MEDIEN360G im Gespräch mit... Jan Feddersen

12. April 2019, 11:34 Uhr

Jan Feddersen arbeitet bei der taz als "Redakteur für besondere Aufgaben". Zu einer dieser Aufgaben zählt das Schreiben von Nachrufen über große Künstler und Politiker sowie Unbekannte - wie dem Erfinder der Regenbogenflagge - gleichermaßen. "Da sind mir alle recht", sagt er. Warum er allerdings nicht gerne Nachrufe bereits vorab verfasst, erklärt er MEDIEN360G im Interview.

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Jan Feddersen arbeitet bei der taz als "Redakteur für besondere Aufgaben". Zu einer dieser Aufgaben zählt das Schreiben von Nachrufen. Warum er nicht gerne vorab Nachrufe verfasst, erklärt er MEDIEN360G im Interview.

Do 11.04.2019 14:30Uhr 02:02 min

https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/interview-jan-feddersen-102.html

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MEDIEN360G: Wurden Sie in Ihrer Funktion als Autor schon einmal von einem Tod überrascht?
Jan Feddersen:
Ich fand persönlich so eine Form von Zugespitztheit der Stresssituation eigentlich schon immer mich selber sehr belebend – auch wenn das jetzt im Nachrufkontext ein bisschen komisch klingt. Wenn jetzt jemand mit 98 stirbt, ist das nicht wirklich eine starke Überraschung. Das darf man auch in biologischer Hinsicht erwarten. Wenn jemand mit 30 stirbt, ist das dann immer viel zu früh. Aber als Journalist überrascht mich kein Tod.

MEDIEN360G: Schreiben Sie Nachrufe vorab?
Jan Feddersen: Da fragte mich ein Kollege von Spiegel Online, er habe gehört, dass Karel Gott gerade im Endstadium Krebs habe und ob ich da einen Nachruf schreiben könne. Ich habe dann leichtsinniger Weise zugesagt. Das war der allerquälenste Text für mich, an den ich mich in meinem Leben erinnern kann. Ich kann nicht über eine Person schreiben, die lebt. Also kann ich schon, aber dann ist das eine andere Textsorte, ein Nachruf nicht, da kann ich nicht so tun, als sei diese Person schon tot.

MEDIEN360G: Sie verfassen Nachrufe über Personen aus allen Bereichen. Wonach wählen Sie aus?
Jan Feddersen:
Ich interessiere mich für alle populären Figuren. Für mich gibt es auch keinen Unterschied, sagen wir, zwischen Herbert von Karajan und Ralph Siegel oder zwischen Dolly Parton und Barack Obama, die uns im Grunde genommen durch ihre Bilderpräsenz in den Medien eigentlich geläufig geworden sind, die eine Rolle spielen, an die wir uns erinnern. Was, wenn man so will, zu einer kollektiven Kulturpräsenz führt - Personen, die uns sozusagen auch eine kulturelle DNA oder Spuren davon, hinterlassen. Das habe ich drauf, ja. Da sind mir alle recht.