Digitales Rezept E-Rezept: Wann geht es endlich los?

07. Juni 2022, 14:51 Uhr

Das E-Rezept sollte seit diesem Jahr in Deutschland eigentlich Pflicht sein. Doch daraus wurde nichts. Das elektronische Rezept vom Arzt soll nun Stück für Stück das rosafarbene Papierrezept ablösen. Eine 74-jährige MDR-AKTUELL-Hörerin, die das E-Rezept "gerne noch kennenlernen" möchte, fragt: "Woran liegt es, dass das E-Rezept noch immer nicht funktioniert?"

Bundesweite Testphase mit dem E-Rezept

Bei Hausarzt Moritz Eckert in Herzberg im Harz bekommen Patientinnen und Patienten schon seit einigen Monaten elektronische Rezepte ausgestellt. Inzwischen sind es 1.500 E-Rezepte. Seine Praxis befindet sich in einer Testphase.

Das E-Rezept habe noch einige Kinderkrankheiten, sagt der Mediziner: "Heute ganz frisch in unserer Arzneimittel-Software wird das Medikament angezeigt und dann ist in eckigen Klammern noch ein Zusatz dabei, den unsere Software nicht umsetzen konnte. Da gab es einen Interpretationsfehler durch das Programm".

Stockender Start wegen technischer Probleme

Immer wieder gibt es Software-Probleme – Moritz Eckert ruft dann beim Software-Spezialisten an und die meisten Fehler können korrigiert werden. Doch das kostet Zeit und die fehlt dann bei der Arbeit am Patienten.

Das alte Papier-Rezept läuft in der Praxis von Moritz Eckert parallel weiter, falls es digital nicht klappt.

E-Rezept über Smartphone-App abrufen

Um das E-Rezept von seinem Arzt zu bekommen, braucht der Patient eine spezielle App auf seinem Smartphone. Die wird aber erst freigeschaltet, wenn man von seiner Krankenkasse einen Code erhalten hat, den man vorher schriftlich anfordern muss.

Auf einem Smartphone ist die App "Das E-Rezept" neben einem Apothekensymbol zu sehen.
Das E-Rezept ist nur noch eine Art Beleg mit Code. Das Original geht vom ausstellenden Arzt direkt zu einem zentralen Server. Von dort kann das Rezept bereits vor dem Gang zur Apotheke elektronisch übermittelt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Moritz Eckert gehört bundesweit zu den wenigen Ärzten, die bereits umfangreiche Erfahrungen mit dem E-Rezept gesammelt haben. "Ich bin sehr guter Dinge, dass wir das hinbekommen. Aber dass es schon praxistauglich ist für die Masse an Arztpraxen, die das im laufenden Betrieb einführen müssen, das sehe ich aktuell leider noch nicht.

Ich sehe durchaus die Vorteile des elektronischen Rezeptes, wenn es denn mal endlich etabliert ist.

Hausarzt Moritz Eckert

Doch zuerst müsse das E-Rezept überhaupt erst alltagstauglich gemacht werden, bevor "wir Praxen dazu verpflichten, es zu machen. Wenn es freiwillig ist, dann werden es die Leute ausprobieren, ihre Erfahrungen sammeln", erklärt Hausarzt Eckert. "Wenn es Vorteile bringt für uns Praxen, dann werden wir es gerne freiwillig einführen. Aber mit Zwang sehe ich es sehr schwierig."

Hausarztverband kritisiert bürokratischen Aufwand

Der Vorsitzende des Sächsischen Hausarztverbandes, Torben Ostendorf, macht sich Sorgen, dass die aufwendige technische Infrastruktur für das E-Rezept die Praxen überfordert.

Auf eine MDR AKTUELL-Anfrage teilt er schriftlich mit: "Die neuen digitalen Verfahren könnten theoretisch einen Mehrwert bringen. Sie bewirken jedoch aktuell genau das Gegenteil. Sie haben zu einem erheblichen bürokratischen Mehraufwand und einem chaotisierten Praxisalltag geführt und unsere Mitarbeiterinnen und Patienten in hohem Maße frustriert, demotiviert und leider auch zu einem Abwandern von qualifizierten und hochmotivierten Fachkräften geführt. Das kann in einem ohnehin personell schwer zu besetzenden Gesundheitsbereich nicht die gewollte Folge der Digitalisierung sein."

Bis Februar 2023 soll das E-Rezept bundesweit verpflichtend eingeführt werden. Begonnen werden soll ab September in Schleswig-Holstein und Bayern.

MDR AKTUELL

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Juni 2022 | 06:26 Uhr

Mehr aus Deutschland

Mehr aus Deutschland

Schild Generalbundesanwalt 1 min
Ermittlungen zu Sabotageplänen in Deutschland Bildrechte: MDR
1 min 18.04.2024 | 16:14 Uhr

Zwei Deutsch-Russen sollen für den russischen Geheimdienst spioniert haben. Der Bundesanwaltschaft zufolge sollen sie auch Sprengstoff- und Brandanschläge geplant haben.

Do 18.04.2024 15:55Uhr 00:49 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-Spionage-Deutschland-Bayreuth-Russland-Ukraine100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video