Eine Frau entfernt ihre Gesichtsmaske während eines Regenschauers in Sydney.
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Corona-Newsletter | Freitag, 9. September 2022 Die Corona-Vorhersage

09. September 2022, 18:53 Uhr

Ist die Pandemie nun endemisch? Wie wird der Herbst? Kommt eine Welle? Gar eine neue, gefährlichere Variante? Wir wagen drei Prognosen.

Ein großer Mann mit Locken und Brille steht vor einer Betonwand.
Bildrechte: MDR/Viktoria Schackow

Einen schönen guten Abend!

Ein neues Infektionsschutzgesetz, Diskussion um FFP2-Masken in Zügen und Flugzeugen, ein neuer RKI-Wochenbericht (PDF) und eine neue Folge von "Kekulés Corona-Kompass".

Sie sehen: Corona-Business as usual. 

Die Welt geht in einen dritten Corona-Herbst. Sollten wir uns Sorgen machen? (Nein, vermutlich nicht.) Sollten wir vorbereitet sein? (Ja, das schadet nie.)

Wir wagen heute eine Corona-Vorhersage und schauen darauf, was über die neuen an Omikron angepassten Impfungen, ihre Risiken und Nebenwirkungen bekannt ist. Denn seit dieser Woche wird dieser Impfstoff ja eingesetzt.

Elisabeth II ist tot

Queen Elizabeth II. mit Hut und Mantel
Queen Elisabeth II. ist gestern im Alter von 96 Jahren gestorben. Bildrechte: IMAGO / PA Images

In der ARD-Mediathek finden Sie die Serie "Die Queen – Schicksalsjahre einer Königin", eine Kino-Doku zu Prinzessin Diana und einen Nachruf auf Elisabeth.

Es lebe Charles III

Er will heute um 19 Uhr deutscher Zeit seine erste Ansprache als neuer König halten. Phoenix überträgt das Ganze.

Zu Corona:

Der Virologe Alexander Kekulé ist mit seinem Podcast bei MDR AKTUELL aus der Sommerpause zurück. Alle zwei Wochen gibt es nun eine neue Folge.

Kekulé äußert sich zum neuen Infektionsschutzgesetz und verbreitet für den Herbst Optimismus. Eine Coronavirus-Killervariante sei nicht in Sicht.

Den Podcast können Sie auch nachlesen. Die MDR AKTUELL Kollegen transkribieren alles Gesagte und stellen es als PDF auf ihre Seite.

Podcast: Kekulés Gesundheits-Kompass

Neu ab 2024 Teaserbild Kekulés Gesundheits-Kompass
Bildrechte: MDR/Stephan Flad
Neu ab 2024 Teaserbild Kekulés Gesundheits-Kompass
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61 min

MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio Cannabis-Gesetz geht zu weit

Cannabis-Gesetz geht zu weit

Die bisherige Drogenpolitik sei gescheitert, sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Da stimmt ihm Prof. Alexander Kekulé zu. Das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung hält er dennoch für falsch.

MDR AKTUELL Do 28.03.2024 08:00Uhr 60:49 min

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Masken auf – aus Rücksicht auf Minderheit

Aus der neuen Folge von "Kekulés Corona-Kompass" ist mir vor allem ein Satz des Virologen hängengeblieben:

Das Grundkonzept muss heißen: Wichtige Erledigungen, zum Einkaufen gehen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren – all das muss auch für Menschen mit hohem Risiko möglich sein.

Alexander Kekulé

Das sind vor allem Menschen über 80. Kekulé sagt deshalb, im öffentlichen Verkehr, im Nah- oder Fernverkehr, im Flugzeug, im Supermarkt, beim Bäcker oder in der Bank sollte definitiv Maske getragen werden.

Beim Oktoberfest zum Beispiel – da müsse das nicht sein, weil dort nicht jeder hingehen muss. Also: Maske bei unvermeidlichen Risikosituationen; in anderen Bereichen könne man großzügig sein.

Und ja: Maske soll auch im Flugzeug getragen werden, sagt Kekulé. Es mute derzeit skurril an, wie das gelöst ist.

Das sind einige Regeln aus dem gestern beschlossenen Infektionsschutzgesetz, das bis zu April gelten soll:

  • Maske im Fernverkehr
  • keine Maske im Flugzeug
  • Masken- und Testpflicht in Kliniken und Heimen
  • Maskenpflicht beim Arzt

Alle Regeln bei den Kollegen der Tagesschau.

Vieles sollen die Bundesländer selbst entscheiden. Wenn man unken möchte, könnte man – Stand jetzt – befürchten, dass demnächst in Regionalzügen, in Bussen und Straßenbahnen in einem Bundesland keine Masken getragen werden müssen, in einem anderen Bundesland und im ICE hingegen schon.

Deshalb meine erste Vorhersage für den Herbst:

Corona-Vorhersage 1

Wir werden auch in diesem Herbst wieder den Kopf schütteln über die Chefs und Chefinnen der deutschen Bundesländer.

Die Kolleginnen und Kollegen von MDR WISSEN kennen die neuesten Studien zu Corona immer als erste. Eine aktuelle stellt zum Beispiel fest, dass eine hohe UV-Belastung das Virus daran hindert, sich auszubreiten.

Das ZDF-Politbarometer hat heute nicht nur die monatlichen Umfragewerte zu Parteien und Politiker veröffentlicht, sondern auch eine Umfrage zum Corona-Herbst. Demnach ist die Zahl der Befragten, die ihre Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet sehen, weiter rückläufig:

  • 30 Prozent sehen ihre Gesundheit gefährdet
  • 62 Prozent sehen keine Gefahr
  • 58 Prozent befürworten strengere Maßnahmen im Herbst (August: 65 Prozent)

40 Prozent sind gegen strengere Maßnahmen (August: 33 Prozent)

In Kekulés Corona-Kompass haben die Kollegen eindrückliche Zahlen zusammengetragen. In diesem Juli sind so viele Menschen an oder mit Corona gestorben wie in keinem anderen Corona-Juli bisher:

  • 2020 waren es 135,
  • 2021 274 und
  • 2022 3028 Tote.

Die nüchterne Erklärung des Virologen: Wenn mehr Menschen infiziert sind, sterben auch mehr. (Er schätzt, dass mehr als 90 Prozent der Bevölkerung bereits in Kontakt mit dem Virus waren.) Kekulé vergleicht das mit Verkehrstoten: Heute fahren mehr Menschen Auto als 1920, entsprechend gibt es auch mehr Verletzte und Tote.

Das sei die typische Entwicklung einer Pandemie. Kekulé: "Man kann aus politischer Sicht sagen, die Pandemie ist vorbei."

Corona-Vorhersage 2

  • Wir nehmen Infektionen, schwere Verläufe und auch Tote in Kauf und wollen keine drastischen Gegenmaßnahmen.

Und wie dramatisch wird nun der Herbst?

Kekulé sagt, eine US-Prognose sei sehr optimistisch. Danach würde eine richtige Herbstwelle ausfallen und es nur eine kleine Welle geben, die sich nicht mit einer Grippewelle im Herbst vergleichen lasse.

Ganz so optimistisch sei er nicht. Er rechne schon mit einer Welle. Aber eine neue Variante, die ansteckender und gefährlicher sei, eine "Killervariante" - die hält Kekulé für extrem unwahrscheinlich.

Aber das Gute sei, vor allem britische Wissenschaftler haben ein sehr systematisches Programm, um weltweit die Varianten zu beobachten.

Die Ferngläser sind schärfer gestellt als je zuvor. Und da ist nichts in Sicht. Aber es sind nicht die Deutschen, die das genau beobachten.

Alexander Kekulé

Corona-Vorhersage 3

Auch mit den besten wissenschaftlichen Ferngläsern können wir nicht in die Zukunft blicken. Deshalb wie schon immer: Auf das Schlimmste vorbereitet sein und für das Beste arbeiten.

Die nächste Folge von Kekulés Corona-Kompass erscheint am 23. September. Wenn Sie Fragen an den Virologen haben, genügt eine E-Mail an: mdraktuell-podcast@mdr.de. 

Und wenn ich Ihnen noch einen Podcast empfehlen darf: Die aktuelle Folge von "Was bleibt" von MDR SACHSEN-ANHALT. Nach dem Waldbrand im Harz flammt eine alte Diskussion auf: Das Totholz soll aus dem Wald geschafft werden, fordert der CDU-Forstminister und stellt so den Harz als Nationalpark und den Staatsvertrag darüber in Frage.

Was bleibt: der MDR SACHSEN-ANHALT Wochenrückblick

Ein Justizvollzugsbeamter steht auf einem Flur in der zukünftigen Justizvollzugsanstalt (JVA) Madel in Burg.
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Auf einer Wäscheleine hängen vor schwarzem Hintergrund 6 Stück FFP2-Einweg-Masken. Vorsitzender des Stadtrates Dessau-Rosslau, Frank Rumpf
Bildrechte: IMAGO / C3 Pictures /Lutz Sebastian
Alle anzeigen (24)

Den Katastrophenfall hat der Landkreis Harz mittlerweile wieder aufgehoben, Kosten in Millionenhöhe bleiben. 

Auf einen Blick: die aktuellen Zahlen

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag, den 9. September 2022, eine bundesweite 7-Tage-Inzidenz von 229,5. Die höchsten Inzidenzwerte haben demnach Niedersachsen (295,3) Mecklenburg-Vorpommern (288,2) und Brandenburg (279,6).

Thüringen hat laut RKI mit 188,5 die zweitniedrigste 7-Tage-Inzidenz in Deutschland nach Baden-Württemberg (159,2). In Sachsen beträgt der Wert 217,4, in Sachsen-Anhalt 202,6. 

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 3,06 (+0,2 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 53 (+9 zum vergangenen Freitag), davon 15 beatmet, 69 freie 
  • COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,9 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Erste Auffrischungsimpfung: 49,9 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.941 (+4 zu gestern)

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 4,01 (-1,41 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 26 (+/-0 zum vergangenen Freitag), davon 8 beatmet, 49 freie 
  • COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,8 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,7 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Erste Auffrischungsimpfung: 53,5 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.586 (+3 zu gestern)

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 3,67 (-0,64 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 24 (+5 zum vergangenen Freitag), davon 9 beatmet, 44 freie 
  • COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,6 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,9 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,7 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Erste Auffrischungsimpfung: 57,5 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.677 (+15 zu gestern)

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten COVID-19-Fälle. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt, schreibt das RKI. Ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich ziehen, wurde nicht festgelegt. Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Hospitalisierungsrate, aktive Fälle: RKI | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: RKI)

Alle Grafiken und weiteren Zahlen finden Sie hier in den Übersichten der Kolleginnen und Kollegen.

Vier Anträge nach Corona-Impfschäden in Sachsen-Anhalt bewilligt

Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt hat bislang 160 Anträge bekommen, bei denen Menschen Schäden nach der Corona-Impfung vorgebracht hatten. Als Geldleistungen kommen zum Beispiel Grundrente, Pflegezulage, Berufsschadensausgleich, Bestattungsgeld, Sterbegeld oder Hinterbliebenenrente in Frage.

Viele Anträgen seien abgelehnt worden, 91 Anträge werden noch bearbeitet. In drei Fällen hat das Amt eine vorübergehende Gesundheitsstörung von bis zu sechs Monaten, bei einem Antrag eine dauerhafte Gesundheitsstörung mit einem zehnprozentigem Schädigungsgrad anerkannt.

In Sachsen-Anhalt sind bis heute mehr als 4,5 Millionen Impfdosen verabreicht worden.

Die Kollegen von MDR Investigativ haben herausgefunden, dass Sachsen 13 Menschen mit Impfschäden anerkannt hat; 271 Anträge wurden dort gestellt, bislang 108 abgelehnt. Und die Kollegen haben auch mit drei Betroffenen gesprochen.

Weil ich bis gestern bei den Kollegen von MDR WISSEN am MDR Klima-Update geschrieben habe (hier geht's zum Abo), stieß mir heute noch diese Meldung ins Auge:

Britische Klima-Wissenschaftler schlagen heute noch mehr Alarm als ohnehin schon. Die Erde könnte schon 2030 um durchschnittlich 1,5 Grad wärmer sein. Dann würden vier von neun so genannten Kippunkte erreicht. Das sind Veränderungen in der Natur, die sich nicht mehr umkehren lassen, weil die Schäden bereits ein bestimmtes Ausmaß erreicht haben. Es geht um schmelzende Eisschilde, sterbende Korallenriffe oder tauenden Permafrostboden.

Zum Schluss

wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

Falls Sie Langeweile haben sollten: Ich habe derzeit diese Dinge noch auf meiner Guck- und Hör-Liste:

  • Lebensretter inside - eine Doku-Reihe in der ARD-Mediathek über Menschen, die für uns da sind, wenn die Not groß ist. Die zweite Staffel begleitet die Menschen auf der Frühchenstation der Uniklinik Leipzig.
  • The Sister - eine britische Psychothriller-Serie in der ARD-Mediathek.
  • The Cure - ein Podcast vom Deutschlandradio über multiresistente Keime, Antibiotika-Forschung und Pharmafirmen. Und über einen nordirischen Mikrobiologen, der überzeugt ist, dass die Erde aus dem Grab eines Priesters heilen kann.


Alles Gute
Marcel Roth

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Mai 2022 | 11:00 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team am 10.09.2022

Hallo kleiner.klaus77,
die Lage in den Ländern ist unterschiedlich und kann somit auch auf unterschiedliche Weise gehandhabt werden. Entscheidend ist die rechtliche Grundlage in den Ländern - in Deutschland wird auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes und der aktuellen Lage entschieden, welche Maßnahmen angemessen und verhältnismäßig sind.
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion

MDR-Team am 10.09.2022

Hallo kleiner.klaus77,
der Staat hat eine Fürsorgepflicht für seine Bürger und Bürgerinnen. Hinsichtlich des Infektionsgeschehens wird deshalb regelmäßig abgesteckt, welche Schutzmaßnahmen sinnvoll, angemessen und verhältnismäßig sind. Da das Tragen von Masken nachweislichen Schutz gegen die Verbreitung von Corona bietet (noch besser, wenn zusätzlich Mindestabstände eingehalten werden) und diese Einschränkung geringer ist als bei anderen Maßnahmen, die es bereits gab, kann eine Pflicht für das Tragen in gewissen Bereichen geltend gemacht werden.
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion

kleiner.klaus77 am 10.09.2022

Italien schafft die Maskenpflicht zum 1. Oktober ab, in Flugzeugen ist sie schon weg. Selbst das sehr vorsichtige Portugal hat die Maskenpflicht im Nah- und Fernverkehr und Flugzeugen zum 1. September abgeschafft. Es kann einfach nicht sein, das Deutschland nur weil wir einen Karl Lauterbach haben, so tut, als ob wir irgendwie ein anderes Coronavirus haben. Die Menschen wollen ihre Freiheit zurück. Es gibt genug Impfungen, Medikamente und Masken für jeden, der es will!