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Virologe Alexander Kekule hat in seinem Podcast erklärt, wieso eine US-Studie fehlerbehaftet ist. Bildrechte: UKH Halle/Zentrale Fotostelle/Arvid Rostek

Kekulés Corona-KompassWie eine Aussage des Virologen Kekulé zur Fake News wurde

01. Dezember 2022, 05:00 Uhr

Fake News entstehen schnell. Die rechtskonservative Schweizer Zeitung "Weltwoche" hat kürzlich ein Zitat des Virologen Alexander Kekulé aus dem Kontext gegriffen und titelte "Es gibt keinen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften". Warum das nicht so stehen bleiben kann.

Kekulé spricht im Podcast regelmäßig zu Corona-Themen. Bildrechte: MDR/dpa

Im Podcast "Kekulés Corona-Kompass" vom 15. November besprechen der Virologe Alexander Kekulé und Moderator Jan Kröger eine Studie aus den USA. In der Untersuchung ging es im Wesentlichen um zwei Fragen: Wie gefährlich ist es, sich wiederholt mit Corona zu infizieren? Und welche Rolle spielt der Impfstatus für den Krankheitsverlauf bei weiteren Ansteckungen?

Die Datengrundlage der Forscher sind ärztliche Abrechnungsdaten von fast sechs Millionen US-Veteranen – also ehemaligen Soldaten. Grob gesagt kommt die Studie zu diesem zentralen Ergebnis: Eine Reinfektion mit Covid-19 führt zu einem signifikant höheren Risiko für Hospitalisierung oder Tod – unabhängig davon, ob jemand ungeimpft oder geimpft ist. Das passt überhaupt nicht zu bisherigen Forschungsergebnissen, strich Virologe Kekulé heraus.

"Das hieße ja, dass Leute, die immunisiert sind – zum Teil, weil sie geimpft sind, zum Teil weil sie schon mal eine Infektion durchgemacht haben – bei einer zweiten Infektion eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, zum Beispiel schwere Lungensymptome zu bekommen."

Kekulé zweifelt an allgemeiner Gültigkeit der Studie

Kekulé äußert im Podcast umgehend Zweifel an der Methodik der Studie. Grundsätzlich seien Beobachtungsstudien wie die vorliegende nie geeignet, Kausalzusammenhänge darzustellen. Außerdem müsse man sich fragen, ob die Daten, so wie sie präsentiert werden, eins zu eins auswertbar seien. Die Studie beziehe nur Menschen ein, die wirklich beim Arzt gewesen seien. Wer bei einer Reinfektion nur leichte oder keine Symptome hatte und sich nicht ärztlich vorgestellt hat, fiel durchs Raster. Außerdem:

"Diese Veteranen sind natürlich auch durchschnittlich ziemlich alt. Es sind fast alles Weiße, fast alle männlich. Es sind nur ca. zehn Prozent Frauen dabei. Und sie haben nur etwa zehn Prozent dabei, die unter 38 Jahre sind – das ist das Durchschnittsalter in den USA."

Weltwoche: Kommentieren keine Publikationen

Mit anderen Worten, wenn alte Menschen erneut an Corona erkranken, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie auch schwere Verläufe haben. Zudem weisen unter anderem Untersuchungen der Berliner Charité darauf hin, dass die Wirkung der Corona-Impfung bei alten Menschen schneller nachlasse. All diese Einschränkungen des Virologen nimmt die "Weltwoche" in ihrem Online-Artikel jedoch nicht auf. Sie zitiert Kekulé nur mit dieser Passage:

"Ob einer geimpft war oder nicht, hat sein Risiko, bei einer Zweitinfektion noch mal schwer krank zu werden oder sechs Monate später so etwas wie Long Covid zu haben, überhaupt nicht verändert."

"Die Weltwoche", die in der Schweiz als Sprachrohr der nationalkonservativen Partei SVP gilt, antwortet auf Nachfrage von MDR AKTUELL, man kommentiere keine Publikationen. Man wolle aber den Link zum MDR-Podcast in den Online-Artikel einfügen.

Alexander Kekulé sieht die Fake-News-Karriere, die sein Zitat gemacht hat, gelassen: "Jetzt haben wir hier mehr so Corona-Kritiker-freundliche Medien. Die sagen jetzt: Der Kekulé hat ja bestätigt, dass die Impfung nix bringt. Also, diese Studie hat in diesem Patientenkollektiv keinen Unterschied gesehen bei Geimpften und Ungeimpften."

Kekulé sagt weiter, dass man die Studie ja komplett zerlegt und erklärt habe, warum diese sehr fehlerbehaftet sei. Und daher glaube er keines der beiden Ergebnisse: Weder, dass die Impfung sinnlos sei, noch dass die Krankheitsverläufe von Infektion zu Infektion immer schlimmer werden würden.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 01. Dezember 2022 | 06:00 Uhr