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Glücksatlas 2024Sachsen-Anhalter laut Studie die zufriedensten Ostdeutschen

05. November 2024, 17:37 Uhr

Nach einem Einbruch in der Coronazeit kehren die Deutschen laut aktuellem "Glücksatlas" wieder auf das Glücks-Niveau der 2010er-Jahre zurück. Im Osten sind die Sachsen-Anhalter laut der Studie die zufriedensten, den bundesweiten Spitzenplatz belegt demnach die Stadt Hamburg. Der Studie zufolge hat sich allerdings auch die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland wieder vergrößert.

Nach dem tiefen Einbruch während der Coronapandemie kehren die Deutschen wieder auf das Glücks-Niveau der 2010er-Jahre zurück. Das ist die zentrale Erkenntnis aus dem "Glücksatlas" 2024, einer regelmäßigen Studie zur Lebens-Zufriedenheit der Deutschen. Demnach beträgt die durchschnittliche Lebens-Zufriedenheit im Jahr 2024 7,06 Punkte auf einer Skala von 0 ("ganz und gar nicht zufrieden") bis 10 ("völlig zufrieden").

Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert den Angaben zufolge um 0,14 Punkte gestiegen. Damit sei der Rekordwert des letzten Vor-Coronajahres 2019 (7,14 Punkte) noch nicht wieder erreicht, dennoch seien die Krisen der Jahre 2020 bis 2023 für einen Großteil der Bevölkerung hinsichtlich der subjektiven Bewertung des eigenen Lebens überwunden.

"Deutschland ist wieder auf Glückskurs", sagte Bernd Raffelhüschen, wissenschaftlicher Leiter des "Glücksatlas" und Professor an der Universität Freiburg. Partner des "Glücksatlas" ist die Süddeutsche Klassenlotterie.

Kluft zwischen Ost und West wird größer

Der Studie zufolge hat sich allerdings auch die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland wieder vergrößert: Liegt die Lebens-Zufriedenheit der Ostdeutschen im Schnitt bei 6,79 Punkten, ist sie in Westdeutschland mit 7,13 Punkten wesentlich höher.

Vergangene Woche war eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung noch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Unterschiede bei der Lebens-Zufriedenheit in Ost und West bei den 18- bis 49-Jährigen kleiner werden, bei der Generation 50 plus dagegen auseinanderklaffen.

Hamburg ist Deutschlands glücklichste Region

Laut "Glücksatlas" ist nun Hamburg mit 7,38 Punkten die glücklichste Region Deutschlands – und stößt nach elf Jahren den bisherigen Spitzenreiter Schleswig-Holstein vom Thron. Hamburg glänze durch eine hohe Wirtschaftskraft, eine gute Gesundheitsversorgung, gute Schulen und Betreuungseinrichtungen, heißt es.

Lebenszufriedenheit der Deutschen macht deutlichen Sprung. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Dahinter folgen Bayern und Schleswig-Holstein. Am unglücklichsten sind demnach die Menschen im Saarland, in Berlin und dem Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern mit 6,17 Punkten.

Sachsen-Anhalter bleiben die zufriedensten im Osten

In Ostdeutschland belegen die Sachsen-Anhalter mit 7,08 Punkten den Spitzenplatz. Familien schätzten dort vor allem das gute Betreuungsangebot und das familiäre Umfeld in den Gemeinden. Im bundesweiten Vergleich liegt Sachsen-Anhalt auf Platz 7, eine Position schlechter als im Vorjahr. Diese hohe Zufriedenheit stehe jedoch in starkem Gegensatz zu objektiven Indikatoren wie der geringen Kaufkraft und der hohen Schulabbrecher-Quote.

Besonders glücklich ist der Süden Sachsen-Anhalts. Die Stadt Halle an der Saale zählt zu den zehn deutschen Großstädten mit der höchsten Lebens-Zufriedenheit. Der Saalekreis ist eines von sechs außergewöhnlichen deutschen "Glücksgebieten". Zum Vergleich: In der Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hatten die Befragten in Sachsen-Anhalt hinter dem Saarland noch die geringsten durchschnittlichen Zufriedenheits-Werte (6,0) angegeben.

Die Bundesländer im Glücksranking 2024
20242023Region
1(2)Hamburg
2(3)Bayern
3(1)Schleswig-Holstein
4(5)Nordrhein-Westfalen
5(12)Rheinland-Pfalz
6(8)Baden-Württemberg
7(6)Sachsen-Anhalt
8(10)Niedersachsen
9(4)Hessen
10(13)Brandenburg
11(11)Thüringen
12(7)Sachsen
13(9)Bremen
14(15)Saarland
15(14)Berlin
16(16)Mecklenburg-Vorpommern

Sachsen und Thüringen landen im hinteren Mittelfeld

Thüringen und Sachsen belegen im "Glücksatlas" die Plätze 11 und 12 (6,90 und 6,87). Das Wohlbefinden der Thüringer erholt sich demnach von der Coronakrise nur schleppend und bleibt im bundesweiten Vergleich eher mittelmäßig. Unzufrieden sind die Thüringer vor allem mit der finanziellen Situation.

Betrachte man jedoch objektive Wohlstandsindikatoren wie Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung und Umwelt-Qualität, zeichne sich ein deutlich positiveres Bild. Nach diesen Kriterien liege der Freistaat auf Rang 6. Die Thüringer könnten also theoretisch zufriedener sein, als sie sind, so die Autoren.

Regional gebe es bei der Lebensqualität deutliche Unterschiede, hieß es weiter. So seien die Menschen im Eichsfeld am glücklichsten, am niedrigsten sei die Lebens-Zufriedenheit in den Landkreisen Sonneberg und Saalfeld-Rudolstadt. Generell seien die Bewohner in Städten wie Erfurt, Jena oder Gera zufriedener als Menschen in ländlichen Gebieten.

Sachsen verzeichnet hingegen 2024 einen Rückgang der Lebens-Zufriedenheit und fällt im bundesweiten Vergleich ins untere Mittelfeld. Zudem machen sich Unterschiede innerhalb Sachsens laut Studie immer stärker bemerkbar: Während im westlichen und südlichen Sachsen die Lebens-Zufriedenheit um 0,03 Punkte stieg, sank sie im östlichen Sachsen um 0,14 Punkte.

Diese Kluft wächst den Angaben nach bereits seit drei Jahren. Gründe dafür seien unter anderem die unzureichende wirtschaftliche Infrastruktur und die niedrigen Einkommen, heißt es.

Coronapandemie belastete Lebens-Zufriedenheit

Die Lebens-Zufriedenheit sei insbesondere bei denjenigen gestiegen, die während der Coronapandemie besonders belastet waren, heißt es im "Glücksatlas": bei allein lebenden, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie berufstätigen Müttern. Tarifabschlüsse und der Rückgang der Inflation hätten zudem zur Lebens-Zufriedenheit beigetragen.

Allerdings hinke die Zufriedenheit mit dem eigenen Familienleben noch etwas hinterher: Mit 7,53 Punkten sei sie noch vom Wert der Vor-Corona-Zeit (8,02) entfernt. Familien kämpfen demnach weiterhin nicht nur mit den Folgen der Pandemie, sondern auch mit hohen Lebenshaltungskosten.

Über 12.000 Menschen befragt

Für die Umfrage wurden von Juli 2023 bis Juni 2024 insgesamt 12.452 Menschen ab 16 Jahren durch das Institut für Demoskopie Allensbach zur allgemeinen Lebenszufriedenheit befragt. Zu den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit wurden vom IfD Allensbach von Februar bis April 2024 insgesamt 3.161 Bürger ab 16 Jahren befragt. Das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragte 2.000 Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren zu Ost-West-Unterschieden.

dpa, KNA, ots, AFP (das)

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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 05. November 2024 | 09:00 Uhr

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