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Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

Corona-Newsletter | Montag, 22. August 2022Keine Ferien von Corona

22. August 2022, 19:48 Uhr

Auch nach den Sommerferien ist Corona nicht vorbei. Aber wir sind gewappnet: Mit Impfungen und mit immer mehr Wissen über das Virus und wie es sich verbreitet. Wie gut die Impfstellen gerüstet sind und weshalb bei Omikron die Symptome eher kommen und die Viruslast höher ist.

Einen schönen guten Abend! 

Die Sommerferien sind so gut wie gelaufen – ich durfte heute wieder an den Schreibtisch. Für Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt geht es am Donnerstag los, für die in Thüringen und Sachsen am nächsten Montag. Auf den Philippinen ging es heute los – viele Kinder hatten dort allerdings zwei Jahre lang nur Unterricht zu Hause. Ohje.

In den Schulen in Sachsen-Anhalt ist zum Schulstart der Rahmenplan für die Hygienemaßnahmen ausgesetzt. Das hat Sachsen-Anhalts Bildungsministerium heute auf seiner Internetseite geschrieben.

Unsere Nachfragen dazu hat das Bildungsministerium nicht beantwortet und verweist auf eine ausführliche Pressemitteilung, die morgen veröffentlicht werden soll. Na, hoffentlich wissen die Beschäftigten an Schulen schon eher Bescheid...

Meine Kollegen in Magdeburg haben trotzdem viele Fragen zum Schulstart beantwortet. Die wichtigste als letzte: Wann sind wieder Ferien?

Heute soll es um Impfungen gehen und darum, was Wissenschaftler Neues zur Inkubationszeit und zur Virenlast von Infizierten herausgefunden haben.

Impfstellen auf höhere Nachfrage vorbereitet

Die Stiko empfiehlt die zweite Boosterimpfung für alle ab 60. Für Impfstellen und Ärzte ist ein möglicher Andrang wohl kein Problem. Das hat eine Kollegin von MDR AKTUELL herausgefunden.

Für die Impfstellen in Mitteldeutschland sind die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, Sachsen-Anhalts Hausärzteverband und das Sächsische Rote Kreuz zuständig. Alle drei sagen übereinstimmend, dass die Impf-Empfehlung für alle ab 60 Jahren logistisch zu bewerkstelligen und auch ausweitbar sei.

Der stellvertretende Vorsitzende des Hausärzteverbands Sachsen-Anhalt, Holger Fischer, sagt zum Beispiel: "Die Bevölkerungsgruppe, der man jetzt zusätzlich eine zweite Boosterung anrät, ist nicht sehr groß. Sehr viele über 70-Jährige, chronisch Kranke sowie medizinisches Personal haben bereits eine vierte Covid-Impfung."

Dass sich nun aber alle ab 60 Jahren schnell den zweiten Booster holen, glauben die drei Organisationen aber nicht. Und das hat nichts damit zu tun, dass sich Menschen nicht mehr impfen lassen wollen. Eher im Gegenteil.

Warten auf den aktualisierten Impfstoff

Denn im Oktober soll ein aktualisierter Impfstoff kommen, der auch gegen die Omikron-Variante wirkt, die derzeit vorherrscht. Die Stiko empfiehlt Risikogruppen und über 60-Jährigen ausdrücklich, nicht darauf zu warten. Dass sich die Leute daran halten, glauben Thüringens Kassenärztliche Vereinigung, Sachsen-Anhalts Hausärzteverband und Sachsens DRK aber nicht.

Und auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Klaus Heckemann, sieht das so: "Wer würde sich denn jetzt, wenn er weiß, dass es einen aktualisierten Impfstoff gibt, unbedingt noch mit dem alten impfen lassen? Also ich nicht."

Dass Impfen hilft, darauf hat mich ein Kollege heute noch einmal mit beeindruckenden Zahlen hingewiesen: Er war über einen Tweet eines Schweizer Datenjournalisten gestolpert. 

Er bezog sich auf Zahlen der WHO aus dem Mai und auf eine Studie von britischen Wissenschaftlern. Darüber hatte auch MDR WISSEN bereits berichtet

Das hatten die britischen Wissenschaftler errechnet. 31 Millionen Menschenleben: direkte Sterbefälle wegen einer Infektion, aber auch weil es wegen der Impfungen weniger Ansteckungen gab und das Gesundheitssystem so entlastet wurde.

Außerdem sind in den vergangenen beiden Jahren weltweit laut WHO zusätzlich 14,9 Millionen Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben.

In den USA ist Corona bei den 25- bis 44-Jährigen die zweithäufigste Todesursache gewesen.

Wegen der Corona-Pandemie ist auch die Lebenserwartung in Deutschland gesunken. Das hat das Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in der vergangenen Woche berechnet. 

Erstmals hat das Institut aufgeschlüsselt, wie sich die Lebenserwartung in allen deutschen Bundesländern verändert mit Corona hat. Dabei zeigten sich "gravierende regionale Unterschiede", so das Institut:

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Lebenserwartung von Männern rund anderthalb Jahre niedriger als vor der Pandemie. Bei Frauen ist sie um etwa ein Jahr zurückgegangen.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland aber weiterhin relativ gut da.

Auf einen Blick: die aktuellen Zahlen

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz beträgt laut Robert Koch-Institut (RKI) heute 282,2. Die höchsten Inzidenzen haben Mecklenburg-Vorpommern (378,5), Nordrhein-Westfalen (356,4) und Hessen (333,9).

Die 7-Tage-Inzidenzen in Mitteldeutschland: Sachsen 259,6; Sachsen-Anhalt 276,8 und Thüringen 188,7.

Eine Zahl, wie viele Menschen aktuell neu positiv getestete sind, hat heute allerdings nur Schleswig-Holstein an das RKI gemeldet. Es waren 49. Alle anderen Bundesländer haben keine Zahlen ans RKI geschickt.

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 2,88 (+0,35 zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 71 (-4 zu Sonnabend), davon 15 beatmet, 82 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,8 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Erste Auffrischungsimpfung: 49,8 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.837 (+11 zu Freitag)

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 8,77 (+2,03 zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 29 (+2 zu Sonnabend), davon 4 beatmet, 53 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,8 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 78,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Erste Auffrischungsimpfung: 53,4 Prozent 
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.526 (+/-0 zu Freitag)

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 7,7 (+0,55 zur Vorwoche)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 17 (-5 zu Sonnabend), davon 6 beatmet, 34 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,6 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,8 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,4 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.618 (+4 zu Freitag)

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten COVID-19-Fälle. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt, schreibt das RKI. Ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich ziehen, wurde nicht festgelegt. Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Hospitalisierungsrate, aktive Fälle: RKI | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: RKI)

Alle Grafiken und weiteren Zahlen finden Sie hier in den Übersichten der Kolleginnen und Kollegen.

Das interessanteste Bild kommt heute von den Kollegen von MDR WISSEN. Die Apparatur, die Sie da sehen, hat einen noch interessanteren Namen. "Gesundheit-II", schreibt der Wissenschaftler, der die Experimente dort gemacht hat auf Twitter. Und dieser Trichter fängt, na klar: Corona-Viren ein und verrät Wissenschaftlern Neues. 

"Gesundheit-II" heißt diese Apparatur. Mit ihr kann die Viruslast gemessen werden. Bildrechte: University of Maryland School of Public Health

Omikron: Symptome früher und Viruslast höher

Wie viele Tage vergehen, bis ein Infizierter nach der Ansteckung krank wird? Das gibt die sogenannte Inkubationszeit an. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben mehr als 140 Aufsätze mit mehr als 8.000 Patientinnen und Patienten dazu ausgewertet und eine sogenannte gepoolte Inkubationszeit errechnet: Sie betrug 6,57 Tage.

Die Inkubationszeit hängt allerdings davon ab, um welche Variante es sich handelt: Bei den Alpha- und Beta-Varianten betrug sie etwa 5 Tage; bei der Omikron-Variante betrug sie nur 3,4 Tage. Kinder und Senioren haben eine länger Inkubationszeit.
Der Kollege Clemens Haug von MDR WISSEN hat das ausführlicher und mit mehr Hintergrundwissen zusammengetragen und zeigt so, warum sich Omikron durchgesetzt hat.

Clemens schreibt in seinem Artikel auch über einen kürzlich in "Nature" veröffentlichten Aufsatz. Darin geht es darum, wie viele Viren ein Infizierter ausatmet.

Ergebnis: Menschen, die sich mit der Alpha-, Delta- oder Omikron-Variante infiziert haben, scheiden größere Mengen des Virus’ aus als Menschen, die mit anderen Varianten infiziert sind.

Zur Erinnerung: Omikron ist die derzeit vorherrschende Variante in Deutschland.

Die Wissenschaftler schreiben auch, dass auch Menschen, die eine Auffrischungsimpfung hatten und sich danach infiziert haben, Viren verbreiten.

Und die Wissenschaftler stellen fest: Corona-Infizierte atmen viel geringere Mengen Virus aus als Menschen, die mit der Grippe infiziert sind, die sich auch über die Luft überträgt. Das deuten die Experten so, dass sich Corona-Varianten entwickeln könnten, die noch mehr Viren übertragen und die Krankheit noch ansteckender werden könnte.

All das haben die Wissenschaftler mit der merkwürdigen Apparatur "Gesundheit-II" herausgefunden – in die haben sie nämlich 93 Infizierte atmen, sprechen, reden, schreien, husten und niesen lassen.

#MDRklärt

Die Kollegen von #MDRklärt schauen heute auch auf die Impfung. Allerdings auf die gegen FSME – die von Zecken übertragen wird.

Bei diesem Inhalt von Instagram werden möglicherweise personenbezogene Daten übertragen. Weitere Informationen und Einstellungen dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Übrigens das Zeichen vor MDRklärt: #, Hashtag, Doppelkreuz feiert morgen quasi Geburtstag. Richtig bekannt wurde es nämlich erst ab August 2007 auf Twitter.

Daddeln mit Corona

Vielleicht sind Sie heute auch auf diese Meldung gestoßen: In der Pandemie hat sich das Daddeln auf Handy, Spielekonsole oder Computer spürbar verstärkt und ist auch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau gefallen. Das geht aus einer Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse hervor. Vor allem Männer spielen häufiger und auch länger als Frauen. Natürlich darf bei solchen Veröffentlichungen das Stichwort "Sucht" nicht fehlen – so kann die Krankenkasse auf ihr Angebot hinweisen.
Dass ich etwa ätze, liegt auch an der wilden Grafik, die die Krankenkasse dazu veröffentlicht hat.

Sie ist ein klares Beispiel dafür, wie man mit Zahlen nicht visualisieren sollte, finde ich. Und das macht die Bemühungen der Krankenkasse für mich nicht wirklich überzeugend. Mein liebstes Spiel auf dem Handy übrigens: Schach. (Jedenfalls, so lange mich mein jüngster Sohn nicht schlägt)

Alles Gute
Marcel Roth

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Mai 2022 | 11:00 Uhr

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