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Direkt aufs Smartphone: Im Dezember vergangenen Jahres wurden erstmals großflächig Probewarnungen via Cell Broadcast verschickt. Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn

Bundesweiter WarntagCell Broadcast: So kommt die Probewarnung aufs Handy

13. September 2023, 15:54 Uhr

Probe für den Ernstfall: Am Donnerstag werden in Deutschland die Alarmsysteme für einen Katastrophenfall getestet. Seit Februar gehört offiziell auch das Cell-Broadcast-System zu den Wegen, über die die Bevölkerung gewarnt werden kann. Wie das System funktioniert und was zu beachten ist.

Zum dritten Mal findet am Donnerstag der deutschlandweite Warntag von Bund, Ländern und Kommunen statt. Seit Februar ist mit Cell Broadcast (CB) ein weiteres Warnsystem offiziell in Betrieb, um Menschen bei Katastrophen in Deutschland effektiver zu warnen. Der Dienst funktioniert ohne App und ermöglicht das massenhafte Versenden von Warnnachrichten über das Mobilfunknetz direkt aufs Handy.

Cell Broadcasting als Lehre aus Versagen bei Flutkatastrophe

Die Bedeutung von Warnsystemen wurde im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen deutlich, als Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Danach kam eine breite Debatte über Verbesserungen in Gang.

Neben dem Aufbau des bundesweiten Systems für das Cell Broadcasting förderte der Bund den Ausbau des Sirenennetzes mit fast 90 Millionen Euro.

Mit der Einführung von Cell Broadcast war Deutschland spät dran. In anderen EU-Ländern war Cell Broadcast längst im Einsatz. Bereits seit 2018 gibt es eine EU-Richtlinie, die die Mitgliedsstaaten zur Einführung umfassender digitaler Warnsysteme für den Bevölkerungsschutz verpflichtet. Deutschland ging jedoch zunächst einen Sonderweg mit diversen Warnapps wie Nina, Nora und Katwarn. Mit mäßigem Erfolg. So kamen die Test-Warnungen beim Warntag 2020, wenn überhaupt, eine halbe Stunde zu spät bei Nutzerinnen und Nutzern an. Im Katastrophenfall eine halbe Stunde, die über Leben und Tod entscheiden kann. Auch bei der Hochwasserkatastrophe 2021 haben die Warnsysteme versagt. Apps und Sirenen-Systeme haben nicht ausgereicht. Mehr als 180 Menschen kamen bei der verheerenden Flut im Ahrtal ums Leben.

2021 fiel der Warntag wegen der noch andauernden Verbesserungen der Alarmsysteme nach den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe im Sommer aus. Beim Warntag am 8. Dezember 2022 wurden nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) dann mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens einen Warnkanal erreicht. Das Cell-Broadcasting-System wurde im vergangenen Jahr erstmals großflächig getestet. Seine Abdeckungsrate lag bei rund 53 Prozent, wie das BBK unter Berufung auf eine eigene Umfrage berichtete.

So funktioniert Cell Broadcast

Doch wie funktioniert das System Cell Broadcasting? Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind – daher der Name Cell Broadcast. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Man muss auch keine Mitteilungs-App für das Lesen von SMS öffnen, da der Warntext ohne Zusatz-Anwendung als Push-Meldung auf dem Bildschirm erscheint. Mit dem Eintreffen des Warntextes ertönt auch ein lautes Tonsignal und der Vibrationsalarm wird aktiviert – unabhängig davon, ob das Telefon stumm geschaltet ist oder nicht.

Für den Versand der Nachrichten wird der Standard SMS-CB verwendet, der wenig Ressourcen verbraucht und die Netze so nicht überlasten soll. Da nur Textinhalte übermittelt werden, spielt es keine Rolle, wie schnell oder langsam die Verbindung ist. Ein Haken bleibt jedoch: Wer gar keinen Netzempfang hat und im Funkloch sitzt, bekommt auch keine Warnmeldung. Auch ein leerer Akku, der Flugmodus oder eine fehlende SIM-Karte können das Warnsystem zum Stottern bringen.

Technische Voraussetzungen für den Empfang von Warnmeldungen

Um die Warnmeldungen via Cell Broadcast zu bekommen, muss das Handy oder Smartphone mit CB kompatibel, eingeschaltet und empfangsbereit sein. Auch der Flugmodus muss ausgeschaltet sein. Wer ein iPhone von Apple besitzt, benötigt als Betriebssysteme mindestens die Versionen iOS 16.1. Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind ab Version 11 kompatibel. Das BBK empfiehlt, regelmäßig die Softwareupdates zu installieren.

Außerdem lohnt sich ein Blick in die Einstellungen. iPhone-User finden unter "Mitteilungen" ganz unten Einstellungen zu Cell Broadcast Warnungen. Warnungen für "Extreme Gefahr" und "Gefahreninformationen" sind standardmäßig aktiviert, "Testwarnungen" jedoch nicht. Wer auch Testwarnungen erhalten möchte, kann hier den Schalter umlegen. Die Mobilfunkbetreiber Telekom, Vodafone oder Telefónica Deutschland stellen diesbezüglich weiterführende Informationen bereit.

Für den Testlauf am morgigen Donnerstag spielt es nach Angaben des BBK keine Rolle, ob die "Testwarnungen" auf dem Smartphone deaktiviert sind. Die Probewarnung wird dennoch zugestellt. Auch um den Datenschutz müssten sich die Empfänger der Probewarnungen via Cell Broadcast keine Gedanken machen:

Cell Broadcast ist datenschutzkonform. Für die Aussendung von Cell Broadcast Nachrichten werden keine personenbezogenen Daten erhoben oder verarbeitet.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Die Warnmeldung werde an alle empfangsbereiten Mobilfunkendgeräte ausgesendet, ohne dass der Absender der Warnmeldung die Mobilfunknummer oder andere Daten der Empfänger kenne oder erfassen könne.

Umfrage solle Wirksamkeit des Probealarms erfassen

Um die Wirksamkeit des Warntages zu prüfen, können Bürgerinnen und Bürger auf der Webseite www.warntag-umfrage.de ihre Erfahrungen mit der Probewarnung teilen. Die Umfrage endet am 21. September. Erfragt wird unter anderem, über welche Kanäle die Menschen die Probewarnungen empfangen haben. Die Auswertung der Daten soll im Frühjahr 2024 vorliegen.

MDR, afp, dpa (lik)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Nachrichten | 14. September 2023 | 06:16 Uhr