Ferrari des Ostens Melkus RS 1000 wird noch heute produziert
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Zum Tod von Heinz Melkus sollten 2005 noch einmal drei RS 1000 als Sonderedition auf den Markt kommen. Die Nachfrage nach dem Ferrari des Ostens war so groß, dass die Familie den Produktionsbetrieb wieder ganz aufnahm.
1969 ging der erste Melkus RS 1000 auf die Strecke. Entworfen hatte den Rennsportwagens, der auch als Ferrari des Ostens gilt, der Dresdner Konstrukteur Heinz Melkus. Und er wusste, worauf es ankam: Er war Fahrlehrer und zudem ein erfolgreicher Rennfahrer. Einmalig war und ist es auch heute noch: Der Melkus RS 1000 ist ein geschlossener Rennsportwagen mit Straßenzulassung.
Geschenk zum 20. Geburtstag der DDR
Der Melkus etablierte sogar eine eigene Rennserie. Doch da Motorsport und damit auch der RS 1000 in den 1960er-Jahren als kapitalistisch galten, griff Heinz Melkus bei der Vorstellung seines Meisterwerkes zu einer cleveren Idee: Melkus präsentierte den Flitzer "als Ehrengabe zum 20. Jahrestag", erklärt Automobilhistoriker Peter Kirchberg. Und Peter Melkus, Sohn der Rennfahrerlegende, weiß: "Deswegen musste der wirklich bis zum 7. Oktober fertig werden. Da gab es immer Demos und da wurden diese Fahrzeuge auch präsentiert".
Basis für den RS 1000 war der Wartburg 353
Nur wer eine Rennlizenz hatte, konnte einen Melkus kaufen. Basis für den RS 1000 war der Wartburg 353. Die DDR-Mangelwirtschaft zwang die Mechaniker immer wieder zur Improvisation. Und so findet der Kenner heute Luftgitter vom Trabant und Scharniere vom Skoda am Auto. "Diese ganze einfache Technik wurde in wunderschöner Karosserie versteckt", so Peter Melkus.
1979 – das Produktionsende
Für die Mechaniker wie Frank Nuschan war die Fertigung der Rennsportwagen immer wieder eine Herausforderung. Einfach "ins Regal fassen" habe es damals nicht gegeben. "Wenn es nicht hielt, musste man sich Gedanken machen, wie man es verändert, dass es hält", erinnert sich Nuschan. 1979 kam das Produktions-Aus, weil die für den Bau benötigten Autoteile nicht mehr geliefert werden konnten. Bis dahin waren inklusive des Prototyps 101 RS 1000 gebaut worden.
Gut zu wissen Mit gerade einmal 700 Kilogramm gilt der Melkus als Leichtgewicht und erreicht auf der Straße 165 Kilometer pro Stunde. Auf der Rennstrecke schafft das Auto Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometer pro Stunde.
2005 – Neuproduktion zu Ehren des verstorbenen Heinz Melkus'
2005 starb Heinz Melkus im Alter von 77 Jahren. Ihm zu Ehren sollten noch einmal drei RS 1000 als Sonderedition gebaut werden. Das sorgte unter Rennsportfans natürlich für Aufsehen. "Innerhalb von zwei Monaten waren plötzlich 15 Anfragen da", sagt Peter Melkus. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde die Produktion schließlich wieder aufgenommen: "Wir haben dann einfach weiter gebaut bis heute."
Alle wollten dieses Auto haben.
Traditionsbetrieb bis heute am Markt
Mittlerweile werden in der "Melkus Sportwagenbau und Fahrzeugpflege" jährlich drei bis vier RS 1000 per Hand gefertigt. Die Teile dazu stammen aus aufgekauften Autos, Lagerbeständen oder sind Eigen-Kreationen. Karosserieteile wie die Motorhaube werden außerhalb gefertigt und dann bei Melkus zugeschnitten. Das Lenkrad wird noch immer in der Manufaktur in Aluminium gegossen. Die Rückspiegel werden heute selbst gefertigt, früher wurden dafür Fahrradlampen umgebaut. Die Rückleuchten stammen immer noch von DDR-Wohnanhängern.
Bald auch mit Elektroantrieb?
So entsteht ein besonderer Sportwagen. Denn er verbindet die Tradition der ostdeutschen Autobauer mit modernen Elementen. Kleine Details, wie die Federbeine der Flügeltüren, sind an den technischen Standard von heute angepasst. Das hat auch seinen Preis: Für einen Melkus muss man schon 90.000 Euro hinlegen. Mit seiner Leichtbauweise war der Melkus schon zu DDR-Zeiten seiner Zeit voraus. Heute hält sie wieder Einzug in den Automobilbau. Auch erste Rufe nach einem Elektroantrieb für den RS 1000 werden nun laut.
Eine Leidenschaft – drei Melkus-Generationen
In Dresden wird der Melkus nun bereits in dritter Generation gebaut und verkauft. "Ich habe es damals zu Zeiten meines Vater mit gebaut, ich habe es jetzt zusammen gebaut. Ich kann es schon im Schlaf zusammenbauen", sagt Peter Melkus, Sohn von Heinz Melkus. Und wiederum sein Sohn Sepp Melkus fügt hinzu: "Das Auto stand bei uns immer in der Garage oder im Garten, wo man als kleines Kind schon rumgespielt hat. Von daher bin ich natürlich superfroh, dass mein Opa diese Erfindung damals gemacht hat, wir heute noch zum Teil davon leben können und die Tradition ja damit auch ein Stück weit fortsetzen."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | UMSCHAU | 05. Januar 2021 | 20:15 Uhr