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Bericht der SWKLehrermangel wird noch 20 Jahre andauern

27. Januar 2023, 19:45 Uhr

In den kommenden Jahren wird der Lehrermangel weiter sichtbar und drängender, da mehr Lehrkräfte in Rente gehen als neue Lehramtsstudierende nachkommen. Ein Bericht der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) prognostiziert für die nächsten zwei Jahrzehnte deshalb ein düsteres Bild. Die Experten haben ein Konzept ausgearbeitet, wie mit der Lage umgegangen werden könnte, etwa weniger Teilzeitmöglichkeiten, größere Schulklassen und eine höhere Altersgrenze.

Den Schulen in Deutschland steht nach Experteneinschätzung beim Personal noch eine sehr lange Durststrecke bevor. "Das Problem des Lehrkräftemangels wird aller Voraussicht nach in den kommenden 20 Jahren bestehen bleiben", heißt es in einer am Freitag vorgestellten Stellungnahme von Bildungswissenschaftlern für die Kultusministerkonferenz (KMK).

Der Mangel bedrohe die Unterrichtsversorgung der Schülerinnen und Schüler und beeinträchtige auch die Qualität des Unterrichts. In dem Papier werden Vorschläge dargelegt, wie die Situation kurz- bis mittelfristig entspannt werden könne. Manches davon wird in den Bundesländern bereits umgesetzt.

Rückkehr aus der Pensionierung

Die Kommission empfiehlt beispielsweise, dass Lehrkräfte aus dem Ruhestand zurückgewonnen oder diese über die Altersgrenze hinaus beschäftigt werden könnten. Die Experten sprechen sich zudem für weniger Arbeit in Teilzeit aus. Es solle außerdem geprüft werden, ob die Anzahl der Unterrichtsstunden pro Woche befristet erhöht werden könne – mit finanziellem Ausgleich oder Abgeltung durch weniger Arbeitszeit in späteren Jahren. Auch Hybridunterricht und eine bessere Anerkennung der Abschlüsse von Lehrern aus dem Ausland werden als Maßnahmen von den Experten empfohlen.

Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte der Rheinischen Post am Freitag, der Lehrkräftemangel sei ein Ergebnis der "Versäumnisse der Bildungspolitik der letzten zehn bis fünfzehn Jahre". Der seit 2012 "beobachtbare Geburtenanstieg" sei ignoriert und zusätzlich "Abertausende von Lehramtsstudienplätzen in den letzten Jahrzehnten abgebaut" worden. In der derzeitigen Lage könnten nur "Notmaßnahmen" helfen, sagte Meidinger. Quereinsteiger müssten angeworben und nachträglich qualifiziert werden. Zudem brauche es attraktive Beschäftigungsangebote für Lehrkräfte im Ruhestand und Lehramtsstudierende als Unterrichtsaushilfen, sagte Meidinger.

Jährlich fehlen 1.600 Lehrer

Momentan und auf absehbare Zeit kommen nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte nach, wie angesichts der Entwicklung der Schülerzahlen und der Abgänge in den Ruhestand gebraucht würden. Berechnungen der KMK hatten ergeben, dass zwischen 2021 und 2035 im Schnitt jährlich etwa 1.600 Lehrkräfte fehlen dürften. Pessimistischere Prognosen gehen von einer deutlich größeren Zahl aus. Aktuell sind nach Angaben der Kultusministerien der Länder mehr als 12.000 Lehrerstellen unbesetzt, wie eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in den 16 Bundesländern gezeigt hatte.

dpa (kar)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 27. Januar 2023 | 13:06 Uhr