Podiumsdiskussion am 25. Oktober 2018 Heimspiel für die AfD
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Miteinander reden ist besser als übereinander schimpfen. So könnte man eine Podiumsdiskussion von AfD und Vertretern der Öffentlich-Rechtlichen am gestrigen Donnerstag zusammenfassen. Auch wenn die Atmosphäre sachlich war: Von einem entspannten Verhältnis ist man weit entfernt.

Kai Gniffke und Peter Frey hatten mit Sicherheit schon angenehmere Termine: In Dresden haben die beiden Chefredakteure von ARD und ZDF am Donnerstagabend mit AfD-Funktionären und Anhängern der Partei diskutiert - und dabei massiv Kritik einstecken müssen. Mangelnde, falsche oder voreingenommene Berichterstattung warf der Journalist und AfD-Politiker Nicolaus Fest den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern vor. Man erwarte eigentlich von ihnen, die Position der AfD vorurteilsfrei abzubilden, stattdessen werde die Partei grundsätzlich in einer bewusst negativen Konnotation dargestellt.
Auch Michael Klonovsky, früher Focus-Redakteur und jetzt Referent des AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland, warf ARD und ZDF vor, über von Migranten begangene Straftaten und deren Opfer wie im Fall Chemnitz nicht berichtet, stattdessen aber fälschlich von Hetzjagden gesprochen zu haben. Auch in der Berichterstattung über den US-Präsidenten Donald Trump würden Vorurteile bedient.
Gniffke und Frey hatten in der Diskussion einen schweren Stand - nicht zuletzt, weil auch die beiden Moderatoren des Abends, der Cato-Chefredakteur Andreas Lombard und der Publizist Klaus Kelle, deutliche Skepsis gegenüber ihrer Arbeit äußerten. Vor allem aber zeigte das Publikum - das aus rund 70 Journalisten und etwa 250 AfD-Anhängern bestand - ihnen deutlich, dass der Besuch in Dresden alles andere als ein Heimspiel war.
Die Redakteure reagierten darauf unterschiedlich: Während Gniffke einräumte, dass es in der Berichterstattung über Pegida und die AfD anfänglich Fehler gegeben habe, weil man nicht neutral gewesen sei, zeigte Frey Kante: Es sei nicht Aufgabe der Medien, den Unterschied zwischen rechts und rechtsextrem zu definieren. Dies müsse die AfD tun; etwa in dem sie wie in Chemnitz, entscheide, „mit wem Sie marschieren und mit wem nicht“. Er empfinde die Stimmung, die ihm und seinem Kollegen im Saal entgegen gebracht werde, als „bedrückend“ - und stellte klar, die Sendungen der beiden Kanäle seien lediglich Angebote: „Sie haben die freie Hand, abzuschalten.“
Grundsätzlich offenbarten sich in der Diskussion mehrere Themen, die das Verhältnis von AfD und Öffentlich-Rechtlichen nachhaltig belasten. So haben die Anhänger der Partei das Gefühl, als, aus ihrer Sicht, konservativer Teil der Bevölkerung mit ihren Anliegen und Positionen deutlich zu wenig in den Medien abgebildet zu werden. Gleichzeitig würden Journalisten in ihrer Arbeit viel zu oft Nachrichten und Meinungen vermischen; dies sei insbesondere beim beitragsfinanzierten Rundfunk nicht akzeptabel. Hier wurde der größte Dissens deutlich: Als Gniffke und Frey mehrfach betonten, ihre Kollegen würden handwerklich sauber und nach journalistischen Standards arbeiten und eigene politische Positionen nicht in die Beiträge einfließen lassen, reagierte das Publikum mit höhnischem Gelächter. Auch der Appell der beiden Chefredakteure, Angriffe gegen Journalisten nicht zu akzeptieren, wurde so quittiert.
Und so empfand die AfD sich als klarer Gewinner des Abends. Das machte der stellvertretende Vorsitzende der AfD Sachsen, Maximilian Krah, in seinem Schlusswort klar: Mit ihrer Zusage zu dem Gespräch hätten Gniffke und Frey es möglich gemacht, dass die AfD ihre Diskursfähigkeit habe beweisen können. Absagen anderer Journalisten seien nun deutlich schwerer.
Weniger begeistert fiel das Fazit von Peter Frey aus: Man habe sich „nicht gekloppt“, sondern miteinander geredet - allein das sei ein Erfolg.