Armin Mueller-Stahl wird 90
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Eine Schauspielkarriere in beiden deutschen Staaten und in Hollywood - das ist selten. Armin Mueller-Stahl hat das geschafft. Und er machte sich einen Namen als Musiker, Maler und Schriftsteller, führte auch mal Regie. Vor der Kamera stand er in weit über 100 Filmen. Am 17. Dezember wird Armin Mueller-Stahl 90 Jahre alt.

Zur Welt kommt Armin Mueller-Stahl in Ostpreußen, in Tilsit, dem heutigen russischen Sowetsk. Die Mutter, eine Ärztin, der Vater ist ein theaterinteressierter Bankkaufmann. Die Eltern begeistern ihre fünf Kinder für die Künste. 1938 siedelt die Familie ins brandenburgische Prenzlau um. Armin studiert Musikwissenschaften und Geige, wird dann Schauspieler. 1952 steht er im Berliner Theater am Schiffbauerdamm erstmals auf der Bühne. Drei Jahre später debütiert er im Film, in Gustav von Wangenheims "Heimliche Ehen".
Bald ist er der beliebteste Darsteller der DDR, populärer noch als sein Freund und Kollege Manfred Krug. Zum Star machen ihn Filme wie der Spionagefilm "Preludio11" (1964). Armin Mueller-Stahl wird auch im Westen bekannt, vor allem durch Filme wie Frank Beyers "Nackt unter Wölfen" (1963), der im KZ Buchenwald spielt, und das Ghetto-Drama "Jakob der Lügner" (1975). In dem Fernsehfilm "Die letzte Chance" (1962) beeindruckt er als Pianist, der sich nach dem Krieg überraschend mit seinem Peiniger aus dem KZ konfrontiert sieht.
Doch Mueller-Stahl reibt sich zunehmend an der SED-Politik. 1976 protestiert er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann und bekommt keine Rollen mehr. "Lieber einen Knick in der Karriere als im Rückgrat", definiert der Schauspieler seine Grundhaltung. 1980 wird sein Ausreiseantrag genehmigt. Mit seiner zweiten Frau, der Hautärztin Gabriele Scholz, und Sohn Christian geht er nach Westberlin.
In keinem Deutschland habe ich mich bislang wirklich wohlgefühlt, im aktuellen Gesamtdeutschland immerhin noch am ehesten.
In seinen ersten "West"-Rollen spielt er Männer, die sich in einer fremden Umgebung unsicher fühlen, melancholisch wirken. In Rainer Werner Fassbinders "Lola" (1981) ist er ein Bauingenieur aus dem Osten, der in der westdeutschen Provinz der 50er Jahre mit schmutzigen Geschäftspraktiken der Branche in Konflikt gerät. Schlicht gestrickte Helden sind nicht sein Ding. Für seine Rolle als Mann, dessen Eltern im Konzentrationslager ermordet wurden, in "Shine" (1997) wird er für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. 1999 glänzt er dann neben Robin Williams in der Hollywoodverfilmung von "Jakob der Lügner". In Heinrich Breloers Fernseh-Dreiteiler "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" (2001) ist er Thomas Mann.
2015 zieht Mueller-Stahl sich vom Film zurück: "Zu anstrengend, immer das Warten auf den nächsten Dreh", sagte er 2019 dem "Handelsblatt". Er hat mehrere Wohnsitze, lebt seit vielen Jahren vorwiegend in Kalifornien und im schleswig-holsteinischen Sierksdorf an der Ostsee.
Quelle: epd
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Legenden - Ein Abend für Armin Mueller-Stahl | 17. Dezember 2020 | 23:20 Uhr