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MDRfragt - Das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandCorona bald zu Ende? MDRfragt-Gemeinschaft so zuversichtlich wie noch nie

09. Juni 2021, 05:00 Uhr

Die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an unserer Befragung beteiligt haben, blickt wieder zuversichtlich in die Zukunft, was das Ende der Corona-Krise betrifft. Auch die allgemeine Stimmung hellt sich endlich wieder auf. Dass das Ende der Pandemie aber schon greifbar nah ist, bezweifeln dagegen die meisten: Drei Viertel gehen von einer neuen Infektionswelle im Herbst aus, wie die aktuelle Befragung zeigt. An ihr haben sich mehr als 22.000 Menschen beteiligt.

von Kristin Hansen, MDRfragt-Redaktionsteam

Die Corona-Maßnahmen werden allmählich gelockert, die Inzidenzwerte sinken und das Wetter ist sommerlicher – vermutlich ist es eine Mischung aus all diesen Aspekten, die die Stimmungslage der MDRfragt-Gemeinschaft aufhellt, denn: Die Menschen in Mitteldeutschland sind wieder optimistischer geworden. Erstmals seit einem Jahr überwiegt wieder die Zuversicht, dass die Krise bald überstanden sein könnte. 57 Prozent zeigen sich bei der aktuellen Befragung zuversichtlich, dass das Ende der Corona-Krise nah ist, so viele wie noch nie seit Beginn unserer Befragungen. Noch Mitte April lag der Wert bei nur 20 Prozent.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Kommentare der MDRfragt-Mitglieder zeigen jedoch auch: Es ist eine vorsichtige Zuversicht, geknüpft an einige Eventualitäten:

Unter der Voraussetzung, dass keine Mutante eingeschleppt wird, auf die die Impfung nicht anspricht, die Zahl der Geimpften weiter steigt und an Auffrischimpfungen gedacht wird, bin ich vorsichtig optimistisch.

39-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Wenn sich alle an die Regeln halten und alles langsam angehen lassen, bin ich zuversichtlich, dass es bergauf geht.

68-jähriger Teilnehmer aus Leipzig

Die Situation scheint zuversichtlich. Euphorie ist noch nicht angebracht, wird aber zu oft schon wieder unvernünftig ausgelebt. Kann man nicht einfach vernünftig freudig sein?

59-jährige Teilnehmerin aus dem Erzgebirgskreis

MDRfragt-Mitglieder überwiegend positiv gestimmt

Auch die allgemeine Stimmung unter den Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern ist wieder besser beworden. Nachdem sie bei unserer letzten Befragung zum Thema Mitte April auf dem Tiefpunkt seit Beginn der Corona-Krise angekommen war, geben nun wieder 85 Prozent (damals 58) an, dass es ihnen eher bis sehr gut geht.

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Zuletzt waren die Werte Mitte Mai 2020 vergleichbar hoch. Auch damals wurden die ersten Lockerungen der Corona-Beschränkungen eingeleitet.

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Passend dazu findet sich auch in unserer Visualisierung der meistgenannten Wörter, mit denen die MDRfragt-Mitglieder in dieser Befragung ihre Stimmung ausgedrückt haben, viel Positives:

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Mehr als die Hälfte erwartet erneuten Anstieg der Corona-Zahlen – drei Viertel neue Welle im Herbst

Trotz der guten Stimmung ist die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, skeptisch, was die weitere Entwicklung des Infektionsgeschehens anbelangt. Nach vielen Monaten mit hohen Inzidenzwerten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Corona-Zahlen zwar zuletzt deutlich gesunken. Dass diese Entwicklung von Dauer sein wird, glaubt die Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht: 56 Prozent erwarten, dass die Zahlen zunächst niedrig bleiben, nach einer gewissen Zeit aber wieder steigen werden. Besonders mit Blick auf den Herbst haben Viele Befürchtungen, dass es noch einmal zu einer großen Zahl an Corona-Infektionen kommen könnte: Mehr als drei Viertel (77 %) halten eine neue Welle im Herbst für wahrscheinlich.

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Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns geschrieben, wie sie die weitere Entwicklung einschätzen:

Es wird vermutlich weitere Wellen geben. Diese werden aber deutlich flacher ausfallen und nicht mehr so harte Maßnahmen erfordern, keinen Lockdown oder vergleichbar harte Einschränkungen.

63-jähriger Teilnehmer aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen

Wenn die Impfungen ihr Versprechen halten, dann sollte es im Herbst keine großen Probleme mehr geben. Wenn.

36-jähriger Teilnehmer aus Leipzig

Die Menschen müssen sich daran gewöhnen, das Corona keine Eintagsfliege ist und nicht verschwinden wird. Daher gehe ich von Unvorsichtigkeit, Leichtsinn und Übermut aus, der einen Anstieg der Infektionszahlen wieder im Herbst erwarten lässt.

72-jähriger Teilnehmer aus Nordsachsen

Lockerungen abhängig von Inzidenz finden drei Viertel richtig

Aufgrund der sinkenden Inzidenzwerte gibt es in vielen Regionen Lockerungen, beispielsweise bei Gastronomie und Hotellerie, bei Schulen und Kitas oder beim Sport. Dass viele Lockerungen von der jeweiligen Corona-Lage im Landkreis oder der kreisfreien Stadt abhängig gemacht werden finden rund drei Viertel (76 %) richtig. Ein Fünftel (20 %) findet es falsch.

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Die "wiedererlangten Freiheiten" haben viele MDRfragt-Mitglieder bereits genutzt oder wollen es bald tun:

  • Die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, möchte vor allem die Gastronomie bald wieder nutzen und verreisen (54-58 %).

  • Einen Gaststättenbesuch im Freien haben zudem bereits 28 Prozent wieder genossen.

  • Besuche von Verwandten und Tagesausflüge haben ebenfalls bereits viele wieder getätigt (58 bzw. 44 %).

  • Zögerlich sind jeweils mehr als ein Viertel, wenn es um den Besuch von Kino, Theater, Oper oder Konzert oder um Gaststättenbesuche im Innenbereich geht: 27 bzw. 26 % möchten hierauf bis auf Weiteres noch verzichten.

Tempo der Lockerungen: Für rund die Hälfte genau richtig

48 Prozent und damit fast die Hälfte der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, finden das Tempo der Lockerungen genau richtig. Für 28 Prozent ist das Tempo der Lockerungen zu langsam. 21 Prozent dagegen finden es zu schnell.

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Besonders den beiden jüngeren Altersgruppen (16 bis 29 und 30 bis 49 Jahre) kommen die Lockerungen nicht schnell genug: Hier finden 35 Prozent, das Tempo ist zu langsam.

Einige MDRfragt-Mitglieder haben hierzu ihre Meinung geschrieben:

Bei so geringen Inzidenzen kann man fast davon sprechen, dass Corona kaum noch existent ist. Aus diesem Grund sollte es weitere Lockerungen geben.

26-jährige Teilnehmerin aus dem Saale-Holzland-Kreis

Es ist gut, dass es Lockerungen gibt. Man sollte es aber auch nicht übertreiben. Lieber vorsichtig und Schritt für Schritt vorgehen.

67-jähriger Teilnehmer aus Halle

Wenn genügend Bürger geimpft sind, müßte es weitere Lockerungen geben. Wir brauchen Normalität.

69-jährige Teilnehmerin aus dem Vogtlandkreis

Trotz Impfmöglichkeiten sind viele Menschen corona-müde und möchten zu viel, zu schnell, sofort die Einschränkungen loswerden. Ich finde, Leichtsinn und Unverantwortlichkeit nehmen zu.

51-jährige Teilnehmerin aus Erfurt

Verwirrung bei den Lockerungen: 6 von 10 fällt es schwer, den Überblick zu behalten

Die Lockerungen sind sehr kleinteilig und unterscheiden sich von Region zu Region. 60 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, fällt es schwer, den Überblick zu behalten, was nun erlaubt ist und was nicht. 43 Prozent halten die Regeln für zu kompliziert. Lediglich ein Viertel (25 %) hat angegeben, dass sie wissen, wo sie sich informieren können und den Überblick behalten.

Auch zu diesem Thema haben uns viele Kommentare erreicht. Hier eine kleine Auswahl:

Die Regeln sind einfach verwirrend, nicht überschaubar und vielfach unlogisch; besonders die regionalen Unterschiede innerhalb der Regionen sind absolut nicht nachvollziehbar. Es fehlen insgesamt strategische und verständliche Maßnahmen.

78-jährige Teilnehmerin aus Erfurt

Da muss man schon den Kopf einschalten, um mitzudenken. Bei dem Wirrwarr aber kein Wunder. Viele kleine hausgemachte Hürden.

63-jähriger Teilnehmer aus dem Erzgebirgskreis

Aus meiner Sicht kann sich jeder, der sich dafür interessiert, an verschiedenen Stellen über die aktuell geltenden Regeln informieren. Die Regeln werden in verschiedensten Medien ausführlich und permanent erläutert.

59-jährige Teilnehmerin aus dem Landkreis Leipzig

Mehr als die Hälfte für Beibehalten der Maskenpflicht

Trotz Lockerungen bleiben einige Maßnahmen erhalten, beispielsweise die Maskenpflicht beim Einkaufen oder im ÖPNV. Die Mehrheit (57 %) findet, diese Maßnahme sollte beibehalten werden. Zusammengerechnet 42 Prozent sprechen sich dagegen für eine weitere Lockerung bzw. eine Aufhebung der Maskenpflicht aus.

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Die Testpflicht, beispielsweise beim Besuch von Freizeiteinrichtungen, würden 42 Prozent gern beibehalten, aber zusammengerechnet 57 Prozent würden hier gern weitere Lockerungen oder die Aufhebung der Regel sehen. Für weitere Lockerungen oder Aufhebungen der Kontaktbeschränkung sprechen sich zusammengerechnet 80 Prozent aus. 19 Prozent möchten, dass die Kontakte auch weiterhin zunächst beschränkt bleiben.

Impfbereitschaft: Drei Viertel wollen sich schnellstmöglich impfen lassen oder sind es bereits

76 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, wollen sich so schnell wie möglich gegen das Coronavirus impfen lassen oder sind bereits geimpft. Das sind 8 Prozent mehr als noch Mitte April, als wir zuletzt danach fragten. 10 Prozent wollen zunächst Langzeitstudien abwarten, bevor sie sich impfen lassen. Zusammen wollen sich also 86 Prozent früher oder später impfen lassen. Dieser Anteil ist in den letzten Monaten annähernd konstant geblieben, hat sich allerdings zunehmend zugunsten der sofortigen Impfung verschoben. Elf Prozent lehnen eine Impfung für sich persönlich ab – zwei Prozentpunkte weniger als noch Mitte April.

So hat sich die Impfbereitschaft seit der letzten Befragung entwickelt

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK | MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Impfung für Kinder: Mehrheit der Eltern will ihre Kinder nicht impfen lassen

Auch Kinder ab 12 Jahren sollen sich demnächst in Deutschland gegen Corona impfen lassen können. Die Ständige Impfkommission wird nach jetzigem Stand jedoch keine generelle Impfempfehlung aussprechen.

Wir wollten von den Befragten wissen, ob sie ihre Kinder impfen lassen würden, sobald es möglich ist. 40 Prozent haben dies mit nein beantwortet. Nur etwas weniger (34 %) würden sich bei ihren Kindern dafür entscheiden. Diejenigen, die selbst Eltern von minderjährigen Kindern sind, sind skeptischer: 56 Prozent der Mütter und Väter würden ihre Kinder nicht impfen lassen, sobald dies möglich ist. 28 Prozent stehen einer sofortigen Impfung der Kinder aufgeschlossen gegenüber. 14 Prozent sind noch unentschlossen.

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Zur Kinder-Impfung gegen Corona haben uns zahlreiche MDRfragt-Mitglieder geschrieben:

Da es für Kinder noch keine großen, langfristigen Feldstudien geben kann, bin ich strikt dagegen, Eltern bzw. Sorgeberechtigten diese Entscheidung aufzubürden. Wir wissen nicht, was der Impfstoff im Körper von pubertierenden/heranwachsenden Kindern auslöst bzw. auslösen kann.

42-jähriger Teilnehmer aus Chemnitz

Ich habe keine Kinder in dem Alter. Ich würde aber noch abwarten, bis es sicherere Studien gibt. Es ist eine schwere Entscheidung bei Kindern, da sie ja noch ihr Immunsystem entwickeln und weniger schwer krank werden.

52-jähriger Teilnehmer aus Magdeburg

Beim Thema Kinder wird immer von der geringen Sterblichkeit geredet. Aber die Gefahren einer Long Covid Erkrankung, unter der die Kinder unter Umständen ihr Leben lang zu kämpfen haben, werden ignoriert. Eine Priorisierung der Kinder wäre sinnvoll.

45-jähriger Teilnehmer aus dem Ilm-Kreis

Die Befragungsergebnisse zum Herunterladen

Über diese BefragungDie Befragung mit dem Titel "Corona-Lockerungen: Rückkehr zur Normalität oder Ruhe vor dem nächsten Sturm?" lief vom 04.-07.06.2021.

An der Befragung haben 22.339 Menschen teilgenommen. Aktuell sind bei MDRfragt 43.911 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 384 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.841 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.350 Teilnehmende
65+: 8.764 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 11.084 (50 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.860 (26 Prozent)
Thüringen: 5.395 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 53 Prozent
Weiblich: 47 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

MDR-Schwerpunkt: Das Coronavirus

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 09. Juni 2021 | 14:00 Uhr