Interview der Woche Migrationsforscher: Wirtschaftslage ist kein entscheidender Fluchtgrund

Deutschland liegt bei der Flüchtlingsaufnahme weltweit auf Platz 3. Das sagt Migrationsforscher Frank Kalter. Wirtschaftliche Bedingungen im Aufnahmeland sind aus seiner Sicht nicht die entscheidenden Gründe für Fluchtbewegungen.

Syrische Flüchtlinge
Deutschland hat vor allem viele ukrainische und syrische Flüchtlinge aufgenommen. Bildrechte: dpa

Wirtschaftliche Bedingungen sind nach Aussage des Migrationsforschers Frank Kalter nicht die entscheidende Gründe für Fluchtbewegungen. Der Direktor des Deutschen Zentrums für Integration- und Migrationsforschung in Berlin sagte MDR AKTUELL, die Forschung habe gezeigt, dass ökonomische Faktoren wie Arbeitslosigkeit und Lohnniveau im potentiellen Aufnahmeland eine sehr viel geringere Rolle spielten als zunächst angenommen. Die individuellen Entscheidungen seien viel komplexer. Da gehe es etwa um familiäre Verbindungen und soziale Netzwerke im Aufnahmeland.

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Frank Kalter 22 min
Bildrechte: IMAGO/Jens Schicke

Platz 3 bei Flüchtlingsaufnahme weltweit

Weltweit nähmen nicht die wohlhabenden Industriestaaten die meisten Flüchtlinge auf, sondern eher niedrig oder mittelentwickelte Länder, sagte der Migrationsforscher. Deutschland allerdings liege aktuell bei der Aufnahme weltweit auf Platz 3 hinter der Türkei und Kolumbien, gefolgt von Ländern wie Pakistan und Uganda. Das liege an der relativ hohen Zahl syrischer und ukrainischer Flüchtlinge, die Deutschland zuletzt aufgenommen habe.

Keine Hinweise auf Anreize durch Sozialsystem

Auch die Theorie, Deutschland setze zu viele Anreize etwa im Sozialsystem, um Migranten anzulocken, ist für Kalter nicht haltbar. Es gebe einfach keinerlei Hinweise darauf, dass das wirklich diese Effekte hat. Es sei eine falsche Annahme, dass "im weitesten Sinne Hilfsmaßnahmen" automatisch Migration forcieren würde.

MDR (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. Februar 2023 | 10:00 Uhr

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