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Corona-GerüchteFake-News im Netz: Entlarven leicht gemacht

09. April 2020, 23:43 Uhr

Wie bei allen Krisen haben auch in Corona-Zeiten Gerüchte und Falschinformationen Hochkonjunktur. Es ist aber gar nicht so schwer, Fake-News im Netz mit Hilfe des Internets zu erkennen und sich dagegen zu wappnen.

von Steffen Grimberg

Im Netz kursieren Behauptungen, die weltweite Ansteckungswelle mit der neuen Virus-Variante SARS-CoV-2 sei schon vom Astrologen Nostradamus vor rund 500 Jahren vorausgesagt worden. Oder von dem US-Autor Dean Koontz in einem 1981 erschienenen Roman. Oder sogar in einer alten Folge der bekannten Zeichentrickserie Die Simpsons. Solchen an sich harmlosen Stuss könnte man noch achselzuckend weglachen. Wenn aber die Einnahme von chlorhaltigen Bleichmitteln als wirksame Waffe gegen SARS-CoV-2 empfohlen wird, sieht die Sache anders aus. Wie und woran erkennt man aber Falschinformationen im Netz und anderswo?

Setzen Sie auf ein gesundes Misstrauen!

Vor allem, wenn Ihnen über soziale Medien oder Ihnen bislang unbekannte Informationsdienste Nachrichten und Tipps zugeleitet werden. Besondere Vorsicht ist bei Kettenbriefen geboten. Aktuell kursiert zum Beispiel auf Facebook ein viel geteilter Fake, nachdem „Taiwanesische Experten“ einen einfachen, aber völlig sinnlosen Selbsttest empfehlen, um herauszufinden, ob man infiziert ist. Genau so verhält es sich mit dem angeblichen Ratschlag japanischer Ärzte, einfach viel zu trinken, damit alle Viren in den Magen zu spülen und den Rest der Magensäure zu überlassen: FAKE! FAKE! FAKE!

Vertrauen Sie Ihrem gesunden Menschenverstand!

Prüfen Sie, ob sich eine Geschichte vielleicht auch deswegen gut anhört, weil sie besser klingt als andere und Ihnen weniger Angst macht. Fragen Sie sich: Können die Informationen überhaupt stimmen? Und wenn Ihnen das wahrscheinlich erscheint - warum erreichen Sie diese Informationen erst jetzt und auf diesem Wege? Warum wird darüber nicht in den klassischen Nachrichten wie RTL aktuell, heute oder tagesschau, im Radio oder in den Zeitungen berichtet? Warum finden sich diese Informationen dann nicht auch in den offizielle Bekanntmachungen von Regierungen, Gesundheitsämtern oder des Robert Koch Instituts? Warum werden sie nicht einfach umgesetzt? Und gerade wenn sich alles nach einer glaubwürdigen, einfachen Lösung anhört, fragen Sie sich: Könnte es vielleicht sein, dass es nicht umgesetzt wird, weil es schlicht nicht wahr ist? FAKE! FAKE! FAKE!

Versuchen Sie, die Quelle(n) zu prüfen!

Ist der Absender/die Absenderin namentlich genannt? Wenn es sich beispielsweise um eine/n renommierte/n Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler handeln soll - googeln Sie nach ihm. Wenn die Person echt ist, hat sie Spuren im Netz hinterlassen. Das gleiche gilt für Verweise auf andere Medien, Organisationen oder Behörden - von denen Sie aber vielleicht noch nie gehört haben. Wenn Sie im World Wide Web nicht mehr darüber finden, ist Vorsicht geboten. Erscheint die Quelle Ihnen glaubwürdig? Ein Elternchat an sich ist beispielsweise eher keine glaubwürdige Quelle! Überprüfen Sie auch, von wem die Nachricht wirklich stammt: Von der angeblichen Quelle selbst, oder von anonymen Zwischenstationen? Ist letzteres der Fall, können Sie fast immer sicher sein: FAKE! FAKE! FAKE!

Googeln Sie nach den Kernaussagen!

Werfen Sie die Hauptbotschaft in ganzen Sätzen in die Suchmaschine. Prüfen Sie, ob diese Aussagen auch an anderer Stelle, in anderen Medien schon einmal aufgetaucht sind. Gibt es vielleicht schon jemanden, der auf diese Aussagen reagiert und sich mit ihnen auseinandergesetzt hat? Ist das nicht der Fall, heißt es Vorsicht: FAKE! FAKE! FAKE!

Fragen Sie, wem das Ganze nützt!

Link auf MDR WissenDiese 10+1 Corona-Fakenews sollten Sie auf dem Schirm haben

Die Corona-Pandemie schürt Ängste und Verunsicherung: Der pefekte Nährboden. Nicht für die Viren selbst, sondern für Verschwörungen und Falschmeldungen. Wir haben zehn populäre Fakes zusammengetragen.

Cui bono heißt das auf Lateinisch: Wer hat etwas davon, dass diese Information oder Behauptung weiterverbreitet wird? Viele Fake-News-Verbreiter machen das aus Spaß, einige sind verrückt. Aber viele wollen auch gezielt Institutionen oder andere Menschen wie zum Beispiel Politikerinnen und Politiker unglaubwürdig machen und Unruhe stiften. Oft stecken hinter Falschinformationen und falschen Absenderangaben im Netz auch ganz handfeste finanzielle Interessen. Ein aktuelles Beispiel ist ein angeblicher Aufruf der Drogeriekette DM zu einem Gewinnspiel, bei dem wegen der Corona-Krise angeblich kostenlose Einkäufe für ein Jahr an 200 Personen verlost werden. Die entsprechende Facebook-Seite nutzt zwar das DM-Logo, ist aber keine offizielle Seite des Drogeriemarkts, sondern will nur Ihre Daten abgreifen: FAKE! FAKE! FAKE!

Überprüfen Sie, ob Gegenargumente oder -thesen ausreichend widerlegt werden!

Gerne wird in Posts oder Nachrichten behauptet, andere - beispielsweise offizielle - Informationen oder Hinweise seien falsch. Bewerten Sie, ob dies schlüssig begründet wird und wirklich Gegenargumente geliefert werden. Prüfen Sie in diesem Zusammenhang auch, ob mit Formulierungen gearbeitet wird, die anderslautende Informationen oder abweichende Meinungen abwerten. Bloßes Geraune, irgendwelche Mächtigen („Schnell teilen, bevor es gelöscht wird“ oder „Die Regierung gibt nicht zu, dass…“) wollten verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt, sind ziemlich sicher immer: FAKE! FAKE! FAKE!

Hier gibt es weitere Informationen

Gerade zur Corona-Krise durchforstet mimikama das Netz nach gezielten Falschinformationen nach dem Motto: „Zuerst denken, dann klicken“. Die ARD-tagesschau hat einen eigenen Faktenfinder, der umfassend über Information und Desinformation im Zusammenhang mit Corona berichtet: Von den Aussagen des US-Präsidenten Trump bis zur Frage, ob man eigentlich noch an Frischetheken im Supermarkt einkaufen darf. Das Portal So geht Medien des Bayerischen Rundfunks bietet weiteres umfangreiches Material und Tipps, wie man Lügen im Netz erkennt und hält auch Unterrichtsmaterial zum Thema „Fake News im Netz erkennen“ bereit.

Mehr zu den Auswirkungen der Corona-Krise in den Medien