Hörer machen Programm Bis 4.600 Euro: Warum ist die Bahncard 100 so teuer?
Hauptinhalt
Eine Bahncard 100 kostet 4.144 Euro, wenn man sie auf einmal zahlt. MDR AKTUELL-Hörer Philipp Hoffmann pendelt derzeit täglich von Berlin nach Leipzig. Deswegen hatte er überlegt, sich eine Bahncard zu kaufen und mit Erschrecken festgestellt, dass diese im monatlichen Preis sogar noch teurer ist. Warum ist die Bahncard 100 so teuer?

- Der monatliche Preis für die Bahncard 100 ist der eigentliche Preis dafür. Bei der Einmal-Zahlung gibt es die Bahncard vergünstigt.
- Der Verband Pro Bahn fordert die Politik auf, dafür zu sorgen, dass die Bahncard 100 grundsätzlich preiswerter wird.
- Der Verkehrsexperte der SPD, Müller, fordert eine Prämie für diejenigen, die sich für den Kauf der Bahncard 100 entscheiden.
4.144 Euro kostete eine Bahncard 100 – wenn man sie auf einmal zahlt. Beim monatlichen Abo sind 383 Euro fällig. Das sind insgesamt 4.596 Euro und damit 452 Euro, also knapp 11 Prozent mehr.
Bei der Deutschen Bahn hatte leider niemand Zeit für ein Gespräch. Schriftlich heißt es: "Dass Produkte mit Einmal-Zahlung günstiger sind als im Abo, ist in vielen Branchen üblich, zum Beispiel bei Kfz-Versicherungen oder bei Fitnessclub-Mitgliedschaften. Vier von fünf Kunden nutzen diesen Vorteil."
Müller: Mehr als 4.000 Euro können sich nicht alle leisten
Detlef Müller ist seit der Wahl stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag. Der Chemnitzer ist gelernter Lokomotivführer und einer der führenden Verkehrsexperten der SPD. Er freue sich erst einmal über jeden, der Bahn fährt und das auch noch im Abo.
Er weiß aber auch, dass über 4.000 Euro auf einmal nicht jeder bezahlen kann. "Das kann ich gut verstehen, weil das ist schon eine Summe. Die dann mit einem Mal zu bezahlen ist in Riesenbatzen Geld."
Verantwortung der Politik
Ansonsten sei der monatliche Abopreis der reale Preis, erklärt Müller und der geringere bei Einmal-Zahlung ein Bonus, so wie es auch die Deutsche Bahn erklärt hat. "Das ist auch nachvollziehbar, weil es auch für die Bahn als Konzern ein Stück weit Planungssicherheit gibt", erklärt der Verkehrsexperte.
Auch beim Fahrgastverband Pro Bahn sieht man kein Problem bei dem Preisunterschied. Karl Peter Naumann von Pro Bahn stellt aber eine grundsätzliche Frage: "Die Frage nach der Preishöhe der Bahncard 100, die müssen wir eigentlich ganz anders stellen. Das ist auch eine Frage in Richtung Politik: Wenn die Politik eine Verkehrswende will, muss sie dafür sorgen, dass solche Angebote wie die Bahncard 100 preiswerter werden."
Energiepreise wirken sich auch auf Bahntickets aus
Das weiß auch Detlef Müller von der SPD – doch gerade bei den derzeit explodierenden Preisen für Energie und Kraftstoffe könne das nur über Subventionen gelöst werden: "weil die Verkehrsunternehmen – sowohl die Bahn AG als auch die Bus- und Straßenbahnunternehmen – den gestiegenen CO2-Preis auch bezahlen müssen. Der Bahnstrom ist genauso um fast hundert Prozent gestiegen und auch die DB muss höhere Energiepreise zahlen und gibt das an ihre Kunden weiter."
Laut Müller braucht es ein Gesamtsystem: "Dass nicht alles, was über Kraftstoffe und Energiepreise bei den Verkehrsunternehmen ankommt, auch eins zu eins an den Kunden weitergeben wird. Das ist eine Subventionsfrage. Das wird irgendwann der Steuerzahler bezahlen müssen."
Gestiegene Energiepreise werden von allen gezahlt werden müssen. Doch derzeit werden mit Steuergeldern noch immer Privatfahrzeuge finanziert, kritisiert Karl Peter Naumann von Pro Bahn: "Wir machen eben nur Prämien für Elektroautos. Das ist eigentlich unser Kritikpunkt: Wir brauchen nicht die Prämien für Hybridfahrzeuge, sondern wir brauchen eine Prämie für diejenigen, die sich eine Bahncard 100 kaufen."
Klimaticket in Österreich für knapp 1.000 Euro
Vorgemacht habe es Österreich. Dort wurde nach langem Ringen das sogenannte Klimaticket eingeführt. Das ist ähnlich einer Bahncard 100 nutzbar für sämtliche Züge, Busse und Verkehrsverbünde. Kostenpunkt: 1.095 Euro – egal ob Einmalzahlung oder Rate.
Wer das rund viermal teurere deutsche Äquivalent nicht auf einmal zahlen kann, der könnte eventuell mit einem Privatkredit besser bedient sein, als das Abo bei der Bahn abzuschließen. Eine erste kleine Onlinerecherche ergab, dass es möglich ist, so statt monatlich 383 Euro zum Beispiel monatlich nur 347 Euro zu zahlen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. April 2022 | 06:00 Uhr