Interview mit Prof. Elizabeth Prommer "Youtube scheint nicht so ein freier Raum zu sein, wie wir meinen."

Die Direktorin des Instituts für Medienforschung am Lehrstuhl für KMW der Universität Rostock sieht in dem Youtube-Format funk eine gute Möglichkeit, der Konzentration auf "Beauty" entgegenzuwirken. Im Interview mit MEDIEN360G spricht sie über Ergebnisse und Erkenntnisse aus der aktuellen MaLisa-Studie.

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MEDIEN360G: Welche Erkenntnisse haben Sie durch die Studie über Youtube gewonnen?

Die wichtigste Erkenntnis bezüglich Youtube ist, dass auch Frauen bei Youtube unterrepräsentiert sind. Und was uns eigentlich überrascht hat, oder fast erschreckt, wie noch stereotyper und eingeschränkt Frauen sich bei YouTube präsentieren, als im Verhältnis zum Beispiel beim Fernsehen. Also dieses sehr enge "Beauty, Lifestyle, How-to". Und tatsächlich, wenn man die Top tausend beliebtesten Kanäle anschaut, wird man das sehr eingeschränkt und eng finden und feststellen, dass Männer eben sehr viel vielfältiger sind mit sehr viel mehr Formaten. Wir haben dann ja untersucht und festgestellt, dass das nicht wirklich freiwillig ist, sondern die Produktionsmechanismen von Youtube, die Kommentare, die Likes, all das natürlich eine Rolle spielen, die dazu führen, dass Frauen sehr stereotyp und sehr eng dargestellt sind.

MEDIEN360G: Wie erklären Sie sich das?

Zum einen scheint Youtube nicht ganz so ein freier Raum zu sein wie wir alle meinen, so dass die Interviewten auch berichten von eben dieser Hate Speech, aber auch, wie viel leichter es ist, Geld zu verdienen, wenn ich Beauty mache. Dann ist ja für den Werbekunden irgendwie klar, was aber dann wieder bedeutet dass die Werbeindustrie sehr stereotyp denkt, dass also Männer für alles Werbung machen können und Frauen können aber nur für Beauty-Produkte und Diätessen oder schönes Essen Werbung machen. Und dadurch reproduzieren sich diese Ungleichheiten. Es gibt ja Frauen, die anderes machen, aber die kommen irgendwie nicht nicht nach oben, werden nicht in diese Netzwerke aufgenommen und sind dann nicht sichtbar.

MEDIEN360G: Wie könnte man darauf Einfluss nehmen?

Wir müssen noch ein bisschen besser verstehen, warum wird etwas bei Youtube populär, wie funktionieren diese Algorithmen, damit was nach oben gespült wird wie muss man das Liken. Also wie kann man da sozusagen auch noch ein bisschen strategisch damit umgehen. Und dann glaube ich, müssen wir Mechanismen finden Frauen sichtbar, oder vielfältige Themen sichtbarer zu machen. Über Preise oder Funk ist natürlich ein ganz gutes Beispiel, weil wir darüber raus sind aus der Refinanzierungs-Ecke, dass ich nur mit Beauty Geld verdienen kann. Ich kann bei Funk ja eben vieles machen und ich glaube schon, dass das eine gute Nische für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist.