Deutliche Ansage an die Fernsehmacher Schlagerproduzent Ralph Siegel fordert mehr „Hitparade“ und weniger Koch- und Quizshows

Als „Mister Grand Prix“ ist er bekannt, zuletzt floppte eines seiner Musicals: der 77-jährige Ralph Siegel lässt sich aber nicht ausbremsen, weder von Krankheiten, noch von Kritik. In einem Interview mit der Deutschen Presseagentur schaut er auf den Eurovision Song Contest 2023 und fordert grundsätzliche Änderungen in Radio und TV.

Der Komponist Ralph Siegel
"Mister Grand Prix" Ralph Siegel Bildrechte: dpa

Die Bilanz von Schlager-Komponist Ralph Siegel beim Eurovision Song Contest kann sich absolut sehen lassen: etliche Topplatzierungen hatte er vor allem in den 80er-Jahren erreicht. Anschließend prasselten hin und wieder mal Kritik und Häme auf ihn ein. Bis heute fehlt ihm dafür das Verständnis. In einem dpa-Interview sagte er nun: „Was mich dann oft sehr geärgert hat: Wenn wir zum Beispiel mit Mekado oder Sürpriz den dritten Platz gemacht haben, dann hieß es: ‚nur Dritter‘. Das wurde nicht anerkannt. Dabei habe ich einmal den ersten, dreimal den zweiten, zweimal den dritten und auch zweimal den vierten Platz gemacht. Da bin ich schon stolz drauf.“

Ralph Siegel, Nicole und Bernd Meinunger, 1982
Ralph Siegel, Nicole und Bernd Meinunger im Jahre 1982 Bildrechte: IMAGO / Lindenthaler

Wie stolz er auf seine Karriere sein kann, zeigen auch die Wände seines Büros. Goldene Schallplatten hängen dort. Von Nicole, Andrea Berg, Katja Ebstein und Udo Jürgens. Dazu viele Fotos von und mit Stars und sogar ein Gemälde aus der Hand von Udo Lindenberg. Inzwischen gehören aber auch eine Reihe von Krankheiten zu seinem Leben. Anfang des Jahres sagte er im ARD-Magazin BRISANT: „Ich habe diese dumme, dumme Polyneuropathie, dann habe ich ein großes Problem mit den Schultern, dann habe ich einen dreifachen Bandscheiben-Schaden und dann auch noch einen Krebs, der auf mich zugekommen ist, der hoffentlich bald wieder geht nach der Bestrahlung.“

Die Arbeit an und mit Musik bringt ihn auf andere Gedanken, lenkt ihn ab. Da stellt sich die Frage, ob der 77-jährige Erfolgsproduzent eine erneute Teilnahme an der größten Musikshow der Welt plant? Darüber will er aktuell aber nicht so recht sprechen.

Das ist ein Thema, mit dem ich nicht abgeschlossen habe, wenn ich ganz ehrlich bin.

Ralph Siegel dpa

Ebenso kurz fasst er sich auch zum deutschen Vorentscheid in diesem Jahr. „Da sind zwei, drei Nummern dabei, die ganz gut sind. Aber dazu will ich mich nicht weiter äußern.“ Beim Grand Prix müsse man Top-Qualität abliefern, aber das Wichtigste sei: „Man muss in die Herzen von ganz Europa singen und spielen. Das ist die Kunst.“

Worüber er allerdings gern reden möchte: über deutschsprachige Musik in den Medien. Es sei ein Drama, sagt er, dass im Radio fast nur englischsprachige Musik gespielt werde und fordert im gleichen Atemzug von den Sendern mehr muttersprachliche Titel. Dabei sei es ihm mehr oder weniger egal, ob Pop-, Rockmusik oder Schlager. „Wir brauchen wieder eine ZDF-Hitparade, statt die zwanzigste Kochsendung oder die dreißigste Quizshow.“

Ob es dazu kommt, das hat Ralph Siegel nicht in der Hand. Seine Musicals dagegen schon. 2021 konnte das Stück „Zeppelin“ nach mehreren Corona-Verschiebungen erstmals starten, am 10. März beginnt nun die dritte Spielzeit. Bei „Ein bisschen Frieden“ habe es in Duisburg Probleme mit dem Veranstalter und dem Ticketverkauf gegeben. Im Mai soll es in Füssen nun einen Neustart geben. Und dann ist da noch der große Lebenstraum des Produzenten und Komponisten: eines seiner Musicals im Ausland auf die Bühne bringen.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf und es gibt Interessenten. Amsterdam, London, Singapur oder Sydney - das sind die Traumziele.

Ralph Siegel dpa

Verwendete Quellen: dpa / BRISANT

Dieses Thema im Programm: MDR Schlagerwelt | 20. Februar 2023 | 14:30 Uhr