Kinder Langeweilen sich
Welche Gefühle werden sich aus der Corona-Zeit ins familiäre Gedächntnis einschreiben? Bildrechte: imago images/Westend61

Corona-Studien Wie geht es Familien - und sind Kinder Corona-Viren-Schleudern?

27. April 2020, 14:52 Uhr

Ausnahmezustände sind eine Fundgrube für die Wissenschaft - so auch die Corona-Pandemie: Die einen fragen nach dem Virus, die anderen nach den Begleiterscheinungen: Welche Rolle spielen Kinder bei der Verbreitung des Coronavirus? Und wie geht es eigentlich Familien und ihrem Nachwuchs derzeit? Diese Woche starten in Deutschland zwei neue spannende Studien.

Wie erleben Kinder und ihre Familien die Corona-Krise: Als unterrichtsfreie Zeit mit Hausaufgaben, die manche Lehrer sehen wollen, andere nicht? Als Zeit geballter Langeweile, wenn man die Peergroup nicht treffen kann? Als Zeit der Entdeckung, weil man das Puzzle von Weihnachten jetzt doch mal zusammenbastelt, oder den gut gemeinten Technikbausatz, obwohl man beides Heiligabend noch doof fand? Oder zum Spielen mit den Nachbarskindern? Ist es eine Zeit des neuen familiären Zusammenhalts oder eine Aneinanderreihung von Tagen in ständiger Angst, ohne Kontakte nach außen? Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main versucht genau das in einer Online-Umfrage herauszufinden.

Prof. Dr. Gerald Echterhoff 4 min
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4 min

Fragen an den Sozialpsychologen Gerald Echterhoff.

MDR AKTUELL Di 24.03.2020 05:17Uhr 04:27 min

https://www.mdr.de/wissen/was-macht-corona-mit-der-psyche100.html

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Wer den Online-Fragebogen öffnet, muss zum Beispiel einschätzen und beurteilen, wie viele Kontakte er oder sie aktuell außerhalb der Familie pflegt, online, per Telefon oder Brief, und auch wie die Kinder es mit ihren Freunden halten. Ebenso wird nach dem elterlichen Befinden gefragt: Wie gut fühlen Sie sich informiert durch Kinderbetreuungseinrichtungen, Medien und Politik? Die Umfrage ist schnell beantwortet und lässt die Teilnehmenden vielleicht auch unverhofft innehalten, wenn sie mithilfe einer Skala einschätzen, wie sich der Nachwuchs vor Corona und mittendrin in der ungewohnten Dichte des gemeinsamen Alltags fühlt, was die Stimmung in der Familie angeht. Die bundesweite Studie endet am 15.05.2020.

Welche Rolle spielen Kinder bei der Corona-Verbreitung?

Und welche Rolle spielen Kinder eigentlich bei der Corona-Übertragung? Und wer steckt wen an - Kinder mit Virus Erwachsene ohne - oder umgekehrt? Das Universitätsklinikum Ulm startet dazu eine Untersuchung, später wollen sich weitere Unikliniken in Baden-Württemberg in diese Forschung einklinken. Untersucht werden sollen insgesamt 2.000 Paare mit Kind im Alter zwischen einem und zehn Jahren. Von ihnen sollen Nasen-Rachen-Abstriche gemacht und Blutproben untersucht werden. Außerdem sollen die Probanden per Fragebogen nach Corona-Symptomen befragt und Kontakte zu Corona-Patienten ermittelt werden.

Wer kann mitmachen und wie:

Eltern aus Baden-Württemberg, die gerne mit ihren Kindern teilnehmen möchten, wenden sich zur Kontaktaufnahme an die Email-Adresse: kinder.studie-corona@uniklinik-ulm.de. Oder melden sich bei der Telefon-Hotline: 0731-500-44460

Professor Dr. Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikums Ulm hofft, dass die Ergebnisse zeigen, wie Corona-infektiös Kinder wirklich sind. Er sagt:

Die Verläufe der Infektion bei Kindern sind anders als bei Erwachsenen. Wir möchten erfahren, wie viele Kinder im Kleinkind- und Schulkindalter aktuell mit dem Coronavirus infiziert sind oder waren und diese Ergebnisse  gerne mit den Befunden der Eltern vergleichen. Wir wollen auch sehen, ob die Notbetreuung gegebenenfalls einen Einfluss auf die Infektionsrate hat.

Dr. Klaus-Michael Debatin, Uniklinik Ulm

Noch weiß keiner genau, wie hoch oder niedrig die Übertragungsraten des Sars-CoV-2-Virus durch Kinder sind. Eine isländische Studie hatte erst kürzlich gezeigt, dass Kinder deutlich weniger betroffen sind und seltener erkranken. Das Land im hohen Norden Europas hatte, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, unter anderem Versammlungen mit mehr als 20 Teilnehmern verboten. Schulen und Kindergärten blieben unter Einschränkungen weitgehend offen.

Kind mit Atemschutzmaske
Wer ist wie ansteckend? Bildrechte: imago images/Westend61

(lfw)