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Städte und Kommunen starten wieder die Winterhilfsangebote für Obdachlose. Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam

MitteldeutschlandStädte starten mit Winterhilfe für Obdachlose

03. November 2022, 15:32 Uhr

Städte und Kommunen bereiten jetzt wieder ihre Winterhilfsangebote für Obdachlose vor. Wegen der gestiegenen Preise belastet das aber auch die Kassen der Kommunen und Städte.

Viele Städte in Mitteldeutschland starten in diesen Tagen ihre Winterhilfe für Obdach- und Wohnungslose. Doch Grippewelle, Corona und überlastete Kommunen - all das dürfte im bevorstehenden Winter für besonders harte Bedingungen sorgen. Wohlfahrtsverbände warnen davor, die Menschen auf der Straße sich selbst zu überlassen. 

Werena Rosenke befürchtet, dass die kalte Jahreszeit vor allem für Wohnungs- und Obdachlose besonders hart werden könnte. Bildrechte: IMAGO / Metodi Popow

Werena Rosenke blickt mit Sorge auf den kommenden Winter. Die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe befürchtet, dass die kalte Jahreszeit vor allem für Wohnungs- und Obdachlose besonders hart werden könnte. Auch wegen der hohen Inflation. "Bei steigenden Preisen können sie mit dem geringen Einkommen - was viele zum Beispiel ausschließlich durch betteln oder den Verkauf von Straßenzeitungen generieren - ja überhaupt nicht mehr über die Runden kommen", erklärt Rosenke.

Sozialreport: Obdachlosigkeit nimmt zu

In vielen Städten nahm die Obdachlosigkeit zuletzt zu. In Leipzig etwa leben zurzeit knapp 300 Menschen auf der Straße, heißt es im jüngsten Sozialreport der Stadt. Vor sieben Jahren waren es noch halb so viele. Werena Rosenke rechnet damit, dass es noch mehr werden.

Die steigenden Preise, die Inflation, die explodierenden Energiekosten würden zwangsläufig viele Haushalte, die jetzt schon am Existenzminimum leben, in große Bedrängnis bringen. "Das heißt, wir befürchten einfach, dass diese Menschen in eine Verschuldungsspirale geraten und an deren Ende können dann auch Mietschulden stehen und die Gefahr, die Wohnung zu verlieren", sagt Rosenke.

Hilfe bekommen Obdachlose von Kommunen und Wohlfahrtsverbänden: Wie auch in den Jahren zuvor haben sie spezielle Winterprogramme für Obdachlose gestartet. Die Zahl der Schlafplätze wurden erhöht und zum Beispiel in Unterkünften Duschen und Waschmaschinen zur Verfügung gestellt. Manche Städte bieten sogar Tagesunterkünfte an. Wer Not leidet, dem kann geholfen werden, sagt Frieder Weigmann von der Diakonie Mitteldeutschland, die selbst mehrere Notunterkünfte betreibt. 

"Wenn es jetzt kalt wird, wenn ein Wintereinbruch kommt und wenn ich sehe, dass ein Mensch einsam auf der Parkbank sitzt, dann kann ich ihn gerne ansprechen, dann kann ich auch die Polizei rufen und dann wissen auch die Polizeibeamten, wo man sich hin wenden kann", betont Weigmann. Niemand müsse in der Kälte draußen erfrieren, weil kein Platz ist. "Das wird bei uns nur sehr selten passieren." 

Rosenke fürchtet Einschränkungen für Obdachlose

Doch zugleich leiden auch die Kommunen unter gestiegenen Energiepreisen und Inflation. Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe befürchtet daher, dass für die Angebote für Obdachlose in diesem Winter das Geld fehlen könnte, dass zum Beispiel die Heizung heruntergedreht wird und die Dusche lauwarm bleibt. Frieder Weigmann von der Diakonie Mitteldeutschland teilt diese Sorge jedoch nicht. 

"Wir stützen unsere Hoffnung auch darauf, dass für die Kosten, die für den Betrieb einer Einrichtung verbunden sind, auch Bund und Länder aufkommen und hier den Einrichtungen unter die Arme greifen", meint Weigmann. 

Bislang hat keine Stadt angekündigt, die Angebote für Obdachlose aus Kostengründen zurückzufahren. In manchen Städten werden auch in diesem Winter sogar Kältebusse durch die Straßen fahren, in denen sich Obdachlose aufwärmen können. Und städtische Mitarbeiter werden auf Kontrolltouren gehen, um erfrierende Obdachlose aufzustöbern. 

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 03. November 2022 | 07:53 Uhr