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Selbstbestimmungsgesetz Mitteldeutschland: Hunderte nutzen Änderung des Geschlechtseintrags

09. Februar 2025, 14:10 Uhr

Seitdem das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten ist, können der Eintrag des Geschlechts sowie der Vorname im Ausweisdokument geändert werden. Das bedeutet eine deutliche Verbesserung für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, mit dem sie geboren wurden. Zuvor dauerte das Verfahren viel länger, war mit höheren Kosten und Bürokratie verbunden.

In Mitteldeutschland haben in den vergangenen Wochen mehr als 700 Menschen ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern lassen. Das ist mit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes vom 1. November 2024 einfacher geworden.

Rund 100 Tage nach dem Start des neuen Selbstbestimmungsgesetzes haben einer Umfrage unter den Standesämtern zufolge allein im sächsischen Dresden bis Ende Januar 263 Menschen davon Gebrauch gemacht. Am häufigsten wurde der Geschlechtseintrag demnach von weiblich zu männlich geändert.

Deutlich mehr Anträge in Thüringen

In den Thüringer Städten seien mehr als 220 Änderungen verzeichnet worden. Das Erfurter Standesamt habe 79 Änderungen eingetragen. In Jena waren es 45, in Weimar 42 und in Gera 28. Etwas niedriger lagen die Zahlen in Suhl mit 16 und in Eisenach mit 12. Wie vielerorts haben die Anträge für die Änderung deutlich zugenommen. Erfurt etwa berichtete zuletzt von etwa zehn Änderungen jährlich in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: Gleich am ersten Tag, an dem Änderungen nach dem neuen Selbstbestimmungsgesetz möglich waren, verzeichnete das Standesamt der Landeshauptstadt 17 Erklärungen. 

Ähnlich sieht es in Sachsen-Anhalt aus. In Magdeburg wurden bisher 114 Erklärungen zur Änderung des Geschlechtseintrags abgegeben, 39 Fälle befinden sich noch in der Wartefrist, teilte ein Sprecher mit. In Halle wurden bislang 98 Erklärungen abgegeben, darunter 14 für "divers" und neun für "ohne Geschlechtseintrag".

In Berlin nahmen 975 Menschen einen Termin zur Beurkundung wahr, die meisten änderten in dem Zuge auch ihren Vornamen.

Hängeregister Geschlechtseinträge 1 min
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 08.01.2025 10:00Uhr 00:35 min

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Darum geht es beim Selbstbestimmungsgesetz

Geschlechtseintrag und Vorname lassen sich seit dem 1. November ohne die bisher notwendigen Gutachten, ärztlichen Bescheinigungen oder richterlichen Beschlüsse ändern. Die langwierige Verfahren waren wegen der Gutachten auch teuer. Nun reicht eine Erklärung gegenüber dem Standesamt aus. Die Erleichterungen betreffen vor allem Menschen, die sich als trans, inter und nicht-binär sehen. Die Änderung muss drei Monate vor dem Termin im Standesamt angemeldet werden. 

Was bedeuten ...? Wer sich als nicht-binär definiert, sieht sich nicht als eindeutig Mann oder Frau. Trans-Personen fühlen sich im falschen Körper geboren und lassen mitunter geschlechtsangleichende Operationen durchführen.
Intergeschlechtliche Personen sind mit Geschlechtsmerkmalen geboren, die die sich nach medizinischen Normen nicht eindeutig als (nur) männlich bzw. weiblich einordnen lassen.

Das Selbstbestimmungsgesetz hatte der Bundestag vergangenen April beschlossen. Es löste das zuvor geltende Transsexuellengesetz ab. Immer wieder hatte das Bundesverfassungsgericht die bis dato geltende Rechtslage in Teilen für verfassungswidrig erklärt und auf die demütigende Situation für Betroffene hingewiesen.

Teilnehmer des Trans Pride Walk in Amsterdam 2 min
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Auf TikTok wird behauptet, "Misgendern" und "Deadnaming" von trans Menschen sei durch das Selbstbestimmungsgesetz strafbar. Was ist da dran?

MDR AKTUELL Fr 22.11.2024 20:50Uhr 01:58 min

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dpa (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 09. Februar 2025 | 08:30 Uhr

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