in diese Welt einzutreten. Meine Eltern, vielleicht aber auch eine Gewalttat, … der Wille Gottes - haben mich in dieses Leben "geworfen"?

Und schon stellen sich mir zwei Fragen: Hat das alles einen Sinn und kann ich sinnvoll meine Freiheit als Mensch leben? Der berühmte Psychologe Viktor Frankl hat als Jude drei KZs überlebt. In den Lagern hat er die Beobachtung gemacht, dass nur die Gefangenen überlebten, die sich nicht aufgaben, die auch in dieser schier aussichtslosen Situation noch einen Sinn zu erkennen vermochten.

So Frankl selbst, der sich vornahm eben diese Beobachtungen später als Arzt und Wissenschaftler in seine Lehre einzubinden und davon zu berichten. Auch die physisch Starken starben, wenn sie in allem Tun keinen Sinn mehr sahen. In den USA etwa nehmen sich jährlich Hunderte junger Menschen das Leben, obwohl es ihnen an nichts mangelt, außer eben am Sinn ihres Lebens.

Der Mensch ist ein Sinnwesen. "Hat man sein Warum des Lebens", sagt Friedrich Nietzsche, "so verträgt man sich fast mit jedem Wie." Und die zweite große Frage nach der Freiheit? Wären wir nicht Marionetten, die - an langen Fäden geführt - durchs Leben zappeln, wenn wir nicht auch frei über die wichtigen Fragen des Lebens entscheiden könnten? Selbst wenn wir alles durchblickten und verstünden, was abgeht, würde das unsere Freiheit einschränken, denn dann müssten wir ja nach einem festgelegten Plan handeln. Wo blieben dann Liebe, Freundschaft, Gefühl und Wille?

Freisein ist auch eine typisch menschliche Eigenschaft, die ihn entschieden von allen anderen Lebewesen abgrenzt, die nur instinktgeleitet ihr Leben fristen. Ich bin frei, Gutes zu tun, ja aber auch Böses. Ich kann mich in Schuld verstricken oder ein Engel der Nächstenliebe sein, den anderen als Schwester und Freund betrachten oder ihm in feindlicher Absicht entgegentreten.

Freiheit ist nicht die Frage, ob ich nach links oder rechts aus dem Haus gehe, Freiheit ist, ob ich mein Leben, Schicksal und den Sinn meines Daseins bejahe.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...