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Fundstücke in Corona-"Auszeit" (Folge 5)Kreative und Kreatives in Krisenzeiten

28. April 2020, 14:20 Uhr

Eine weitere Woche ist ins Land gegangen - und wieder haben wir eine Reihe von spannenden bis unterhaltsamen Projekten und Ideen gesammelt, die die Krise hervorgebracht hat.

von Dagmar Weitbrecht

Kultur vor der Haustür

Zuhause sitzen und abwarten ist das falsche Konzept für Kulturschaffende. Kultur kommt als „Live Haus Lieferung“, also als individuelle Kultursendung. Die Aktion Leipziger Künstler gegen den drohenden Lagerkoller soll auch lokale Künstler unterstützen. Das Prinzip von KulturSendung ist ganz einfach. Genre auswählen, Ort und Zeit festmachen, bargeldlos bezahlen. Einzige Bedingung: Die Auflagen des Kontaktverbotes müssen eingehalten werden. Die Auftritte in Hinterhöfen oder vor Balkonen fanden anfangs wenig Verständnis bei den Ordnungshütern. Das Auftrittsverbot wurde aber nach Prüfung zurückgezogen, es handele sich nicht um öffentliche Veranstaltungen.

Auch Theater ob groß oder klein werden kreativ. Das Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz lädt zum Couch Viewing ein. Es gibt Blicke hinter die Kulissen. Erklärt wird zum Beispiel, was ein Korrepetitor macht. Das Theater Rudolstadt füllt eine Mediathek mit Beiträgen. Das Projekt heißt #Hausgemacht und bietet Musikalisches, ganze Inszenierungen und einen Podcast. Die Bühnen Halle wollen mit interaktiven Angeboten Jugendliche, junge Erwachsene und Familien ansprechen. Unter #theaterzuhause gibt Erziehungstipps, Musik von Mozart bis Pop und Kabarett.

Neue Podcasts

Der NDR legt einen neuen Podcast mit dem Titel „Fighting Corona“ auf. Hier spielen Menschen, die gerade in Sachen Corona im Dauereinsatz sind, die Hauptrolle. Der Macher Tobias Schlegl ist selbst ausgebildeter Notfallsanitäter und kennt das Innenleben der Krankenhäuser. Zu Gast waren schon ein Intensivpfleger, eine Krankenschwester, die in der Notaufnahme arbeitet, sowie eine Rettungssanitäterin vom DRK, die über seelische Notfälle durch Einsamkeit und Isolation berichtet. Neue Folgen gibt es immer am Donnerstag auf N-JOY.de oder in der ARD Audiothek.

Auch andere Anbieter nutzen das Medium Podcast zur aktuellen Corona-Information. Die Sächsische Zeitung blickt im Coronacast gezielt auf Sachsen. Themen sind: "Was ist erlaubt?", "Handytracking gegen Corona", "Wie geht’s in Schulen und Kitas weiter?". Aktualisierung laufend. Ähnliche Angebote unterbreiten die Mitteldeutsche Zeitung und die Thüringer Allgemeine mit „Hollitzer trifft“.

Wissenschaft mal anders

Wissenschaftliche Phänomene richtig und verständlich erklären ist gerade jetzt wichtiger denn je. Die promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim ist eine der erfolgreichsten Youtuberinnen mit dem Schwerpunkt Wissenschaft. Ihr Kanal „maiLab“ hat fast 800 000 Abonnenten. Nguyen-Kims Appell heißt: Gute Recherche ist das A und O. Tiefgang ist nicht langweilig. Quellennennung gehört dazu. Nur wenn jemand viel in den Medien sei, handele es sich nicht automatisch um die beste Fachstimme, so die Youtuberin. Es geht um Wissenschaftsjournalismus und um Wissenschaftskommunikation. Ausdrücklich ausgenommen sei der Virologe Christian Drosten. In ihrem Video „Virologen-Vergleich“ sagt Mai Thi Nguyen-Kim warum.

Die Spur der bunten Steine

Marienkäfer, Sonnen, Smileys oder Regenbogen werden auf Steine gemalt und als Schlangen auf den Boden gelegt. Jeder kann mitmachen. Die Aktion der bunten Steine breitet sich über ganz Deutschland aus. Auf der Pöppelmannbrücke in Grimma, am Kindergarten in Neuhaus am Rennweg oder in Bernburg winden sich die bunten Steinschlangen am Boden und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen. Die bunten Steine sollen Zusammenhalt in der Zeit der Pandemie symbolisieren und Mut machen. Unter dem #THSteine sind auf Facebook, Twitter und Instagram Beiträge von Eltern, Kindern und natürlich anderen Kreativen zu finden.

Mundartlicher Mundschutz

Individueller Mundschutz könnte ein Trend werden. Bodo Ramelow lässt sich mit hessischem Mundschutz „Babbel mich nicht voll“ ablichten. Markus Söder trägt ihn in bayerischem Blau-Weiß. Auch die Erfurter KiKa-Figuren wie die Maus tragen ihn. Wer es sächsisch mag: Das Dresdner Druck- und Verlagshaus hat den Mundschutz „Gonsequent – gägn Gorona“ aufgelegt, der auch Nichtsachsen schmücken könnte. Diverse Online-Shops bieten „MundArt“ – Mundschutz an, der den Tragenden Individualität mit künstlerischem Anspruch beschert.

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