Spritze und Impfstoffampullen auf einem Impfausweis
Es könnte im Herbst neue Corona-Maßnahmen geben. Bildrechte: Colourbox.de

Corona-Daten-Newsletter | Mittwoch, 20. Juli 2022 Zwei Impfungen reichen bald nicht mehr aus

20. Juli 2022, 19:54 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update: Wer als "vollständig geimpft" gilt, ist im Infektionsschutzgesetz festgelegt. Im Oktober ändert sich der Maßstab. Eine Impfung plus eine Infektion reicht dann etwa nicht mehr aus. Derzeit ist das für viele weniger relevant. Aber Landespolitiker fordern bereits jetzt, dass der Bund den Weg für Corona-Maßnahmen im Herbst frei macht.

Julia Heundorf
Bildrechte: MDR/Kevin Poweska

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

keine Angst, die Überschrift bezieht sich vor allem auf rechtliche Vorgaben. Aber es stimmt: Zwei Impfungen allein reichen ab Oktober nicht mehr aus, um als "vollständig geimpft" zu gelten. Mehr dazu im Folgenden. Außerdem blicken wir auf erste Diskussionen der Politik zu möglichen neuen Corona-Maßnahmen für den Herbst. 

Apropos Schutzmaßnahmen: Tragen Sie noch Maske, zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Arbeit? Ein MDR-Hörer will am Arbeitsplatz seinen Mundschutz weiter tragen und wird deshalb ausgegrenzt. Er wollte wissen: Was kann ich tun? Mehr dazu im Radiobeitrag aus der Serie "Hörer machen Programm".

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Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Bundesweit beträgt die Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) derzeit 740,1. Am höchsten sind die Inzidenzen im Saarland mit 1.129,2, in Hessen mit 1.041,0 sowie in Niedersachsen mit 916,3. Die niedrigste Inzidenz auf Länderebene verzeichnet Thüringen mit 412,0, gefolgt von Berlin mit 482,9 und Sachsen-Anhalt mit 485,4.

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 3,52 (+0,54)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 82, davon 22 beatmet, 56 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,7 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 49,7 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.664

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 8,11 (+0,05)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 32, davon 10 beatmet, 37 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,5 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 53,5 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.410

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 5,5 (+0,78)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 38, davon 12 beatmet, 41 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,5 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,7 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,2 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.447

* Mehr über die Zahlen und Quellen

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt werden, schreibt das RKI. Auch Recherchen der Zeit, des Spiegel und des HR zeigen, dass ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich zieht, nicht festgelegt wurde. Die Bundesländer beziehen die Rate derzeit in komplexe Berechnungen ein (Sachsen und Thüringen) oder überlassen die Entscheidung über Maßnahmen den einzelnen Landkreisen (Sachsen-Anhalt). Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Hospitalisierungsrate: RKI | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: RKI)

Neue Regeln beim Impfstatus

Knapp die Hälfte der Menschen in Sachsen und je etwas mehr als die Hälfte der Menschen in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind bereits dreifach geimpft. Einige denken bereits über die vierte Impfung nach.

Sind Sie vollständig gegen Corona geimpft? Im Moment können Sie die Frage mit "Ja" beantworten, wenn Sie mindestens zwei Corona-Impfungen erhalten haben oder wenn Sie bereits vor der ersten Impfung erkrankt waren und diese Infektion entweder mit einem Antikörpertest oder einem PCR-Test nachgewiesen wurde. Eine einzelne Impfung reicht zudem als Nachweis für den Status "vollständig geimpft", wenn Sie nach der zweiten Impfung per PCR-Test positiv auf Corona getestet wurden. Der Test muss vor mehr als 28 Tagen durchgeführt worden sein.

Im Oktober ändern sich die Regeln etwas: Eine einzige Impfung reicht dann nicht mehr aus, auch wenn Sie davor oder danach genesen sind. Ab 1. Oktober 2022 gilt laut Infektionsschutzgesetz als "vollständig geimpft", wer

a) mindestens dreimal geimpft ist: Zwischen der zweiten und dritten Impfung müssen mindestens drei Monate vergangen sein.
b) zweimal geimpft ist und bereits vor der ersten Impfung genesen ist und wem das per Antikörpertest nachgewiesen wurde.
c) zweimal geimpft ist und vor der zweiten Impfung eine Infektion per PCR-Test bestätigt bekommen hat.
d) zweimal geimpft ist und nach der Impfung eine Infektion per PCR-Test bestätigt bekommen hat. Der Test muss vor mehr als 28 Tagen durchgeführt worden sein.

Ehrlich gesagt: Derzeit interessiert sich hierzulande kaum jemand für Ihren Impfstatus.

Gibt es im Herbst neue Corona-Maßnahmen?

Dass es erneut Corona-Maßnahmen im Herbst geben könnte – also auch 2G- oder 3G-Regelungen – ist nicht ausgeschlossen. Einige Landesregierungen haben bereits gefordert, dass der Bund den Weg dafür frei macht. Darüber berichtete das ZDF.

Die aktuellen, sehr lockeren Regeln des Bundes, darunter die Maskenpflicht im Öffentlichen Personennahverkehr, gelten noch bis 23. September. Der Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach (SPD), hat auf Twitter auf einen Ruf aus Niedersachsen reagiert und schrieb: "Herbst und Winter werden zeigen: Corona bleibt eine große Gefahr für die Gesundheit der Bürger und die kritische Infrastruktur. Mit dem Gasmangel eine schwierige Lage. Die Bundesländer müssen bei den Schutzmaßnahmen entfesselt werden."

Wie lange Impfschutz und Antikörper-Schutz halten können

Der Impfstatus kann wichtig werden, aber besonders relevant ist für alle Einzelpersonen nach einer Impfung oder Infektion doch, dass der Schutz vor dem Virus da ist.

Da zeigen neue Studien, dass der bis zu zwei Jahre halten kann – länger als bisher angenommen. Dass man sich erneut infiziert, liegt demnach eher an neuen Varianten. Am besten gegen eine neue Infektion geschützt sind gemäß den Forschern, wer sowohl geimpft als auch genesen ist. Mehr dazu bei MDR WISSEN.

Kekulé #322: BA.5 - die "schlimmste Variante"?

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 52 min
Bildrechte: MDR/dpa

Was es sonst Neues gibt

  • Thüringen – Corona im Abwasser: Wie sich das Corona-Infektionsgeschehen entwickelt, lässt sich gut über das Abwasser erfassen – Wellen können früher erkannt werden. In Thüringen soll das in Zukunft genutzt werden. Dafür werden Kläranlagen aufgerüstet.

  • Sachsen-Anhalt – Corona-Regeln verlängert: In Sachsen-Anhalt sind die Corona-Maßnahmen erneut für einen Monat verlängert worden: Es gilt damit zum Beispiel weiterhin die Maskenpflicht im ÖPNV sowie in Krankenhäusern.

Zum Schluss

Heute war der bislang heißeste Tag des Jahres. In Sachsen-Anhalt wurden erstmals nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 40 Grad erreicht, in Thüringen gab es 21 Flächenbrände. Falls Sie bei dem Wetter lieber drin bleiben, können Sie sich im Video zum Abend anschauen, wie und wo Menschen in Mitteldeutschland den heißesten Tag des Jahres verbracht haben.

Bleiben Sie gesund!

Mit freundlichen Grüßen
Julia Heundorf

Was meinen Sie? Sollte es im Herbst wieder Corona-Schutzmaßnahmen geben? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an corona-newsletter@mdr.de.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 15. Juli 2022 | 13:30 Uhr

2 Kommentare

Lotrecht am 21.07.2022

Der Hörer trägt als Einziger Maske und wundert sich ernsthaft, dass er bei Teamfeiern oder in der Kantine übergangen wird? Wenn ihm der Eigen- und/oder Fremdschutz so wichtig ist, sollte er doch froh sein, in der Kantine alleine zu sitzen und nicht auf Feiern eingeladen zu sein.

Kritiker am 20.07.2022

Sind nach diesen Worten oben im Artikel jene Menschen dann Besonderheiten, die diese gesamte Pandemie ohne eine Impfung gesund überstanden haben und nach wie vor weiterhin keinerlei Probleme haben. Wie will man also solche Menschen erklären, dass sie weiterhin ggf. keine Impfung bedürf(t)en?

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