Ibrahim al-Chalef und seine Tochter Meryem (l), aufgenommen am 20.04.2016 vor dem Ladenlokal, in dem seine Familie lebt in Gaziantep (Türkei). 4 min
Audio: Was aus dem EU-Geld für Syrer in der Türkei geworden ist Bildrechte: dpa

Finanzielle Unterstützung EU-Länder zahlen weiterhin für syrische Geflüchtete in der Türkei

29. September 2023, 12:08 Uhr

Mit dem Abkommen zwischen Türkei und EU von 2016 verpflichten sich die Mitgliedsstaaten, Hilfsgelder an Organisationen im Land zu schicken. Die Türkei muss im Gegenzug Flüchtlingsrouten abriegeln. Ein MDR-AKTUELL-Nutzer fragt sich, wie dabei der aktuelle Stand ist: "Wieviel Geld ist geflossen und kommt es wirklich syrischen Flüchtlingen zu Gute?"

Seit 2016 habe die Europäische Union syrische Flüchtlinge in der Türkei mit zehn Milliarden Euro unterstützt, sagt der Botschafter der EU in der Türkei, Nikolaus Meyer-Landrut, und betont, die EU-Hilfe werde ausschließlich über Projekte abgewickelt.

Geld geht vor allem an Hilfsorganisationen

Die EU überweist das Geld also nicht an die türkische Regierung, sondern vor allem an Hilfsorganisationen – für konkrete Projekte: um Schulen für Kinder von Flüchtlingsfamilien zu bauen und die Lehrer zu bezahlen oder um den Flüchtlingen medizinische Hilfe zu geben. "Wir finanzieren auch etwa 190 Gesundheitszentren für die Flüchtlinge, wo sie eine Erstversorgung bekommen und wo auch das Gesundheitspersonal von knapp 3.900 Ärzten und Krankenschwestern finanziert wird", sagt Meyer-Landrut.

3.900 Ärzte und Krankenschwestern, 190 Gesundheitszentren – das sind hohe Zahlen. Aber auch die Zahl der syrischen Flüchtlinge in der Türkei ist hoch, so hoch wie nirgendwo sonst in der Welt. Dreieinhalb Millionen syrische Flüchtlinge leben in der Türkei, einige schon seit zwölf Jahren. Manche von ihnen haben es geschafft, Arbeit zu finden und auf eigenen Füßen zu stehen.

Syrische Geflüchtete erhalten Hilfe, aber auch Missgunst

Andere aber, vor allem ältere Menschen und Alleinerziehende, sind auf Hilfe angewiesen. Hilfe vom türkischen Staat oder von der Europäischen Union. Mehr als eine Million bedürftige syrische Flüchtlinge bekommen eine monatliche Unterstützung von umgerechnet etwa 20 Euro pro Person, um Lebensmittel zu kaufen – finanziert von der EU.

Hilfe, die gut und wichtig sei, sagt Muhammad Akta, Vorsitzender eines Dachverbandes syrischer Organisationen in der Türkei. Das Problem aber sei, dass Syrerinnen und Syrer in der Türkei auf immer mehr Ablehnung stoßen. Da sei es schwer, sich hier ein neues Leben zu aufzubauen. "Wenn eine syrische Familie in den Bus steigt, dann wird sie vermeiden, sich in ihrer Sprache, also in Arabisch zu unterhalten, weil sie nicht auffallen will, weil es Ärger geben könnte. Ich will das nicht als Rassismus bezeichnen, aber es gibt durchaus Hass-Reden, es gibt Mobbing – an Schulen und überall. Das sollte aufhören."

Andere Länder wollen lieber finanziell unterstützen

Die türkische Regierung will möglichst viele Syrer zurück in ihr Heimatland schicken. Sie erhöht den Druck auf die Flüchtlinge, einer sogenannten "freiwilligen" Rückkehr zuzustimmen. Das macht den Syrern in der Türkei Angst.

Viele von ihnen würden deshalb lieber zeitnah die Türkei verlassen und in andere EU-Länder auswandern. Aber kein Land der EU ist bereit, syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Europa setzt stattdessen auch für die kommenden Jahre darauf, Geld in die Türkei zu schicken, um die syrischen Flüchtlinge dort zu unterstützen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. September 2023 | 06:17 Uhr

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