Zugverkehr Bahn stellt schlecht ausgelastete IC- und ICE-Verbindungen auf den Prüfstand
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24. September 2024, 15:54 Uhr
Die Bahn muss sparen und will gleichzeitig attraktiver werden. So sollen einerseits schlecht ausgelastete IC und ICE gestrichen werden. Bahn-Vorstand Michael Peterson zufolge muss ein schlecht nachgefragter Fernzug nicht auf derselben Strecke fahren, auf der auch ein Regionalzug verkehrt. Andererseits soll die Vorbuchungsfrist auf ein Jahr verlängert werden.
- Die Deutsche Bahn will schlecht ausgelastete IC und ICE durch Regionalzüge ersetzen.
- Die Bahn erzielt im Fernverkehr nur auf den Hauptstrecken Gewinn.
- Im Bahn-Konzern hatten zuletzt alle größeren Sparten Verluste eingefahren.
- Bahn-Fahrten sollen künftig bis zu zwölf Monate im Voraus buchbar sein.
Die Deutsche Bahn will schlecht ausgelastete IC und ICE durch Regionalzüge ersetzen. Bahn-Vorstand Michael Peterson teilte am Dienstag in Berlin mit, es ergebe oft keinen Sinn, einen leeren Fernzug auf einer Strecke fahren zu lassen, auf der auch ein Regionalzug verkehre.
Deshalb befinde man sich in Abstimmung mit den Bundesländern. Welche Strecken betroffen sind, sagte er jedoch nicht.
Zugwechsel wegen Einsparungen?
Das Vorhaben dürfte auch mit geplanten Einsparungen zu tun haben. Während die weiß-roten Fernzüge allein von der Bahn organisiert und finanziert werden, ist der Regionalverkehr anders organisiert.
Hier bestellen die Länder über die sogenannten Aufgabenträger Züge. Diese werden meist von ihnen subventioniert, um die ländlichen Regionen anzuschließen. Die Bahn wiederum erzielt im Fernverkehr laut Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf interne Papiere nur auf den Hauptstrecken Gewinn und schreibt auf den übrigen 70 Prozent rote Zahlen.
Bahn-Fahrten künftig bis zu zwölf Monate im Voraus buchen
Um die Attraktivität des Fernverkehrs zu steigern, will die DB ab Mitte Oktober den Ticketverkauf bis zwölf Monate vor der Reise ermöglichen. Bislang kann nur maximal sechs Monate im Voraus gebucht werden. Die Änderung tritt der Bahn zufolge gleichzeitig mit der Veröffentlichung des neuen Fahrplans im Oktober in Kraft. Der Fahrplan gilt ab Mitte Dezember.
Sanierungskonzept und mehr Pünktlichkeit
Bei der Deutschen Bahn hatten zuletzt alle größeren Sparten Verluste eingefahren. Der Bahn-Konzern legte vergangene Woche ein "Sanierungskonzept" vor, um den Zugverkehr in Deutschland in den kommenden drei Jahren zuverlässiger und auch wirtschaftlicher zu machen – nachdem Bundesverkehrsminister Volker Wissing dazu aufgefordert hatte. Für den Fernverkehr ist eine Steigerung der aktuell sehr schlechten Pünktlichkeitsquote (rund 60 Prozent im August) auf 75 bis 80 Prozent vorgesehen.
Geplant sind technische und organisatorische Veränderungen: Zum Beispiel soll eine sogenannte Turbowende eingeführt werden, welche die Wiederbereitstellung der Züge nach einer Fahrt massiv beschleunigen soll. Besser werden soll auch die Abstimmung des Fahrplans auf Bauarbeiten an der Strecke.
AFP/Reuters(lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 24. September 2024 | 13:30 Uhr
dimehl vor 1 Wochen
Bezugnehmend auf mehrere Kommentare:
Ja, warum sollte es hierzulande überhaupt moderne und komfortable Züge geben, die auch einmal etwas schneller unterwegs sind ?
Bummelzüge und Züge/Waggons, die in anderen Ländern ausrangiert wurden, reichen doch für hiesige Bahnkunden vollkommen aus ...
Peter Mueller vor 1 Wochen
Das ist DER spingende Punkt. Die willkürliche Festlegung bei der Bahnreform, dass Nahverkehr Daseinsvorsorge ist, Fernverkehr aber nicht, war falsch. Natürlich ist auch der Fernverkehr Daseinsvorsorge, erst recht in einem föderal aufgebauten Flächenland mit einer Vielzahl an Bundesstaaten. Alle anderen Länder in Europa handhaben das auch so. Die lachen sich tot, dass es in Deutschland Großstädte ohne Fernverkehr gibt. Ein Unding.
Ein Dorfjunge vor 1 Wochen
Mit den IC-Dostos hatte sich die DB der Lächerlichkeit preisgegeben, im Vergleich zu den Regio-Dosto die seinerseits S-A bestellt hatte gibt es vom Komfort und der Ausstattung her kaum Unterschiede.
Technisch, hängen teilweise sogar hinterher, vor allen was das Lokmaterial angeht, es sind zwar neuere Loks, aber dafür ständig Probleme an denen.
Barrierefreiheit so gut wie gleich. Gerade mal ein Wagen mit barrierefreien Einstieg, im Vergleich dazu wirken die Jahre später dazugekauften Garnituren aus Österreich schon fast wie ein ICE. Barrierefrei, große Türen, größeres Lichtraumprofil usw.
Der Bund ist der Eigentümer der Bahn, doch ohne Politikwechsel wird sich an der Bahnpolitik nix ändern.
Es wird gespart auf Teufel komm raus, die Bahn soll Gewinne einfahren, was so nicht funktionieren kann. Selbst jeden BWLer (und Peterson ist einer) müsste klar werden dass so weiterhin Verluste eingefahren werden.
Nicht mal im Ansatz führt diese neue Strategie die Bahn in die Gewinnzone.