MEDIEN360G im Gespräch mit... Hendrike Brenninkmeyer

14. Mai 2019, 18:39 Uhr

SWR und WDR präsentieren das ARD Europamagazin im Ersten im wöchentlichen Wechsel immer sonntags, 12:45 Uhr. Thema sind die Politik der Europäischen Union und deren Folgen für den Alltag der Europäer sowie die Politik der anderen europäischen Länder.

Porträt von Hendrike Brenninkmeyer 5 min
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SWR und WDR präsentieren das ARD Europamagazin im Ersten im wöchentlichen Wechsel immer sonntags, 12:45 Uhr. Thema sind die Europäische Union und die Politik in europäischen Ländern.

MDR FERNSEHEN Di 14.05.2019 09:27Uhr 04:34 min

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MEDIEN360G: Wir sind bei MEDIEN360G, dem Portal für Medienthemen des Mitteldeutschen Rundfunks. In wenigen Tagen wird in Europa gewählt, und Europa steht auch im Mittelpunkt des Europamagazins der ARD, das im Wechsel von WDR und SWR am Sonntagmittag gesendet wird. Ich bin jetzt im Gespräch mit der SWR-Moderatorin des Europamagazins Hendrike Brenninkmeyer. Ich grüße Sie!

Hendrike Brenninkmeyer: Ich grüße Sie, Frau Weitbrecht!

MEDIEN360G: Wenn ich auf die Europathemen so im Allgemeinen schaue, gibt es gefühlt mehr kritische Beiträge als positive. Wie sehen Sie das?

Hendrike Brenninkmeyer: Insgesamt ist es natürlich unsere Aufgabe als Europamagazin auf Defizite hinzuweisen, Geschichten zu erzählen, wo Dinge nicht funktionieren. Das liegt in der Regel nicht an der EU. Aber es gibt natürlich viel in Europa, wo es Schwierigkeiten gibt in den unterschiedlichen Mitgliedsländern, aber wir schauen ja auch über die Grenzen der EU hinaus. Und das liegt in der Natur des Journalismus, auf Dinge hinzuweisen, die nicht so funktionieren, oder die von der Norm, oder der Regel, oder dem Alltag der Menschen abweichen, oder ihnen Probleme bereiten.

MEDIEN360G: Wenn Sie die Themen für die Sendung zusammenstellen, wie geht die Redaktion vor?

Hendrike Brenninkmeyer: Die Redaktion geht im Grunde so vor, dass es einmal Themenangebote innerhalb der ARD gibt. Wir haben ja ein Korrespondentennetz weltweit und natürlich dann eben auch innerhalb Europas. Die Korrespondenten sind vor Ort und fühlen sozusagen den Puls in dem jeweiligen Land, kennen die Themen, die dort aufpoppen, und bieten die an. Dann werden die aufgegriffen. Es gibt natürlich auch eigene Impulse redaktionsseitig, dass man sagt, das ist ein Thema, das im Moment hochkommt oder beispielsweise, das EU–Türkei–Abkommen. Das sind einfach Themen, um die man nicht drum herum kommt als Europamagazin, weil sie wichtig sind für die Menschen in Deutschland. Wir machen die Sendung natürlich für die Menschen in Deutschland.

MEDIEN360G: Wenn ich Stichworte sage wie Lobbyismus, Flüchtlingskrise oder Populismus, dann fällt es schwer, an gute Geschichten aus Europa zu denken. Können Sie uns trotzdem eine erzählen?

Hendrike Brenninkmeyer: Es gibt ganz viele gute Geschichten, tatsächlich. Man begegnet positiven Europa-Aspekten ja auch jeden Tag in seinem Alltag. Es gibt sehr viele Förderprogramme, die auch in Deutschland wirken. Also es ist nicht so, dass wir der Zahlmeister der EU sind, sondern wir profitieren, viele sagen die Wirtschaft (profitiert) sogar am meisten innerhalb Deutschlands. Mir fällt konkret eine Geschichte im Europamagazin ein, die hatten wir im Dezember. Die hat mich sehr beeindruckt. Da ist jemand so begeistert von der EU, ein Brite mit deutschen Wurzeln, ein jüdischer Brite. Das ist der Enkel von Anita Lasker-Wallfisch, einer Holocaust-Überlebenden. Sie hat Deutschland seinerzeit aus nachvollziehbaren Gründen verlassen. Ihr Enkel geht nun in London auf die Straße und musiziert dort. Er spielt Beethovens Neunte, auch bekannt als Europa-Hymne, um im Regierungsviertel gegen den Brexit zu demonstrieren. Das hat mich sehr bewegt. Weil, um diesen Weg zu gehen, muss man schon ein sehr begeisterter Europäer sein, wenn die Vorfahren den Holocaust erlebt haben.

MEDIEN360G: Seit es die Möglichkeiten durch die sozialen Medien gibt, Beiträge zu kommentieren, Sendungen zu kommentieren, haben Sie einen Blick darauf, wie sich die Haltung der Zuschauer zu Europa verändert hat?

Hendrike Brenninkmeyer: Also die Leute kommentieren natürlich sehr viel. Es gibt positive wie negative Kommentare, und die negativen sind auch oft unterhalb der Gürtellinie. Ich glaube prinzipiell nicht, dass der Mensch sich da ändert oder verändert hat. Die Haltung zu Europa ist nicht von Leidenschaft geprägt. Das ist leider so, das muss man einfach so sehen. Aber im Vorfeld der Europawahlen spüre ich auch, dass es einen großen Aktionismus auf Seiten der EU-Unterstützer gibt, die sich sehr darum bemühen, die Leute zu animieren, zu aktivieren, darauf hinzuweisen, wie wichtig diese Wahlen für uns sind. Auch wenn Brüssel und Straßburg, aber vor allem Brüssel, gefühlt immer sehr weit weg von unserem Alltag sind.

MEDIEN360G: Nun ist es nur noch kurze Zeit bis zum Wahltag. Was wünschen Sie sich ganz persönlich von dieser Europawahl?

Hendrike Brenninkmeyer: Eine hohe Wahlbeteiligung. Viele Menschen, die an dieser Wahl teilnehmen, die merken, dass das wichtig ist für Europa. Europa ist natürlich auch ein Friedensprojekt. Viele machen sich das, glaube ich, heute nicht mehr klar, was das bedeutet. Es gibt immer weniger Menschen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und wissen was das bedeutet, Krieg innerhalb Europas zu haben. Aber Europa ist auf jeden Fall friedenssichernd, auch wirtschaftlich natürlich, dass man ein bisschen auf Ausgeglichenheit achtet. Deswegen wünsche ich mir, dass viele Menschen dieses Schicksal nicht einfach den Rändern überlassen, den Menschen, die vielleicht die Ränder wählen. Damit deren Gewicht nicht ein höheres Gewicht bekommt, als es tatsächlich in der Gesellschaft hat, also dass die Demokratie bei der Europawahl auch wirkt und funktioniert.

MEDIEN360G: Das ARD Europamagazin berichtet wöchentlich in der ARD von Politik bis Umwelt und Kultur. Das war die Moderatorin des ARD Europamagazins Hendrike Brenninkmeyer vom SWR. Ich danke Ihnen.

Hendrike Brenninkmeyer: Sehr gerne.

MEDIEN360G: Für MEDIEN360G war Dagmar Weitbrecht am Mikrofon.

Zur Person Hendrike Brenninkmeyer

Hendrike Brenninkmeyer studierte in Münster Journalismus, arbeitete für den WDR, HR und die tagesschau. Beim SWR moderiert sie neben dem Europamagazin auch das Verbrauchermagazin Marktcheck.