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Corona-Daten-Newsletter | Montag, 15. August 2022Wann ist die nächste Impfung dran?

15. August 2022, 19:27 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update finden Sie Antworten auf Fragen rund um die vierte Impfung, etwa den richtigen Zeitpunkt dafür und Informationen zu den an die Omikron-Variente angepassten Impfstoffen.

von Maren Wilczek und Jolina Schlaß, MDR

Guten Abend liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

vielleicht haben Sie es schon gehört: Die Ständige Impfkommission (Stiko) plant offenbar, die vierte Corona-Impfung auch für Menschen zwischen 60 und 69 Jahren zu empfehlen. Das gehe aus einem Beschlussentwurf hervor, berichteten verschiedene Medien. Bedingung für die vierte Impfung beziehungsweise den zweiten Booster ab 60 sei, dass die dritte Impfung mindestens ein halbes Jahr zurückliege. In Einzelfällen seien auch vier Monate möglich.

Bislang wird die Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus in der Regel erst ab 70 Jahren empfohlen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte jedoch dafür plädiert, dass sich auch jüngere Menschen ein viertes Mal impfen lassen sollten.

Nun sind wir mittlerweile daran gewöhnt, dass sich mit dem Verlauf der Pandemie und Neuerungen in der Forschung Regelungen und Empfehlungen ändern. Aber zugegeben, etwas verwirrend wird es langsam doch. Wir fassen deshalb für Sie zusammen:

  • Für wen wird eine vierte Impfung empfohlen?
  • Sollte man sich jetzt gleich impfen lassen oder auf einen Impfstoff warten, der an die neuen Omikron-Varianten angepasst ist?
  • Müssen wir uns jetzt alle drei Monate impfen lassen?

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Für wen wird die vierte Impfung empfohlen?

Derzeit empfiehlt die Stiko eine vierte Corona-Impfung für folgende Personengruppen:

  • Menschen ab einem Alter von 70 Jahren
  • Menschen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen
  • Menschen, deren Immunsystem gestört ist

Bei allen sollte die dritte Impfung mindestens drei Monate zurückliegen. Außerdem empfiehlt die Stiko eine vierte Impfung für alle, die in medizinischen und Pflegeeinrichtungen arbeiten, insbesondere, wenn sie direkten Kontakt zu Patienten und Bewohnern haben. Bei ihnen sollte die dritte Impfung allerdings sechs Monate zurückliegen.

Es hängt vom Alter der Geimpften ab, welchen Impfstoff sie in welcher Dosis erhalten. Für Personen bis 30 Jahre empfiehlt die Stiko seit vergangenem November nur noch den mRNA-Impfstoff von Biontech.

Eine überstandene Corona-Infektion schützt die Genesenen zu einem gewissen Grad davor, sich ein weiteres Mal anzustecken und an Covid-19 zu erkranken. Allerdings ist der Schutz nicht so gut wie der einer Impfung, zeigt die bisherige Datenlage.

Sollte man auf Omikron-angepasste Impfstoffe warten oder nicht?

Biontech bereitet sich derzeit auf die Markteinführung zweier Impfstoffe vor. Sie sind an die Omikron-Virusvarianten BA.1 und BA.4/5 angepasst. Bereits ab Oktober könnten die neuen Impfstoffe zugelassen werden. Besonders der Impfstoff gegen BA.4/5 ist gut an die derzeit vorherrschende Virus-Variante in Deutschland angepasst. 

Wer sollte auf den Impfstoff warten – und wer nicht?

1. Risikogruppen

  • Für alle Risikogruppen gilt ganz klar: impfen lassen. Stiko und EMA empfehlen die vierte Impfung am besten schon vor dem Herbst und mit den aktuellen Impfstoffen.

2. Gesunde Jüngere mit Impfung innerhalb der letzten 3 Monate

  • Diese Gruppe ist gut gegen schwere Verläufe in den nächsten Monaten geschützt. Sie können die Einführung der neuen Impfstoffe im Herbst abwarten und schauen, welche Empfehlungen es dann gibt.

3. Gesunde Jüngere, deren Impfung schon länger zurückliegt

  • Hier gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Gesundheitsminister Lauterbach hatte Anfang August geraten, dass gesunde jüngere Menschen auf die Omikron-angepassten Impfstoffe warten sollten. Für viele liegt dann die letzte Impfung sechs Monate oder länger zurück. Noch ist allerdings unklar wann und ob diese Gruppe eine Impfempfehlung bekommen wird. 
  • Wer seit seiner dritten Impfung an Corona erkrankt ist, sollte mindestens drei Monate bis zur vierten Impfung warten, empfiehlt die Stiko.

Eine ausführliche Übersicht über die Empfehlungen für die vierte Impfung finden Sie bei Quarks.de.

Alle drei Monate eine neue Impfung?

In wenigen Wochen beginnt der Herbst, mit dem erfahrungsgemäß die Zahl der Covid-19-Fälle erneut steigt. Das Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach hat deshalb ein neues Infektiosschutzgesetz entworfen, um das Gesundheitssystem im Ernstfall zu entlasten.

In ihm wird eine "frische" Impfung als Voraussetzung für das Betreten von Restaurants, Bars und öffentlichen Gebäuden ohne Maske gemacht.

"Nach der Definition, die wir hier einsetzen, heißt das drei Monate. Das heißt mindestens die dritte oder eine weitere Impfung darf höchstens drei Monate zurückliegen", erklärte der Gesundheitsminister kürzlich im ZDF. Das würde bedeuten, dass eine Impfung statt bisher einem Jahr nur noch drei Monate als schützend gilt.

Einige Forscher, wie der Immunologe Andreas Radbruch, sprechen sich gegen eine kurze Zeit zwischen den Impfungen aus. Sie sind überzeugt, dass ein zweiter Booster das Immunsystem beim Aufbau des Langzeitsschutzes stören könne. Über eine Zeit von sechs Monaten und länger verbessere das Immunsystem nach einer Impfung selbstständig die Qualität der Antikörper, um sich bei zukünftigen Infektionen besser zu schützen. Auch Lauterbach hatte angesichts der Kritik klargestellt, dass eine vierteljährliche Auffrischungsimpfung abwegig und "medizinisch unsinnig" sei.

Nachdem es bereits von den Forschern und auch vom RKI Kritik an dem Vorschlag gab, ist es unklar, ob der Gesetzesentwurf im Herbst beschlossen wird. Aktuell wird die vierte Impfung nur für alle Menschen über 70, Risikogruppen und medizinisches Personal empfohlen.

Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz beträgt nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) aktuell 317,8. Die höchste Inzidenz meldet das RKI in Mecklenburg-Vorpommern (395,6), Hessen (374,6) und Nordrhein-Westfalen (359,0). Thüringen hat demnach mit 198,8 die niedrigste 7-Tage-Inzidenz, in Sachsen liegt der Wert bei 273,4, in Sachsen-Anhalt bei 285,5.

Das RKI verzeichnet bereits seit einigen Wochen bundesweit sinkende Corona-Zahlen, sprach jedoch zunächst nicht von einem Ende der Sommerwelle. Im aktuellen Wochenbericht vom 11. August heißt es nun, der Gipfel der Welle scheine überschritten zu sein. Auch die Zahl der Ausbrüche in medizinischen Einrichtungen sowie in Alten- und Pflegeheimen sei gesunken. Dennoch schätze das RKI die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung durch Covid-19 weiterhin als "hoch" ein.  

Im Folgenden nun die Zahlen nach Angaben der Ministerien, von Behörden und der Landkreise. Die Werte können von denen des RKI abweichen, da sie etwas aktueller sind, dadurch jedoch durch Nachmeldungen korrigiert werden können. 

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 2,54 (-1,13 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 78, davon 20 beatmet, 70 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,8 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 49,8 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.794

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 6,74 (-2,17 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 26, davon 7 beatmet, 50 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,8 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 53,4 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.494

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 7,15 (-2,98 im Vergleich zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 35, davon 12 beatmet, 38 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,6 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,8 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,3 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.582

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten COVID-19-Fälle. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt werden, schreibt das RKI. Auch Recherchen der "Zeit" und des "Spiegel" zeigen das. Ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich zieht, wurde nicht festgelegt. Die Bundesländer beziehen die Rate derzeit in komplexe Berechnungen ein (Sachsen und Thüringen) oder überlassen die Entscheidung über Maßnahmen den einzelnen Landkreisen (Sachsen-Anhalt). Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Hospitalisierungsrate: RKI | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: RKI)

Alle Grafiken und weiteren Zahlen finden Sie hier in den Übersichten der Kolleginnen und Kollegen.

Kekulés Corona-Kompass ist in der Sommerpause. Hier finden Sie mehr als 300 Folgen zum Nachhören:

Was aktuell außerdem wichtig ist

In Thüringen bleiben die aktuellen Corona-Maßnahmen vorerst noch bis zum 13. September bestehen. In Bussen, Bahnen, beim Arzt und in Krankenhäusern gilt weiterhin Maskenpflicht.

Steigen die Coronazahlen, erhöht sich der Druck auf das Gesundheitssystem. Die Situation in den Notaufnahmen der mitteldeutschen Krankenhäuser ist bereits angespannt.

Zum Schluss ...

Der Herbst kann manchmal schneller kommen, als man denkt. Heute bekommen wir mit einem Sturm den ersten Vorgeschmack. In ganz Mitteldeutschland gilt die Warnlage mit Sturm, Hagel und Gewitter. Es können Sturmböen mit bis zu 80 Kilometern die Stunde auftreten. Passen Sie auf sich auf.

Herzliche Grüße
Maren Wilczek und Jolina Schlaß

Aktualisiert am 16.08.2022 | Erstmals veröffentlicht am 15.08.2022

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 03. August 2022 | 19:30 Uhr

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