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Die Sommerwelle ist da und die Omikron-Variante BA.5 mittlerweile vorherrschend in Deutschland. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Corona-Daten-Newsletter | Montag, 4. Juli 2022Wie stark wird die Herbstwelle?

04. Juli 2022, 19:12 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update: Die Corona-Zahlen steigen deutschlandweit. Unterdessen wird im politischen Berlin über die richtigen Regeln gestritten, um uns vor der Herbstwelle zu schützen. Mediziner fordern unterdessen deutschlandweite Abwasseruntersuchungen, um ein genaueres Bild der Corona-Lage zu bekommen.

Einen schönen guten Abend!

Hoffentlich sind Sie gut in die neue Woche gestartet. Die Corona-Lage ist momentan bestenfalls unübersichtlich. Seit einiger Zeit steigen die Corona-Zahlen. Trotzdem: Für viele fühlt sich der Sommer 2022 so an, als hätte es Corona nie gegeben. Die Coronapandemie scheint in der Sommerpause zu sein – zumindest in den Augen vieler MDRfragt-Mitglieder. Für knapp zwei Drittel fühlt sich das Leben wieder wie vor Corona an. Mit Sorge blicken sie allerdings auf den Herbst, wie die Befragung mit knapp 27.000 Teilnehmenden aus ganz Mitteldeutschland zeigt.

Im politischen Berlin streitet man, mit welchen Coronaregeln die Herbstwelle in den Griff bekommen werden soll. Anders als Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die FDP möchte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Schulschließungen nicht völlig ausschließen. Lauterbach verhandelt momentan mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) über die künftig grundsätzlich möglichen Maßnahmen.

Dabei frage ich mich, warum immer wieder neue Maßnahmen öffentlich diskutiert werden, der eine Minister dem anderen widerspricht und nicht schon längst ein Gesetz auf dem Tisch liegt. Aber das soll ja doch noch im Juli passieren, hat Bundesjustizminister Buschmann am Wochenende angekündigt. Warum das so lange dauert, ist mir dabei auch nicht klar, die möglichen Regeln sind ja aus den letzten Pandemie-Jahren durchaus bekannt. Auch der Expertenrat hat schon vor einger Zeit seine Meinung kundgetan... 

Unterdessen steigen die Zahlen schon jetzt weiter an. Weil sich viele Mitarbeitende mit Corona infiziert haben und wegen generellem Personalmangel ist die Situation in den sächsischen Kliniken angespannt. Mediziner warnen davor, dass es zu Leistungseinschränkungen in den Krankenhäusern kommen kann. In Schleswig-Holstein beispielsweise ist die Lage in den Krankenhäusern durchaus angespannt. Vor allem die Notaufnahmen seien derzeit überproportional überlastet, sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, Patrick Reimund.

Angesichts voller Freibäder oder anstehender Volksfeste finde ich die Nachricht beachtlich, dass ein Treiber des Infektionsgeschehens die Kieler Woche Ende Juni gewesen sein könnte. Es sei derzeit noch nicht abzuschätzen, wie sich die Lage in den kommenden Tagen entwickeln werde, sagt Reimund.

Amtsärzte: Abwasser in allen Städten auf Coronavirus analysieren

Und auch weil die Corona-Lage derzeit unübersichtlich ist, fordern die Amtsärzte, das Abwasser in allen deutschen Kommunen auf Corona-Spuren untersuchen zu lassen, um das Infektionsgeschehen besser einschätzen zu können – und nicht nur wie bisher in einigen Städten und Gemeinden.

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"Die Abwasseranalyse ist ein hervorragendes Instrument für die Pandemiekontrolle", sagt aktuell der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, der Funke-Mediengruppe. In Köln sei durch die Analyse festgestellt worden, dass bei den offiziellen Corona-Meldezahlen nur die Hälfte der Infektionen erfasst würden. Nießen leitet des Kölner Gesundheitsamt und ist Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung.

Bislang nähmen nur 20 deutsche Städte am EU-Abwassermonitoring teil, sagte Nießen. "Optimal wäre, wenn alle Kommunen mitmachen würden. Je mehr Städte daran teilnehmen, desto präziser wird unser Bild vom Infektionsgeschehen." Die Methode koste wenig, der Aufwand sei gering, und man bekomme ein Echtzeit-Lagebild der Pandemie.

Das Coronavirus befällt zwar hauptsächlich die Atemwege. Partikel des Erregers lassen sich jedoch auch im Stuhl und dementsprechend im Abwasser nachweisen.

Kommunen fordern ab Herbst wieder kostenlose Corona-Tests

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – könnte man angesichts dieser Meldung sagen: Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert eine baldige Wiederaufnahme der kostenlosen Corona-Bürgertests. "Wir gehen davon aus, dass spätestens im Herbst, wenn die nächste große Corona-Welle droht, es wieder flächendeckend unentgeltliche Tests geben muss", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die kostenlosen Schnelltests seien ein wichtiger Baustein für die Pandemie-Bekämpfung.

Seit Donnerstag gibt es kostenlose Tests nur noch für Risikogruppen und andere Ausnahmefälle. Für Tests etwa für Familienfeiern, Konzerte oder Treffen mit Menschen ab 60 werden drei Euro Zuzahlung fällig. Wer einen solchen Test will, muss unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte die Einschränkung unter anderem mit den hohen Kosten für die Tests begründet.

Scholz: vierte Impfung für über 60-Jährige

Bundeskanzler Scholz hat Menschen ab 60 Jahren zu einer vierten Impfung gegen Corona aufgerufen. Der 64-Jährige sagte am Sonntag im ARD-Sommerinterview im "Bericht aus Berlin", dass er selbst auch zu den sieben Prozent der Menschen in Deutschland zähle, die bereits eine zweite Auffrischungsimpfung nach den beiden Impfungen für die Grundimmunisierung erhalten hätten. Es wäre eine "gute Sache", wenn alle Menschen über 60 das auch tun würden, "weil das hilft". Der Kanzler empfahl, nicht auf den neuen Impfstoff zu warten, der wahrscheinlich erst im Oktober zur Verfügung stehen werde. 

Seit Mitte Februar rät die Ständige Impfkommission Menschen ab 70 und bestimmten Risikogruppen zu einer zweiten Auffrischungsimpfung. Außerdem gilt die Empfehlung für Beschäftigte von Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen. Bei gesundheitlicher Gefährdung rät die Stiko, die zweite Auffrischung frühestens drei Monate nach der ersten vorzunehmen. Bei Gesundheits- und Pflegepersonal soll es mindestens ein halbes Jahr Abstand sein.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in Deutschland 5,8 Millionen Menschen bereits vier Mal geimpft. Das entspricht sieben Prozent der Gesamtbevölkerung.

Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Die Infektionszahlen in Deutschland steigen weiter. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt am Montag, den 4. Juli 2022 bundesweit die 7-Tage-Inzidenz mit 650,7 (Stand: 16:00 Uhr). Im Vergleich mit Samstagmorgen (696,5) würde das auf eine Entspannung der Lage hindeuten.

Viele Bundesländer melden allerdings am Wochenende gar nicht oder nicht vollständig. Deshalb sind die am Montag veröffentlichten RKI-Zahlen nur begrenzt aussagefähig. 

Die momentan höchste 7-Tage-Inizdenz gibt es in Schleswig-Holstein (1015,6), Niedersachsen (908,3) und Saarland (820,3). Im Mitteldeutschland ist die 7-Tage-Inzidenzen laut RKI in Sachsen-Anhalt am höchsten (435,6), gefolgt von Sachsen (378,2) und Thüringen (283,2).

Im Folgenden nun die Zahlen von Behörden und Landkreisen, auf die sich die Länderministerien beziehen. Einige der Werte können unter Umständen von denen des RKI abweichen, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemeldet wurden.

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 2,66 (Vortag: 2,98)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 57 (+10), davon 13 beatmet, 84 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,6 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 49,6 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.607

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 5,90 (Vortag: 6,08)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 19 (-3), davon 6 beatmet, 136 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,4 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 53,1 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.367

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 6,42 (Vortag: 6,79)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 22 (+4), davon 10 beatmet, 131 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 73,5 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,5 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,0 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.413

* Mehr über die Zahlen und Quellen

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt werden, schreibt das RKI. Auch Recherchen der Zeit, des Spiegel und des HR zeigen, dass ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich zieht, nicht festgelegt wurde. Die Bundesländer beziehen die Rate derzeit in komplexe Berechnungen ein (Sachsen und Thüringen) oder überlassen die Entscheidung über Maßnahmen den einzelnen Landkreisen (Sachsen-Anhalt). Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Schätzung der aktiven Fälle: RKI | Hospitalisierungsrate: RKI, Sozialministerium Sachsen, TMASGFF | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: LAV Sachsen-Anhalt, TMASGFF, Sozialministerium Sachsen, RKI)

Vorsicht in den Sommerferien

Angesichts dieser etwas unübersichtlichen Gemengelage, hilft ja manchmal ein Blick über den Tellerrand. Der kann Klarheit bringen und lässt mich für den wohlverdienten Urlaub etwas beunruhigt zurück. Wie andere EU-Länder, verzeichnet auch Griechenland einen starken Anstieg der Corona-Zahlen. Betroffen seien vor allem junge Leute im Alter von 18 bis 24 Jahren, und diese Altersgruppe hauptsächlich in touristischen Regionen, teilte die griechische Gesundheitsbehörde mit.

So stieg die Zahl der Neuinfektionen zuletzt auf den Inseln Korfu, Kefalonia und Zakynthos im Ionischen Meer. Aber auch Kreta und die Region Attika samt der Hauptstadt Athen sind betroffen – ebenso die südliche Ägäis mit Inseln wie Mykonos, Rhodos, Kos und Paros. Den Experten zufolge gibt es jedoch auch Positives zu vermelden: Trotz steigender Infektionszahlen seien die Intensivstationen bisher nicht stärker belastet.

Die Gesundheitsbehörde zählte am Sonntag binnen 24 Stunden rund 11.700 Neuinfektionen. Eine Woche zuvor waren es nur 3.700 neue Fälle. Griechenland hatte die meisten Corona-Maßnahmen zu Beginn der Touristensaison im Mai abgeschafft. Ausnahmen bilden der Gesundheitssektor mit Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie der öffentliche Nahverkehr. Dazu gehören auch die Fähren – in den Innenräumen der Schiffe muss weiterhin Maske getragen werden.

Zum Schluss ...

... möchte ich Ihnen eine gute Woche wünschen. Ich hoffe, Sie können den Sommer genießen. Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße

Hannes Leonard

Was meinen Sie? Können wir trotz Corona einen sorgenfreien Sommer haben? Und wie geht es dann weiter? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an corona-newsletter@mdr.de.

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 04. Juli 2022 | 21:45 Uhr

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