Coronavirus-Pandemie Angepasster Omikron-Impfstoff bisher verhalten gefragt

15. September 2022, 22:24 Uhr

Auf BA.1 folgt BA.5: Nach dem ersten angepassten Omikron-Impfstoff wird bereits der nächste erwartet. Hausärzten zufolge ist die Nachfrage bisher verhalten. Das könnte sich aber bald ändern: Die aktuell vorherrschende Omikron-Variante in Deutschland ist BA.5 – der Impfstoff dagegen ist bereits von der EMA zugelassen und soll demnächst ausgeliefert werden.

Mit dem Start der Corona-Auffrischungsimpfungen mit dem ersten angepassten Impfstoff bleibt ein Ansturm auf das neue Präparat bisher aus. Das teilte der Deutsche Hausärzteverband mit. "Wir haben in den wenigen Tagen, in denen wir BA.1 impfen, keinen großen Nachfragesprung erlebt", sagte Jens Lasssen, stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbands Schleswig-Holstein. Es gebe durchaus Patienten, die lieber auf den Comirnaty-Impfstoff von Biontech und Pfizer gegen die BA.4- und BA.5-Varianten warteten. Dieser könne ab kommender Woche bestellt werden.

Nach Daten des Robert Koch-Instituts haben am Mittwoch deutschlandweit 37.995 Menschen ihre zweite Auffrischimpfungen erhalten. Insgesamt wurden innerhalb eines Tages 45.151 Covid-Impfungen verabreicht. In den vergangenen Wochen schwankte der Wert zwischen wenigen Tausend und mehreren Zehntausend Impfungen pro Tag.

Siko-Chef: Auffrischung mit BA.1 besonders für Immunschwache

Der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission (Siko), Thomas Grünewald, erklärte derweil, eine zügige Auffrischimpfung sei nun vor allem für Menschen mit einer Immunschwäche wichtig. Grünewald sagte im MDR mit Blick auf besonders gefährdete Menschen, sie sollten sich zügig mit dem an BA.1 angepassten Impfstoff impfen lassen.

Wir haben Menschen, die sich jetzt zügig impfen lassen müssen. Die sollten sich tatsächlich mit dem an BA.1 angepassten Impfstoff impfen lassen.

Thomas Grünewald Vorsitzender Sächsische Impfkommission

Mit einem entsprechenden zeitlichen Abstand könnten sie dann eine weitere Auffrischimpfung erhalten. Für Gesunde reiche es dagegen zu warten, bis der an die Varianten BA.4 und BA.5 angepasste Impfstoff verfügbar ist. Ähnlich hatte sich bereits der Immunologe Carsten Watzl geäußert, der ebenfalls besonders Risikogruppen zu einer schnellen Auffrischimpfung mit dem BA.1-Vakzin aufrief.

Empfehlung von Ständiger Impfkommission am Freitag erwartet

Das Mittel von Biontech und Pfizer ist Anfang September von der EU-Arzneimittelbehörde EMA empfohlen und anschließend von der EU-Kommission zugelassen worden. Seit dieser Woche wird es in deutschen Impfzentren und Arztpraxen verabreicht. Am Montag hatte die EMA auch den an BA.5 angepassten Impfstoff empfohlen. Die Ständige Impfkommission will am Freitag für Deutschland ihre Empfehlung zu den verschiedenen Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus bekannt geben.

Die Omikron-Variante BA.1 hatte vergangenen Winter für einen rasanten Anstieg der Infektionen gesorgt. Dem RKI zufolge hat in Deutschland allerdings seit Mitte Juni die Variante BA.5 andere Sublinien nahezu vollständig verdrängt. Im Herbst und Winter kann es allerdings schon wieder ganz andere Varianten geben. Dem Immunologen Watzl zufolge wäre es vielmehr überraschend, wenn BA.4/BA.5 uns auch noch im Herbst und Winter beschäftigen würden.

Bisher neun Prozent mit zwei Auffrischungsimpfungen

Insgesamt haben deutschlandweit bisher neun Prozent der Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung erhalten – die allermeisten davon aber mit den bisherigen Impfstoffen. Sachsen ist mit 3,5 Prozent Schlusslicht, danach folgen Thüringen (4,4 Prozent) und Sachsen-Anhalt (5,9 Prozent), an der Spitze steht Schleswig-Holstein mit 16,9 Prozent. In der Altersgruppe ab 60 Jahren liegt die bundesweite Quote bereits bei gut 24,9 Prozent. Im März und April war hier die Nachfrage mit teils über 100.000 Impfungen pro Tag noch deutlich höher als derzeit.

Vor einem Jahr hatte die erste Runde an Auffrischimpfungen besonders im November Fahrt aufgenommen. Pro Tag erhielten oft mehrere Hunderttausend Menschen ihre dritte Dosis, im Dezember waren es sogar mehrfach über eine Million binnen 24 Stunden.

MDR, Reuters, dpa (rnm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. September 2022 | 11:00 Uhr

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